Brasilianischer Film gewinnt Goldenen Leoparden in Locarno
Regel Nummer 34: Von allem, was im Internet existiert, gibt es eine Pornoversion. So steht es beispielsweise auf Wikipedia geschrieben. Julia Murat reflektiert diese Aussage in ihrem dritten Spielfilm, indem sie nach der Vereinbarkeit von Lust, Freiheit und Schutz fragt.
Giona A. Nazzaro, künstlerischer Leiter des Locarno Film Festival, sprach von einem "gewagten und politischen Werk, das ein wichtiges Zeichen setzen wird". Außerdem betont er die Bedeutung der Auszeichnung für die brasilianische Filmkunst. Diese habe "bedeutende Werke zur Geschichte des Weltkinos beigetragen", biete "ein Kino, das sich an vorderster Front für die Idee einer integrativen und freien Welt einsetzt", wurde er in der Aussendung vom Samstag zitiert.
Den durch Abstimmung der Zuschauer ermittelten Publikumspreis, der an einen der außerhalb des internationalen Wettbewerbs in den Freiluftaufführungen gezeigten Filme geht, holte sich "Last Dance" der Schweizer Filmemacherin Delphine Lehericey. Sie erzählt darin von einem älteren Witwer, der nach dem Verlust seiner Frau zum Tanz findet.
Der Spezialpreis im Concorso internazionale ging an "Gigi la legge" von Alessandro Comodin, der Leopard für die beste Regie an Valentina Maurel für "Tengo sueños eléctricos". Ihr Film hat auch gleich die Leoparden für die beste Darstellerin (Daniela Marín Navarro) und den besten Darsteller (Reinaldo Amien Gutiérrez) abgeräumt.
Für seinen Film "Matter out of Place", in dem er bildgewaltig schildert, wie unser Planet langsam mit den Müllbergen des Menschen verwächst, erhielt der Österreicher Nikolaus Geyrhalter zwar nicht den Goldenen Leoparden, dafür aber den Umweltfilm-Preis Pardo Verde WWF. Auch eine zweite österreichische Produktion, Ruth Maders Glaubensdrama "Serviam" um Druck und Gewalt in einer Klosterschule, war im Wettbewerb vertreten.
In der Kategorie Concorso Cineasti del presente gewann die slovakische Regisseurin Tereza Nvotová für ihren Film "Svetlonoc" ("Nightsiren") einen Goldenen Leoparden. Darin erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die in ihr Heimatdorf in den Bergen zurückkehrt. Dort sucht sie nach Antworten auf Fragen, die auf ihre schwierige Kindheit zurückgehen.
Der Spezialpreis in derselben Kategorie ging an Christina Tynkevych für "Yak Tam Katia?" ("How Is Katia?"), jener für die beste Nachwuchsregie an Juraj Lerotić für "Sigurno Mjesto" ("Safe Place"). Letzterer gewann außerdem den Preis für den besten Debütfilm.
Das Filmfest wurde von 128.500 Zuschauern besucht, was einem Zuwachs von gut 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, wie die Organisatoren am Sonntagnachmittag mitteilten. Demnach besuchten 56.500 Zuschauerinnen und Zuschauer die Piazza Grande und 72.000 die verschiedenen Kinosäle in der Stadt. Nach zwei Jahren Coronavirus-Pandemie konnte die 75. Ausgabe des bedeutendsten Schweizer Filmfestivals weitgehend unbeeinträchtigt durchgeführt werden.
Zusammenfassung
- Es ist ein Film über die Omnipräsenz von Sex und über seine Regeln.
- Überreicht wurden die Preise am Samstagabend im Rahmen einer Festivalabschlusszeremonie auf der Piazza Grande.
- Regel Nummer 34: Von allem, was im Internet existiert, gibt es eine Pornoversion.
- In der Kategorie Concorso Cineasti del presente gewann die slovakische Regisseurin Tereza Nvotová für ihren Film "Svetlonoc" einen Goldenen Leoparden.