De Keersmaeker zeigte "Mozart/Concert Arias" in St. Pölten
"Un moto di gioia", eine Bewegung der Freude also, so lautet das nach einer Konzertarie betitelte Motto, und diese Lebensfreude zieht sich auch wie ein roter Faden durch den Abend. Liebe, Lust, Leidenschaft, aber auch Larmoyanz und Leiden finden auf wohltuend ironische Weise - leitmotivisch verstärkt - zu virtuoser Darstellung. Raffinierte historisierende Kostüme, ein ebenso schlichtes wie wirkungsvolles Bühnenbild, ein Live-Orchester (das Tonkünstler-Orchester NÖ unter Ulises Maino), ein Live-Pianist (Pedro Beriso) und drei hervorragende Live-Sängerinnen (Emma Posman, Olga Pasitschnyk und Raphaele Green) erschaffen gemeinsam mit der grandiosen Compagnie ein vitales Fest des Lebens.
Die Muster der freudigen Bewegung sind vielfältig, reichen von Rokoko-Gestik bis Dancefloor, von animalischen Assoziationen bis zu Stepp-Elementen, Schluchzen und Scherzen liegen nahe beieinander: ein lustvolles Eintauchen in den weiten Mozart'schen Gefühlskosmos. Und gerade diese immense Lebenslust erweist sich als ideales therapeutisches Mittel nach den traumatisierenden Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit. Insofern hat De Keersmaekers Werk nicht nur keine Patina angesetzt, sondern bewährt sich mehr denn je als lebensbejahender Muntermacher.
"Ich werde das Stück so beibehalten, wie es vor 30 Jahren kreiert wurde, und ein paar zusätzliche Fragezeichen hinzufügen", wird De Keersmaeker im Programmheft zitiert. Das Stück hält jedenfalls über die Jahre, was es verspricht, mehr noch: Es erinnert an den heiteren Geist der Humanität.
(S E R V I C E - Festspielhaus St. Pölten, Tel. 02742/908080-600, www.festspielhaus.at)
Zusammenfassung
- Drei Jahrzehnte nach ihrer Uraufführung in Avignon erlebt die Produktion "Mozart/Concert Arias" der belgischen Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker ein bemerkenswertes Revival.
- Eindrücklich zu erleben war dies am Freitagabend beim Gastspiel des Opera Ballet Vlaanderen im Festspielhaus St. Pölten, am Samstag folgt ein zweiter Auftritt.