APA/ROLAND SCHLAGER

Foto Arsenal Wien wird "demokratisch" und "state of the art"

07. März 2025 · Lesedauer 4 min

Dort, wo früher LKWs zur Oper aufbrachen, bekommt Wien ein neues Ausstellungshaus: Das Foto Arsenal Wien im gleichnamigen Areal in Wien-Landstraße wird zum Zentrum der Fotografie und Lens Based Media. "Wir haben aus einem VW-Käfer einen Rolls Royce gebaut", so Felix Hoffmann, künstlerischer Leiter des Hauses, das am 21. März mit "Magnum. A World of Photography" und einer Einzelschau von Simon Lehner eröffnet. Die ganze Stadt ist eingeladen. "Wir sind ein demokratisches Haus!"

In den roten Backsteingebäuden des Objekts 19 im Arsenal wird noch gebohrt, geschliffen und geschraubt. Der Empfangscounter wird noch fertig gebaut. Für das Restaurant sucht man noch einen Betreiber. Ein Shop wird auch nicht fehlen. Seit 2022 hat das Foto Arsenal Wien im Museumsquartier residiert. Vor zwei Wochen ist man dann nach einer 18-monatigen Umbauphase in die lichtdurchfluteten, neuen Büros eingezogen, erzählt Hoffmann beim Besuch der APA. Die Kunst komme nächsten Montag. "Wir sind total froh", sagt der künstlerische Leiter über den Umzug, "weil das so eine eigene Sichtbarkeit bekommt".

Er ist in bester Gesellschaft. Das neue Ausstellungshaus ist eingebettet in ein kulturelles Umfeld. "Hinter mir befinden sich die Probebühnen des Burgtheaters und dort die Opernwerkstätten, und zusammen mit dem Heeresgeschichtlichen Museum und dem Österreichischen Filmmuseum LAB entsteht hier ein neuer Kulturcluster", betont Hoffmann. All das inmitten der bedeutendsten Baugruppe des Romantischen Historismus in Wien, die früher eine kaiserliche Waffenfabrik war.

Wo nun die Fotografie ihre Bühne bekommt, lagen schon im 19. Jahrhundert Werkstattbauten im militärisch genutzten Arsenalgelände. Ende der 1950er-Jahre wurden die Werkstätten der Österreichischen Bundestheater, heute ART for ART, mit ihren markanten Malersälen errichtet. Der Gebäudeteil, der nun das Ausstellungshaus beherbergt, wurde als eine Fahrbereitschaft für die Probebühnen des Burgtheaters und die Opernwerkstätten genutzt.

"State of the art"

"Wir können Leihgaben von MoMA und Tate ausstellen", sagt Hoffmann während eines Rundgangs durch die noch leeren und modern anmutenden Ausstellungsräume, die in 14 Tagen feierlich mit einer FM4-Party und Food Trucks eröffnet werden. "Das Ding ist Hightech", betont er, "jeder Scheinwerfer kann auf einen halben Lux gedimmt werden, es ist state of the art". Von der Stadt Wien im Herbst 2022 initiiert, wurden drei Millionen Euro in das Projekt investiert. "Sportlich", sagt Hoffmann, wenn man bedenke, was diese Technik kostet.

Die Räumlichkeiten sind mit eigener Be- und Entfeuchtung voll klimatisiert. Eine Fußbodenheizung in Niedertemperaturausführung steuert für jeden Raum separat die Wärmeversorgung des bestehenden Fernwärmeanschlusses, dessen Leitungen isoliert wurden, um Wärmeverluste so gering als möglich zu halten.

Blockbusterschau und ein junger Wiener

Bis zu zehn Ausstellungen sollen pro Jahr die ganze Bandbreite des Mediums abdecken. Immer eine große und eine kleine soll es geben. Zum Start widmet man sich mit "Magnum. A World of Photography" (22. März bis 1. Juni) den legendären Bildern der 1947 gegründeten Bildagentur, die den internationalen Fotojournalismus geprägt und ikonische Bilder hervorgebracht hat: James Dean mit der Zigarette auf dem Times Square. Marilyn Monroe in der Wüste von Nevada.

Über 300 Exponate werden die Prozesse hinter weltberühmten Bildern beleuchten. Werke von Ikonen wie Robert Capa und auch den zwei österreichischen Magna-Fotografen Inge Morath und Erich Lessing. Gleichzeitig widmet man dem 29-jährigen Wiener Simon Lehner eine kleine Einzelschau mit dem Titel "Clean Thoughts. Clean Images.": "Aus der Transformation von persönlichen Fotoarchiven in neu interpretierte digitale Räume generiert Simon Lehner Motive, die popkulturelle, kunsthistorische und persönliche Bildreferenzen aufgreifen", so der Pressetext.

Breitenwirksamkeit angestrebt

"Jetzt werden wir ein bisschen breiter", sagt der Bild- und Kulturwissenschafter, der vor drei Jahren aus Berlin nach Wien gekommen ist, um die neue Institution zu leiten. "Im Museumsquartier waren wir sehr spezifisch, hier werden wir in die Breite gehen, um über diese Breitenwirksamkeit Menschen anzulocken." Denn, so weiß Hoffmann, "das große Manko ist die fehlende öffentliche Infrastruktur" des neuen Standortes. Der nächste Supermarkt ist derzeit genauso weit entfernt wie die nächste Straßenbahnstation.

Für Kinder und Jugendliche hat man eine Dunkelkammer eingerichtet, eine Bibliothek und Seminarräume. Im Sommer sollen Picknick-Körbe zur Verfügung gestellt werden. Man will sich viel Neues einfallen lassen und zeigt sich vorsichtig optimistisch. "Die Idee der Stadt war, eine Form von Dezentralisierung in Wien zu leben", so der neue Herr über Objekt 19. "Das kriegt jetzt ein eigenes Gesicht."

(S E R V I C E - "Magnum. A World of Photography" und "Simon Lehner: Clean Thoughts. Clean Images." im Foto Arsenal Wien, von 22. März bis 1. Juni. 3., Arsenalplatz, Objekt 19. https://www.fotoarsenalwien.at)

Zusammenfassung
  • Das Foto Arsenal Wien eröffnet am 21. März im Arsenal Wien-Landstraße als neues Zentrum für Fotografie und Lens Based Media.
  • Die Eröffnungsausstellung 'Magnum. A World of Photography' zeigt ikonische Bilder der Bildagentur Magnum vom 22. März bis 1. Juni.
  • Das Projekt wurde von der Stadt Wien initiiert und mit drei Millionen Euro finanziert, um eine Hightech-Ausstellungshalle zu schaffen.
  • Bis zu zehn Ausstellungen pro Jahr sollen die Bandbreite der Fotografie abdecken, darunter auch eine Einzelschau des Wiener Künstlers Simon Lehner.
  • Trotz begrenzter öffentlicher Infrastruktur soll das Foto Arsenal Wien eine breitere Öffentlichkeit ansprechen und bietet spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche.