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Album "Udopium" zum Geburtstag - Udo Lindenberg wird 75

Mit neuer Platte und neuen Plänen will Rockmusiker Udo Lindenberg am Montag seinen 75. Geburtstag feiern. "Ich bin schneller als das Alter, ein Sprinter und Marathon-Mann", sagte Lindenberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. "Alter steht für Radikalität und Meisterschaft und nicht fürs Durchhängen." Das Album "Udopium - Das Beste" mit 75 Songs erschien bereits am Freitag: ein Best of aus fünf Jahrzehnten und vier neue Stücke.

Fast sein Leben lang schon macht der gebürtige Westfale (Gronau) Musik, anfangs noch als Schlagzeuger. 1968 kam er als Tramper und Trommler nach Hamburg. Damals wurde die Musikkneipe "Onkel Pö" zu seinem Wohnzimmer und lebte er zusammen mit Kollegen wie Otto Waalkes und Marius Müller-Westernhagen in einer "Villa Kunterbunt"-WG, heute rockt er für sein neues Video auf dem Dach der Elbphilharmonie.

Das Hamburger Hotel "Atlantic" ist seit den 1990er Jahren Dauerwohnsitz des Musikers, sein Wohnzimmer nennt Lindenberg gern den Bereich mit Lobby und Bar - wo in einem Gang von ihm gemalte "Likörelle" an der Wand hängen, er sonst auch mal einen Eierlikör mit den Gästen trinkt und Fans auf ein Foto mit ihm warten. Wie andere Häuser auch sei das Spitzenhotel an der Alster auf einmal wegen der Pandemie verwaist gewesen - die Corona-Stille habe ihn an das verlassene Hotel im Horrorklassiker "Shining" erinnert, erzählt er.

Ein "Pippo Langstrumpf" sei er immer geblieben, sagt Lindenberg. Einer, der sich die Welt schon immer gemacht hat, wie sie ihm gefällt. Und sie auch gern mal auf den Kopf stellt - selbst wenn es für ihn nach unten geht. Höhen und Tiefen hat er in allen Extremen erlebt. Das erste Album "Lindenberg", noch auf Englisch gesungen, war 1971 ein Flop. Doch mit neuer deutscher Rock"n"Roll-Sprache und "echtem Straßenschnack" revolutionierte er in den 70er Jahren die deutschsprachige Rockmusik, landete Hits und feierte riesige Revuen. Er bemühte sich auf und jenseits der Bühne schon lange vor dem Mauerfall 1989 um Auftritte bei seinen Fans im Osten Deutschlands und ein wiedervereintes Deutschland, durchlebte dunkle Zeiten und Alkohol-Abstürze in den 90ern und begeisterte – längst von den meisten abgeschrieben – seit dem Comeback mit "Stark wie Zwei" (2008) auf Tourneen durch ausverkaufte Arenen und Fußballstadien

Fast 1.000 Songs schrieb Lindenberg nach Angaben des Labels DolceRita Music zwischen 1971 und 2021 und erreichte laut GfK Entertainment bisher 1.134 Charts-Platzierungen. Auch das Best of beginnt mit "Hoch im Norden" in den frühen 70ern und reicht bis zum 36. und jüngstem Studioalbum "Stärker als die Zeit" (2016). "Meine Songs haben immer alles reflektiert: ob Friedensbewegung, Studentenrevolte, Schwulen- und Lesbenbewegung, Mauerfall oder jetzt Fridays for Future", sagt er und sieht sich "als Zeitzeuge, aber auch Mitgestalter". Einer, der noch immer "Udopien" hat: "Die großen Aufgaben der Menschheit können nur auf internationaler Ebene geregelt werden. Eine Weltregierung muss kommen, zumindest für die globalen Fragen", fordert Lindenberg und setzt auf die To-do-Liste: "Abschaffung des Militärs! Die Kohle, die man dadurch spart – man könnte damit sofort alle Menschen auf der Welt ernähren, außerdem braucht man das Geld für die Abwendung der Klimakatastrophe."

