EU-Kommission will KI-Gigafabriken schaffen
Nur 13 Prozent der EU-Unternehmen würden KI nutzen, sagte Henna Virkkunen, Vizepräsidentin der EU-Kommission für technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, in der Pressekonferenz. KI würde aber Möglichkeiten in vielen Bereichen eröffnen. "Künstliche Intelligenz ist das Herzstück, um Europa wettbewerbsfähiger, sicherer und technologisch souveräner zu machen. Der globale Wettlauf um KI ist noch lange nicht vorbei. Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Dieser Aktionsplan skizziert die Schlüsselbereiche, in denen die Anstrengungen intensiviert werden müssen, um Europa zu einem führenden KI-Kontinent zu machen", so die Finnin.
Auch in Österreich wird bereits eine KI-Fabrik aufgebaut: Die Initiative "AI Factory Austria" (AI:AT) soll das österreichische Ökosystem für Künstliche Intelligenz (KI) rund um Forschung, Unternehmen und öffentliche Institutionen stärken. Konkret wird ein neuer KI-optimierter Supercomputer angeschafft und ein KI-Hub aufgebaut, der als One-Stop-Shop, Coworking-Space und zentrale Anlaufstelle der Community dienen soll. Geleitet wird das Projekt von Advanced Computing Austria (ACA) und dem Austrian Institute of Technology (AIT) in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen und industriellen Partnern, teilte das Konsortium im März mit.
Zur Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Unternehmen etwa bei den KI-Fabriken meinte Kommissarin Virkkunen, die EU sei immer sehr offen für US-Technologie gewesen. Sie betonte einerseits die Bedeutung von guten Partnerschaften mit Partnern in der ganzen Welt aber auch, dass die EU ihre eigenen Kapazitäten ausbauen müsste. Die EU verfüge über die "stärkste Forschungsgemeinschaft der Welt", und könne "in diesem Sektor sehr wettbewerbsfähig sein", zeigte sie sich überzeugt.
KI-Innovationen brauchen Daten und Talente
KI-Innovationen brauchen laut der Kommission auch den Zugang zu großen Mengen hochwertiger Daten und die richtigen Talente. Data Labs sollen große, hochwertige Datenmengen aus verschiedenen Quellen in KI-Fabriken zusammenführen und koordinieren. Die Kommission will mit Talentepools die internationale Anwerbung von hoch qualifizierten KI-Experten und -Forschern fördern. Damit mehr Unternehmen KI nutzen, will Brüssel eine KI-Strategie auf den Weg bringen und Regulierungen abbauen. Virkkunen betonte in der Pressekonferenz, dass dies keine Verwässerung des "AI Act", der die KI auf EU-Ebene regelt, bedeute.
Die Kommission sei dabei, alle Vorschriften durchzusehen und zu vereinfachen, nicht nur das KI-Gesetz, betonte die Finnin. Die sogenannten "Omnibus-Vorschläge" sehen neben weniger Bürokratie bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auch Vereinfachungen im digitalen Bereich vor. Ziel ist, dass rund ein Viertel weniger Bürokratie die Unternehmen belasten soll. Der AI Act sei in seinen Grundsätzen und Hauptzielen sehr engagiert, betonte die Vizepräsidentin. Rechtssicherheit sei wichtig für Innovation. "Ich sehe nicht, dass es jemandem schadet, wenn wir etwas Bürokratie abbauen."
AI Act gilt weiterhin
Der "AI Act" sieht eine strengere Regulierung von Künstlicher Intelligenz vor. Entwickler müssen laut den Regeln klar kenntlich machen, dass durch Künstliche Intelligenz geschaffene Texte, Bilder und Töne auf dieser Technologie beruhen. Durch die EU-Verordnung soll weiters die Qualität der für die Entwicklung der Algorithmen verwendeten Daten gewährleistet und sichergestellt werden, dass bei der KI-Entwicklung keine Urheberrechte verletzt werden. Verschärfte Vorgaben soll es für "risikoreiche" Anwendungen geben, etwa bei kritischer Infrastruktur, Sicherheitsbehörden und Personalverwaltung.
"Als Digitalisierungsstaatssekretär begrüße ich den AI Continent Plan der Europäischen Kommission. Denn beim Thema KI haben wir keine Zeit zu verlieren. Der Plan setzt einen wichtigen Impuls, um Europa technologisch zu stärken und strategisch zu positionieren. Entscheidend wird nun eine enge und koordinierte Umsetzung mit den Mitgliedstaaten sein - nur gemeinsam können wir eine starke, europäische KI-Infrastruktur und eine "KI-Made in Europe" aufbauen, Innovation fördern und gleichzeitig Rechtssicherheit gewährleisten", betonte Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) in einer Mitteilung.
Die SPÖ-EU-Abgeordneten Elisabeth Grossmann und Hannes Heide sahen in den Plänen eine Chance für Europa. "Digitale Innovation ist gut für Europa - für unsere Wettbewerbsfähigkeit, aber auch, um uns unabhängiger von internationalen Techkonzernen wie Meta und Co. zu machen", teilte die SPÖ in einer Aussendung mit. Beide EU-Parlamentarier warnten allerdings vor Rückschritten bei der Regulierung.
Zusammenfassung
- Die EU-Kommission plant, mit dem KI-Kontinent-Aktionsplan Europa zum globalen Leader der Künstlichen Intelligenz zu machen.
- InvestAI mobilisiert 20 Milliarden Euro für bis zu fünf Gigafabriken in der EU, darunter auch die AI Factory Austria.
- Nur 13 Prozent der EU-Unternehmen nutzen derzeit KI, was die Kommission ändern will.
- Henna Virkkunen betont die Bedeutung von KI für Europas Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität.
- Der AI Act regelt die Nutzung von KI streng, besonders bei risikoreichen Anwendungen.