Grubinger/Filzmaier/Wolf im Konzerthaus: Schlagfertig!
Alles begann mit einer Twitter-Wette von Filzmaier - glühender CF Barcelona-Fan - und Grubinger - glühender FC Bayern München-Fan - über die fußballhistorisch dramatische Frage, welche der beiden Mannschaften die bessere sei. Als Urteil des Fußballgottes sollte die damals nächste Partie der beiden Mannschaften herhalten, das Champions League-Viertelfinalspiel am 14. August 2020. Der Verlierer musste dem anderen etwas "schenken": Grubinger ein Privatkonzert für Filzmaiers Familie und Freunde, Filzmaier eine exklusive Lesung aus seinem Sportbuch bei den Grubingers.
Die Entscheidung für die Lesung hätte deutlicher nicht ausfallen können: Der FC Bayern vernichtete Barcelona mit 8:2 - doch Grubinger und Co. waren offenbar - wie Peter Filzmaier auf der Konzerthausbühne mutmaßte - nicht sooo erpicht auf die Lesung. Daher schlug der Musiker vor, beide sollten ihre "Wettschulden" einlösen, und das gleich in der Öffentlichkeit - also z. B. auf der Konzerthausbühne. Daraus entstanden zwei Abende im Mozartsaal - und schließlich wegen des großen Erfolges - aber einer längeren Coronapause - die grandiose Show im Großen Saal am Freitag.
Wie kommt ORF-Moderator Armin Wolf zu dem Ganzen? Das fragte Wolf am Beginn des Abends selbst, um gleich die Antwort mit einem Augenzwinkern nachzuliefern: "Peter und Martin kannten einander ja nicht persönlich, die Wette lief nur über Twitter. Ich kannte beide - und einen Moderator braucht's auch, daher habe ich mich einfach hineininterveniert." Das Resultat: ein sportlicher E-Musik-Star, ein ebenso sportlicher wie sport-historisch beschlagener Weltenerklärer und ein nach eigenem Bekunden deutlich sportferner TV-Moderator und Interview-Fels dribbeln sich höchst vergnüglich durch Sport-"Gschichtln", spielen einander gekonnt eine "Wuchtel" nach der anderen zu - mit erstaunlicherweise sehr seltenen Ferslern in Richtung Politik.
Armin Wolf, geborener Tiroler, machte aus seinem - in jedem Sinn - Sport-Unverständnis keinerlei Hehl: "Was hat es für einen Sinn, wenn Menschen über einen verschneiten Berg runterfahren? Sind doch eh alle fast gleich schnell ... nach drei Kilometern Streif innerhalb ein bis zwei Sekunden." Der Salzburger Martin Grubinger erläuterte umgekehrt seine für einen Musiker nicht unbedingt erwartbare Sportbegeisterung mit niemand geringerem als dem Herminator: "Hermann Maier, das war meine Motivation. Ich hab' mir ein Hermann Maier-Rennen angeschaut, dann bin ich stundenlang üben gegangen." Offensichtlich war das sehr hilfreich: Denn wie bei den großartigen Musik-Parts des Abends ersichtlich, verlangt die Art von Grubinger, Percussion zu spielen, nicht nur musikalisches Talent, sondern auch jede Menge "Schmalz". Und wie hält es Filzmaier mit dem Musizieren? Knappe Antwort: "Wenn ich singe, wäre das eine Menschenrechtsverletzung."
Nach zweieinhalb Stunden - oder in Fußball-Zeitmessung: dem Äquivalent von zwei Champions League-Hälften samt Verlängerung - ging es als letzte Zugabe auf der Konzerthausbühne quasi ans Elferschießen: Grubinger und Filzmaier matchten sich bei einem Contest an der Fußballtor-Lochwand. Und trotz Heimvorteils - es handelte sich um die FC Bayern-Lochwand von Martin Grubinger - entschied Peter Filzmaier das "Match" für sich, wenn auch nach beidseitig dürftiger Chancenauswertung mit einem mageren 1:0.
Fans von Martin Grubinger werden es schon wissen: Der 39-Jährige beendet in Kürze unfassbarerweise seine Percussion-Konzert-Karriere, dieser Abend war der drittletzte. Der Musiker wird am 29. Mai 40, am 30. und 31. Mai absolviert er mit ganz großem "Orchester" aus Musikkollegen, Freunden und Familie seine beiden allerletzten Auftritte, und zwar wiederum im Großen Saal des Wiener Konzerthauses.
Zusammenfassung
- Normalerweise trifft manche Politikerin/manchen Politiker eine Frage von ORF-Moderator Armin Wolf oder ein Killersatz von Polit-Analytiker Peter Filzmaier in der ZiB2 wie ein Paukenschlag.
- Alles begann mit einer Twitter-Wette von Filzmaier - glühender CF Barcelona-Fan - und Grubinger - glühender FC Bayern München-Fan - über die fußballhistorisch dramatische Frage, welche der beiden Mannschaften die bessere sei.