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Birdy auf neuen Wegen: Weniger Herzschmerz, mehr Synthie-Pop

Im Videoclip zu ihrem Ohrwurm "Paradise Calling" tanzt Birdy ausgelassen über eine Wiese. Zu treibenden Popbeats ertönen kräftige Synthesizer-Riffs. Dann schmettert die britische Sängerin und Songwriterin den mitreißenden Refrain, der sich schon beim ersten Hören im Kopf festsetzt. Sich zu diesem energiegeladenen Popkracher nicht zu bewegen, ist eigentlich unmöglich. Munter begibt sich Birdy auf ihrem fünften Studioalbum auf neues musikalisches Terrain.

Auf "Portraits" überrascht die 27-Jährige mit einer wuchtigen Produktion und markanten Synthie-Sounds. "Ich wollte etwas machen, dass mir in der Entstehung Spaß macht", erzählt Birdy im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. "Denn die letzte Platte war irgendwie so intim und introvertiert und der ganze Prozess war ziemlich schmerzhaft." Auf "Young Heart" hatte sie eine Trennung verarbeitet. "Danach wollte ich das genaue Gegenteil machen."

Sie spricht leise und wirkt fast ein wenig schüchtern - ganz anders als auf dem Album. "Portraits" ist ein selbstbewusstes, vielseitiges Popalbum, auf dem sich Birdy als gereifte Künstlerin präsentiert. Inspiriert worden sei sie dabei von Beth Gibbons, Patti Smith, PJ Harvey und Kate Bush. "Sie macht so eine wunderschöne Mischung", sagt Birdy über Bush, "diese Mischung von elektronischen und sehr traditionellen, klassischen, fast folkigen Instrumenten und Geschichtenerzählen, ich liebe es, wie das zusammenkommt. Das ist wie aus einer anderen Welt."

Das atmosphärische "Raincatchers" ist gewissermaßen ein würdiger Nachfolger für Bushs "Cloudbusting". "Das ist eins meiner Lieblingslieder von ihr", erzählt Birdy. Das gesamte Album "Hounds Of Love" von 1985 habe es ihr angetan. "Ich bin mir sicher, dass ich Elemente von "Cloudbusting" aufgesogen habe." Auch bei "Ruins II" klingt ihre Begeisterung für die britische Ausnahmekünstlerin durch.

Wiederum zeigt "Ruins I", welchen Einfluss Portishead-Sängerin Gibbons hatte. "Der Mix aus elektronischen und akustischen Instrumenten, die Rohheit ihres Gesangs im Kontrast zu diesen härter klingenden Instrumenten", erklärt Birdy, die - darauf muss man trotz aller prominenter Vorbilder hinweisen - absolut ihr eigenes Ding durchzieht. Nicht ein einziger Song auf "Portraits" wirkt wie eine Kopie oder etwas Aufgewärmtes. Birdy ist immer nur Birdy.

Ein britisches Magazin attestierte ihr in der Vergangenheit, sie habe ihr eigenes Genre geschaffen. Darauf angesprochen nickt sie erfreut. "Das ist schön, das gefällt mir", sagt sie. "Die Leute fragen mich immer, wie ich meine Musik beschreiben würde. Und ich weiß es nicht wirklich. Ich sitze ja nicht im Studio und denke: Okay, jetzt mache ich mal sowas. Meine Einflüsse kommen aus so vielen verschiedenen Richtungen, dass sich das schwer sagen lässt."

Zwölf Jahre ist es her, dass die Sängerin, die bürgerlich Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den Bogaerde heißt, als Teenagerin mit ihrer Coverversion von "People Help The People" berühmt wurde. Sie hatte sich die Ballade der Indieband Cherry Ghost vollends zu eigen gemacht und landete damit einen Welthit. Ergreifende Balladen zählen immer noch zu ihren Stärken, auch wenn der Herzschmerz etwas in den Hintergrund gerückt ist.

Im Kontrast zu den meisten anderen Tracks auf ihrem neuen Album sind bei "Your Arms" nur ihre warme Stimme und ein Klavier sowie gegen Ende ein paar sehr dezente Synthesizer zu hören. Bei "I Wish I Was A Shooting Star", "Battlefield" und "Tears Don't Fall" sorgt ein detailreiches Klanggerüst für Atomsphäre. "Automatic" ist hingegen sanfter Synthie-Pop. Fast jeder Song auf dem Album eignet sich fürs Radio, ohne dass es nur annähernd so wirkt, als wäre das Absicht gewesen.

Keine überflüssigen Gastauftritte, keine lästigen Auto-Tune-Effekte - mit "Portraits" präsentiert Birdy ein Popalbum jenseits angesagter Trends, dafür voller Natürlichkeit und mit hochklassigen Songs und gehaltvollen Texten. Dass mit "Paradise Calling" nun erstmals ein Lied von ihr die Tanzflächen füllen könnte, amüsiert Birdy. Zumal sie für den dazugehörigen Videoclip zwei Tage proben musste. "Ich tanze dermaßen schlecht", gibt sie zu und lacht. "Ich bin wirklich keine Tänzerin."

(S E R V I C E - https://www.officialbirdy.com/)

ribbon Zusammenfassung
  • Im Videoclip zu ihrem Ohrwurm "Paradise Calling" tanzt Birdy ausgelassen über eine Wiese.
  • Dann schmettert die britische Sängerin und Songwriterin den mitreißenden Refrain, der sich schon beim ersten Hören im Kopf festsetzt.
  • "Portraits" ist ein selbstbewusstes, vielseitiges Popalbum, auf dem sich Birdy als gereifte Künstlerin präsentiert.
  • Nicht ein einziger Song auf "Portraits" wirkt wie eine Kopie oder etwas Aufgewärmtes.