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Eindrucksvolles Finale beim Brucknerfest Linz

Das Internationale Brucknerfest Linz 2024 ging Freitagabend mit einer eindrucksvollen Aufführung von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8, c-Moll, Fassung 1890, durch das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner zu Ende. Die Aufführung fand am Todestag des Komponisten in der Stiftsbasilika von St. Florian statt. Anlässlich seines 200. Geburtstages steht Oberösterreich heuer musikalisch ganz im Banne seines bedeutendsten Komponisten.

Das Finale des Brucknerfestes - das mit dem 200. Geburtstag Bruckners am 4. September begann - fand passend zum Brucknerjahr mit Bruckners Orgel und seiner Begräbnisstätte darunter statt. Das Bruckner Orchester Linz musiziert seit mehr als einem halben Jahrhundert so oft wie kein anderes Orchester in St. Florian. Inzwischen kann es sich dort mit internationalen Klangkörpern messen. Die Wiedergabe von Bruckners meist gespielter zweiter Fassung seiner Sinfonie Nr. 8 zum Ausklang des Brucknerfestes 2024 belegte dies einmal mehr. Die Sinfonie wurde von denselben Interpreten zuletzt im heurigen Sommer am gleichen Ort musiziert.

Poschner legte diesmal besonderen Wert auf das Atemholen zwischen einzelnen Abschnitten der riesenhaften Sinfonie. Er verlangte seinem Orchester Pianissimo-Einsätze in den Streichern von unglaublicher Qualität ab. Dazu kamen makellos strahlende Bläserfanfaren und Choräle. Alles in allem: das Bruckner Orchester Linz in Höchstform! Begeisterte Zuhörer konnten nach dem Verklingen des letzten Taktes die vom Dirigenten geplante Stille nicht mehr zurückhalten.

Eingeleitet wurde das Konzert von der Uraufführung eines Werks für Orgel und Orchester des österreichischen Komponisten Klaus Lang. Er hat das kurze dreiteilige Werk ausdrücklich für die Orgel in St. Florian und das Bruckner Orchester geschaffen. Die Orgel spielte der Komponist selbst. Er hat das Instrument zurückhaltend und keineswegs solistisch eingesetzt, was man hätte erwarten dürfen. Ein ruhiger Klangteppich von Streichern und kleinem Bläserensemble, der im Tempo einer feierlichen Prozession gleichkommt, bleibt in Erinnerung.

Programmatischer Höhepunkt des heurigen Brucknerfestes war der Originalklang-Zyklus im Linzer Brucknerhaus, bei dem alle elf Sinfonien Anton Bruckners - einschließlich der Studiensinfonie und der "Nullten" - in ihrer Erstfassung von internationalen Orchestern und Dirigenten präsentiert wurden. Ein Projekt, das es in dieser Form weltweit noch nie gegeben hat.

Allein in Oberösterreich, der Heimat des Komponisten, fanden bzw. finden im Gedenkjahr zum 200. Geburtstag 29 Aufführungen von Bruckner-Sinfonien statt. Elf Konzerte bestritt das Bruckner Orchester Linz, vor allem unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner. Mit Christian Thielemann und Zubin Mehta reisten die Wiener Philharmoniker ins Linzer Brucknerhaus an. Franz Welser-Möst leitete The Cleveland Orchestra beim Open Air-Geburtstagskonzert am 4. September in Ansfelden. In der Stiftsbasilika von St. Florian, unter deren großer Orgel Anton Bruckner bestattet ist, wurden sieben sinfonische Bruckner-Konzerte veranstaltet. Als besonderen Höhepunkt feierte Dirigent Herbert Blomstedt dort mit den Bamberger Symphonikern und Bruckners Sinfonie Nr. 9 seinen 97. Geburtstag. Abgesehen von seinen Sinfonien wurde und wird auch Bruckners kirchenmusikalisches Schaffen vielfach aufgeführt, auch von ambitionierten Laien-Ensembles.

Das Int. Brucknerfest Linz erzielte 2024 mit rund 18.600 Besucher:innen bei insgesamt 35 Veranstaltungen eine Auslastung von 77 Prozent. Für René Esterbauer, den Kaufmännischen Geschäftsführer der LIVA (Linzer Veranstaltungsgesellschaft), ein "überwältigender Publikumszuspruch", wohl auch angesichts der personellen Veränderungen in Intendanz und Aufsichtsrat des Brucknerhauses im heurigen Jahr. Das Klassik-Festival stand im Schatten einer Compliance-Affäre, die den Brucknerhaus-Intendanten Dietmar Kerschbaum den Job und Klaus Luger (SPÖ) das Bürgermeisteramt gekostet haben - und damit Neuwahlen des Stadtoberhaupts nötig macht.

Das Internationale Brucknerfest Linz 2024 ist zu Ende. Das Bruckner-Jahr zu seinem 200. Geburtstag geht mit rund hundert Veranstaltungen in Oberösterreich bis zum Jahresende 2024 noch weiter.

(Von Wolfgang Katzböck/APA)

(S E R V I C E - www.brucknerfest.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Internationale Brucknerfest Linz 2024 endete mit einer beeindruckenden Aufführung von Bruckners Sinfonie Nr. 8 durch das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner, passend zum 200. Geburtstag des Komponisten.
  • Das Brucknerfest erreichte mit rund 18.600 Besuchern bei 35 Veranstaltungen eine Auslastung von 77 Prozent, trotz der Compliance-Affäre, die zu personellen Veränderungen im Brucknerhaus führte.
  • Ein Höhepunkt des Festivals war der Originalklang-Zyklus, bei dem alle elf Sinfonien Bruckners in ihrer Erstfassung von internationalen Orchestern präsentiert wurden, ein weltweit einzigartiges Projekt.