Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird sinken
"Wir rechnen damit, dass bereits in den 2060er-Jahren Österreich die Zehn-Millionen-Marke bei den Einwohnern knacken wird", sagte er bei einer Pressekonferenz in Wien. "Gäbe es keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Bevölkerungszahl nicht wachsen, sondern schrumpfen und im Jahr 2080 nur 6,9 Millionen Menschen ausmachen." Das wäre das Niveau von 1950. Der Saldo aus Geburten und Todesfällen falle nämlich in der Prognose konstant negativ aus. "Es sterben also mehr Leute als geboren werden", betonte Thomas.
Das für Österreich prognostizierte Bevölkerungswachstum von 11,5 Prozent bis 2080 verteilt sich regional sehr unterschiedlich. Migrationsbedingt sind überdurchschnittliche Zuwächse in Wien zu erwarten, denn auf die Bundeshauptstadt entfällt ein Drittel der internationalen Zuwanderung nach Österreich. Einzig in Kärnten werden von den Expertinnen und Experten leichte Bevölkerungsverluste erwartet.
Im Vorjahr gab es hierzulande 5,6 Millionen Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren, diese Zahl wird laut Thomas sinken, bis 2040 um rund 265.000 Personen und danach bis 2050 auf einem Niveau von rund 5,3 Millionen stagnieren. Bis 2063 dürfte sie auf ein Minimum von 5,2 Millionen absinken und bis 2080 wieder leicht auf 5,3 Millionen steigen. Das habe Auswirkungen "auf sämtliche umlagefinanzierte soziale Sicherungssysteme, also zum Beispiel Gesundheit, Pensionen oder auch Pflege". Die Ausgaben für Pensionen würden beispielsweise "immer weiter steigen", erläuterte Thomas.
2023 lebten österreichweit rund 1,8 Millionen Menschen ab 65 Jahren. Der Anteil der Altersgruppe erhöht sich bis 2040 von derzeit rund 20 Prozent auf knapp 27 Prozent, in den Jahren 2060 und 2080 wird der Anteil der Menschen "65 Plus" dann 29 Prozent ausmachen. Außerdem betonte der Statistik-Austria-Generaldirektor und Universitätsprofessor, dass "in Österreich eine Tendenz besteht, relativ früh in Pension zu gehen". Nur jeder zweite Mann zwischen 60 und 64 Jahren arbeitet. Das sei ein "Mega-Unterschied" zu Deutschland sowie deutlich unter dem EU-Schnitt und könne auch nicht mit Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe erklärt werden. Auch die Teilzeitquote ist in Österreich hoch, hier brauche es in Österreich jedoch Daten zur Stundenzahl der Teilzeitbeschäftigten.
Die Erwerbspersonenzahl wird in Österreich jedenfalls zurückgehen. "Ohne Zuwanderung würde das noch stärker ausfallen", betonte Thomas. Dass die Bevölkerung insgesamt wächst, habe auch mit geopolitischen Krisen zu tun, die immer wieder Migrationsbewegungen auslösen. Seit dem Jahr 2000 habe die schnellere Abfolge von Wanderungsbewegungen deutlich zugenommen. Die größte Herausforderung bei der Erstellung der nun präsentierten Bevölkerungsprognose sei die Migration, berichtete Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung in der Statistik Austria.
Es sei die Annahme von einer Zuwanderung von 147.000 Menschen pro Jahr getroffen worden. Diese kann jedoch auch um 30.000 Personen höher oder niedriger sein, erläuterte Fuchs. Hinzu zur Gesamtprognose kommen die Abwanderung sowie die Geburten und die Sterblichkeit. "Die Fertilität hat sich in den letzten zwei Jahren sehr stark nach unten bewegt". Das werde in wirtschaftlich unsicheren Zeiten auch international beobachtet. Derzeit liege Österreich bei 1,3 Kindern pro Frau. Im langen Zeitraum sei davon auszugehen, dass sich die Quote wieder erhöht. Auch die Lebenserwartung, die während der Corona-Pandemie erstmals seit Jahrzehnten zurückgegangen ist, wird wieder steigen. Die Frage sei, wie groß der Anstieg ausfallen wird. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Bevölkerungsprognose "eine der sichersten Prognosen", im deutlichen Unterschied zum Beispiel zu Konjunkturprognosen, ergänzte Thomas.
( S E R V I C E - Weitere Ergebnisse und interaktive Grafiken: www.statistik.gv.at )
Zusammenfassung
- Die Bevölkerung in Österreich wird bis 2080 auf 10,2 Millionen anwachsen, wobei das Wachstum ausschließlich durch Zuwanderung bedingt ist. Ohne Zuwanderung würde die Bevölkerungszahl auf 6,9 Millionen sinken.
- Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird von derzeit 5,6 Millionen auf ein Minimum von 5,2 Millionen im Jahr 2063 sinken, was erhebliche Auswirkungen auf umlagefinanzierte soziale Sicherungssysteme hat.
- Der Anteil der über 65-Jährigen wird bis 2060 auf 29 Prozent steigen, während die Fertilitätsrate derzeit bei 1,3 Kindern pro Frau liegt, was langfristige demografische Herausforderungen mit sich bringt.