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Lichtenstein-Schau: Porzellan als barockes Tischtheater

Das Porzellan anderer Leute genau unter die Lupe zu nehmen, gilt ja gemeinhin als eher unhöflich - im Falle der Fürsten Liechtenstein jedoch nicht. Unter dem Titel "Wunder und Wissenschaft" legt die Familie schließlich selbst in ihrer heurigen Sonderschau im Wiener Gartenpalais den Fokus auf jene fragilen Preziosen, die sich in der Sammlung finden und zu einem großen Teil von der Wiener Porzellanmanufaktur Du Paquier stammen. Das alles ist bei freiem Eintritt zu bestaunen.

Du Paquier war die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas nach Meißen. Unter kaiserlichem Schutz wurde diese 1718 vom Hofkriegsagenten Claudius Innocentius du Paquier gegründet. Die enge Beziehung zur Fürstenfamilie spiegelte sich auch räumlich wider, wie Stephan Koja als Direktor der Liechtensteiner Sammlungen, unterstreicht: "Nur wenige Schritte vom Gartenpalais Liechtenstein entfernt, gegenüber dem fürstlichen Pomeranzenhaus, führte Du Paquier in seinem 'laboratorium' erste Experimente durch."

Und diese waren schließlich von Erfolg gekrönt. Der Wiener Manufaktur kam letztendlich das Verdienst zu, leuchtende Farben auf dem Werkstoff Porzellan bannen zu können. Ein Fasan, tanzende Harlekine, Panther als Kannenhenkel oder ein auf 1730-1740 datiertes Jagdservice der Fürsten von Liechtenstein mit verschiedenen Motiven aus der Jägerei verdeutlichen, wie plastisch die Tischdekoration zur Repräsentation genutzt wurde.

Asiatika als Begleiter

Die aus der Donaumetropole stammenden Arbeiten werden in der Zusammenschau im barocken Prachtbau in Wien-Alsergrund nun jenen asiatischen Vorbildern zur Seite gestellt, die einst als Inspiration für die Entwicklung galten. So finden sich die charakteristisch blau-weißen Arbeiten aus der Ming-Dynastie zwischen den europäischen Epigonen. Man belässt es bei der Schau aber nicht nur bei der Zurschaustellung der kleinen, einst alltagstauglichen Kunstwerke, sondern stellt diese in den historischen Kontext. Schließlich änderte sich mit der Etablierung der Porzellankunst auch die europäische Tafelkultur. So konnte sich im barocken Rahmen das gemeinschaftliche Diner zum Kernstück fürstlicher Repräsentation aufschwingen.

Zugleich vergisst man nicht auf den technologischen Aspekt, dass die Alchemisten bei ihrer Suche nach der künstlichen Herstellung von Gold bekanntlich nicht erfolgreich waren, beim Weißen Gold jedoch fündig wurden. Und auch die mit dem Handel des wertvollen Werkstoffs einhergehende Industriespionage, der florierende Handel oder die Sammelleidenschaft der Monarchen finden Platz in der Schau. Diese ist heuer länger als zuletzt angesetzt. Für ganze zwei Monate steht das ansonsten nicht frei zugängliche Haus interessierten Liebhabern der fragilen Wunderwerke offen.

(S E R V I C E - Ausstellung "Wunder und Wissenschaft. Porzellan und Sammellust im barocken Wien" von 30. Jänner bis 30. März im Gartenpalais Liechtenstein, Wien 9, Fürstengasse 1. Geöffnet von Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt. Täglich Führungen. Dazu erscheint am 20. Februar "Wunder und Wissenschaft. Porzellan und Sammellust im Barocken Wien" unter Mitarbeit von Claudia Lehner-Jobst und Iris Yvonne Wagner, Sandstein Verlag, 208 Seiten, 41 Euro. www.palaisliechtenstein.com ; www.liechtensteincollections.at)

Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Wunder und Wissenschaft' im Gartenpalais Liechtenstein präsentiert Porzellan der Wiener Manufaktur Du Paquier, der zweitältesten Europas, und läuft vom 30. Januar bis 30. März bei freiem Eintritt.
  • Historische europäische Porzellanwerke werden asiatischen Vorbildern gegenübergestellt, um die Entwicklung der europäischen Tafelkultur und fürstlichen Repräsentation zu beleuchten.
  • Begleitend zur Ausstellung erscheint ein 208-seitiges Buch, das für 41 Euro erhältlich ist und tiefere Einblicke in die Porzellan- und Sammelkultur des barocken Wiens bietet.