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"Lied//schmilzt": Konzert verbindet Schubert und Klimakrise

Die Klimakrise ist in den Konzertsälen angekommen. Musiker aus 40 deutschen Berufsorchestern sind für Klima-, Natur- und Artenschutz aktiv und möchten als "Orchester des Wandels" in ungewöhnlichen Konzertformaten Bewusstseinsarbeit leisten. Dasselbe Ziel verfolgt man am Donnerstag (24. Oktober) im Wiener Ehrbar Saal mit einem "Liederabend in einer sich erhitzenden Welt": "Lied//schmilzt" konfrontiert das idealisierte Naturbild der Romantik mit der heutigen Naturzerstörung.

Für Cathrin Chytil, die künstlerische Leiterin des historischen Konzertsaals in Wien-Wieden, ist das Konzert ein idealer Bestandteil ihres Saisonschwerpunkts "Mutter Natur", in dem man sich mit der Natur als Kraftspender, aber auch mit ihrer Gefährdung durch den Menschen auseinandersetzt. "Bei Musikerinnen und Musikern ist ein Bewusstseinsbildungsprozess im Gange", bestätigt Jean Beers. "Sie machen sich Gedanken darüber, wie sehr der internationale Konzertbetrieb mit seinen vielen Reisen noch zeitgemäß ist, aber auch darüber, wie man in den Programmen darauf eingehen kann." Die Komponistin und Pianistin, Professorin für Artistic Research an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt der Wien (MUK), ist Teil des planenden und ausführenden Trios von "Lied//schmilzt".

Neben Beers, die nicht nur Klavier spielt, sondern auch eine Komposition beisteuert, sind noch der Bass Max Bell und der Live-Elektroniker Simon Öggl mit von der Partie. Die elektronische Bearbeitung des Materials, das von Franz Schubert und Clara Schumann ebenso stammt wie von Gustav und Alma Mahler, Beethoven oder Richard Strauss, ist ein wesentlicher Teil des angestrebten "Gesamtkunstwerks" und soll sich "wie Filmmusik" über die klassischen Stücke legen. Wer genau hinhört, wird merken, dass dabei mitunter die Natur selbst mit einbezogen wird. Auch knirschender Schnee oder schmelzendes Eis erzeugt einen Sound, mit dem sich arbeiten lässt.

Dazwischen bekommt man etwa Auszüge aus alarmierenden Klimaberichten serviert, die wiederum zu Franz Schuberts und Wilhelm Müllers "Leiermann" passen: "Keiner mag ihn hören, Keiner sieht ihn an." Die Warnrufe der Forschenden will kaum jemand mehr hören: Immer die alte Leier ...

"Wir haben ein Script wie für eine Art Oper erstellt. Auf die visuelle Ebene haben wir aber bewusst verzichtet", erzählt Beers im Gespräch mit der APA. "Wir setzen bewusst auf einen emotionalen Zugang durch die Musik und haben uns gefragt: Was geht einem am meisten durch Mark und Bein?" Auch deshalb dürfen die "Kindertotenlieder" nicht fehlen. Eines glaubt Beers auf jeden Fall versprechen zu können: "Es wird sicher kein Konzert wie jedes andere!"

(S E R V I C E - "Lied//schmilzt", 24.10., 19.30 Uhr, im Ehrbar Saal, Wien 4, Mühlgasse 30, www.ehrbarsaal.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Am 24. Oktober findet im Wiener Ehrbar Saal das Konzert 'Lied//schmilzt' statt, das die Klimakrise thematisiert und von Musikern aus 40 deutschen Berufsorchestern gestaltet wird.
  • Das Konzert kombiniert klassische Musik von Komponisten wie Schubert und Mahler mit elektronischen Bearbeitungen und Naturklängen, um auf die Zerstörung der Natur aufmerksam zu machen.
  • Jean Beers, Cathrin Chytil und weitere Künstler verzichten bewusst auf visuelle Elemente und setzen auf einen emotionalen Zugang, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen.