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"Better Man": Robbie-Biopic als Ritt durch den Schmerz

Es ist der denkbar skurrilste Ansatz für eine Filmbiografie: Der britische Popstar Robbie Williams wird in Michael Graceys "Better Man" von einem Affen dargestellt. Wie es dazu gekommen ist, erzählte Williams zuletzt mehrfach: Er selbst habe sich gegenüber dem Regisseur als "performing monkey" bezeichnet und nehme die Welt entsprechend durch die Augen eines Affen wahr. Die außergewöhnliche Idee geht überraschend gut auf.

Die Technik, die die Firma Wētā FX bereits in Filmen wie "Planet der Affen" oder "Herr der Ringe" angewendet hat, macht es möglich: Die Mimik von Robbie Williams trifft auf das lustvolle Körperspiel von Jonno Davies, das Computerprogramm erledigt den Rest. Hat man sich als Zuschauer einmal daran gewöhnt, einen Affen im Wohnzimmer, in der Badewanne und schließlich auf der Bühne zu sehen, geht das Konzept auf, und man begleitet die außergewöhnliche Karriere des heute 50-Jährigen von ersten Duetten mit seinem Vater vor dem Fernseher in Stoke-on-Trent bis zu seinem Megaauftritt in Knebworth vor 375.000 Fans.

Dabei setzt der Film bereits in Williams Kindheit an, in der er beim Fußballspielen mit den Nachbarskindern nicht nur als Letzter in die Mannschaft gewählt wird, sondern als Tormann mit scharfen Schüssen gedemütigt wird. Bereits hier wird in Nahaufnahmen deutlich, wie akribisch Williams' Mimik im Vorfeld digitalisiert wurde. "Es ist traurig, aber mit Tieren solidarisieren wir uns oft stärker als mit Menschen", erklärte Gracey im Rahmen einer Pressekonferenz bei der Deutschland-Premiere in Köln. Und so leidet man von der ersten Minute an mit dem jungen Robbie, der als Außenseiter schikaniert wird. Auch der Moment, in dem die Familie vom Vater verlassen wird, rührt zu Tränen, zumal eine Kinderstimme den Megahit "Feel" anstimmt.

Apropos Soundtrack: Für den Streifen wurden alle Songs - von "She's The One" über "Let Me Entertain You" bis zu "Angels" neu arrangiert und von Williams erneut eingesungen. Auch leiht Williams seiner Figur im englischen Original seine Stimme. Besonders beeindruckend ist jene Szene, in der die Take That-Karriere zu den Klängen von "Rock DJ" im Stil eines rasanten Musikvideos mit zahlreichen Kostümwechseln und Massenszenen auf der Regent Street abgespult wird. Dabei gleichen die gecasteten Schauspieler frappant den früheren Bandmitgliedern rund um Gary Barlow. Was folgt, ist Williams drogen- und alkoholbedingter Verfall, der bereits als Teenager seinen Lauf nimmt. Wie wenig psychische Gesundheit in den 1990ern im Showbiz präsent war, zeigt eine Szene zwischen Vater und Sohn: "Was hast DU denn bitte zu jammern?", fragt der Vater seinen am Boden zerstörten Nachwuchs.

Auch in weiterer Folge dominiert die dunkle Seite von Williams' Biografie. Auf den kurzen Lichtblick durch die Beziehung zu "All Saints"-Sängerin Nicole Appleton folgt der Zusammenbruch nach einer von deren Manager angeordneten Abtreibung des gemeinsamen Babys und die folgende Trennung. Zwar nimmt daraufhin Williams' Karriere als Solokünstler Fahrt auf, doch Depressionen und Drogensucht bestimmen den schmerzvollen Alltag.

Dass es am Ende trotzdem noch zu einem Happy End kommt, liegt an Williams selbst: Er zog vor 20 Jahren die Notbremse, ging auf Entzug, fand in der US-Amerikanerin Ayda Field seinen Lebensmenschen und bekam mit ihr vier Kinder. Auf eine Journalistenfrage, ob es einen zweiten Teil von "Better Man" geben würde - schließlich endet der Streifen mit den beiden Shows in Knebworth 2003 und - dramaturgisch danach gesetzt - dem Swing-Auftritt in der Albert Hall im Jahr 2001. "Sicher nicht", lachte Williams in Köln. "Ich glaube, Konflikte und Trauma sind besser für die Klicks. Niemand will einen Film über einen ausgeglichenen Menschen sehen, der täglich normale Dinge tut."

ribbon Zusammenfassung
  • In der Filmbiografie 'Better Man' wird Robbie Williams auf ungewöhnliche Weise von einem Affen dargestellt, was seine Karriere von der Kindheit bis zu einem Auftritt vor 375.000 Fans in Knebworth nachzeichnet.
  • Williams' schwierige Kindheit, seine Außenseiterrolle und sein späterer Kampf mit Drogen und Depressionen werden im Film thematisiert, wobei alle Songs neu arrangiert und von ihm selbst eingesungen wurden.
  • Trotz der dunklen Phasen endet der Film mit einem Happy End, da Williams vor 20 Jahren auf Entzug ging und eine Familie mit Ayda Field gründete.