In seinen vier neuen Liedern setzt der inzwischen gegen Corona Geimpfte auf eine Dosis, wie er sie auch lebt: mehr Aus- als Rückblick. Zufrieden zurück schaut er in "Wieder genauso" mit der Überzeugung: "Ich würd"s wieder genauso tun, genauso wie es war. Mit jedem Höhenflug und jeder Talabfahrt." "Mittendrin" im Leben sieht er sich im nächsten Titel – und hoffnungsvoll: "Wir starten wieder durch, das war genug Entbehrung", singt er, "malen uns wie Likörelle, die dunkle Welt wieder bunt". Letztlich auf das zu hören, was man fühlt, empfiehlt er an anderer Stelle: "Mein Herz ist mein Kompass und zeigt mir den Weg". Auch für den Weg aus der Pandemie ist Lindenberg voller Zuversicht: "Da vorn is' doch Land in Sicht, jetzt aufgeben kannst Du nicht", macht ein weiterer der neuen Titel Mut – "weil goldene Zeiten gar nich' mehr weit sind, wenn wir zusammensteh'n".

Viele Menschen hätten die Folgen der Corona-Pandemie sehr hart getroffen, sagt Lindenberg, dagegen gehe es ihm verhältnismäßig gut, er habe ja auch noch seine Malerei. Seine abgesagte Tour hofft er im nächsten Jahr nachholen zu können. Die Zeit ohne Konzerte sei für ihn wie ein "kalter Entzug" – und die weitgehende Isolation der vergangenen Monate "eine seltene Erfahrung" gewesen. "Allein mit mir, die Tiefen meiner Seele ausgelotet. Wo selbst die hellste Taschenlampe nicht mehr durchkommt, über Tage und Nächte - das hat man ja sonst nie." Sein neues "Udopium" sieht er nicht als Nostalgie-Platte. "Wenn ein Blick zurückgeht, geht der Blick gleichermaßen voll nach vorne - in eine fairere Welt", sagt Lindenberg. "Die Welt besser zu machen, das hab ich auch immer als meine Aufgabe gesehen."

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stellte sich als einer der ersten Gratulanten ein. "Meine guten Wünsche gelten einer Musiker-Legende. Hits wie 'Cello', 'Sonderzug nach Pankow' oder 'Hinterm Horizont geht's weiter' haben viele Menschen mehr geprägt als manche Schulstunde", schrieb Steinmeier dem Künstler, wie das Bundespräsidialamt am Sonntag mitteilte.

"Meine guten Wünsche gelten auch einem Menschen mit Haltung, der seinen Überzeugungen immer treu geblieben ist, der seinen Glauben an das Gute im Menschen, an die Veränderbarkeit der Welt, an die Liebe und die Achtung vor dem anderen nie verloren hat." Mit seinem großen zivilgesellschaftlichen Einsatz gebe er allen ein Vorbild. Die Rechte der Kinder lägen im besonders am Herzen. "Seit vielen Jahren setzen Sie sich für Unicef ein und helfen mit, das Leid vieler Mädchen und Jungen in Krisengebieten zu lindern und ihnen eine gerechtere und friedlichere Zukunft zu geben", würdigte Steinmeier den Künstler. "Dafür sage ich Ihnen heute meinen großen Dank."

Lindenberg soll Hamburger Ehrenbürger werden. Das hat Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am 75. Geburtstag des Sängers vorgeschlagen. "Vor über 50 Jahren hat Udo Lindenberg seine Heimat in Hamburg gefunden und seine musikalische Karriere hier begonnen. Er hat Hamburg geprägt und Hamburg ihn", sagte Tschentscher. Seine Popularität habe Lindenberg auch immer genutzt, um klare Botschaften zu senden für Freiheit und Toleranz, gegen Gewalt und Diskriminierung. Seit Ende der 1960er Jahre lebt er in Hamburg.

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  • Mit neuer Platte und neuen Plänen will Rockmusiker Udo Lindenberg am Montag seinen 75. Geburtstag feiern.
  • "Ich bin schneller als das Alter, ein Sprinter und Marathon-Mann", sagte Lindenberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
  • "Alter steht für Radikalität und Meisterschaft und nicht fürs Durchhängen."
  • Das Album "Udopium - Das Beste" mit 75 Songs erschien bereits am Freitag: ein Best of aus fünf Jahrzehnten und vier neue Stücke.