Bürgermeister gesucht
Vorarlberg-Wahlen: ÖVP-Schlappe in Bregenz und Feldkirch
Im Verlauf des Sonntagnachmittags trudelten fortlaufend Ergebnisse aus den 96 Gemeindevertretungs- und den 61 Bürgermeisterwahlen ein. Einige Gemeinden sorgten für ordentliche - oder "ghörige", wie man in Vorarlberg sagen würde - Überraschungen.
Ritsch bleibt Bregenzer Bürgermeister, Schlappe für die ÖVP
Die Augen waren bei diesen Wahlen speziell auf die Städte gerichtet, wo enge Rennen erwartet wurden. In der Landeshauptstadt Bregenz etwa duellierten sich Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und ÖVP-Herausforderer Roland Frühstück um den Bürgermeistersessel.
Am Nachmittag stand fest: Ritsch bleibt Stadtchef in Bregenz. Dabei entging er mit 51 Prozent der Stimmen nur hauchdünn einer Stichwahl. Frühstück kam auf 31 Prozent der Stimmen.
Die Stadtvertretungswahl entschied die SPÖ mit 43 Prozent für sich, die ÖVP holte nur 30 Prozent. Damit sind die Sozialdemokraten erstmals seit 1995 die stärkste Partei in der Stadt am Bodensee.
Feldkirch: FPÖ schafft es in die Stichwahl
In Feldkirch setzte sich 2025 der Abwärtstrend der Stadt-ÖVP fort, sie musste neuerlich eine Wahlniederlage hinnehmen und rutschte von 40,48 auf 36,7 Prozent ab, behielt aber die Führung. Auf dem zweiten Platz landete laut einer Aussendung der Stadt die FPÖ, sie legte von 18,19 auf 25,4 Prozent zu und setzte damit ihren Aufschwung fort.
Von 7,15 Prozent 2005 hatten sich die Freiheitlichen in Feldkirch kontinuierlich bis 2020 auf 18,19 Prozent gesteigert. Ihre Bürgermeister-Kandidatin Andrea Kerbleder zog nun mit 27,5 Prozent gegen ÖVP-Amtsinhaber Manfred Rädler (36,8 Prozent) in die Stichwahl ein.
Noch 2010 hatte die ÖVP in Feldkirch sowohl in der Stadtvertretung als auch beim Bürgermeister Werte von weit über 60 Prozent eingefahren.
ÖVP schaffte in Bludenz die Absolute, herbe Verluste für SPÖ
In Bludenz wird es anders als bei vergangenen Wahlen heuer keine Stichwahl geben. ÖVP-Amtsinhaber Simon Tschann schaffte seine Wiederwahl im ersten Anlauf, er kam auf 50,60 Prozent. In der Stadtvertretung gewann die ÖVP ein Mandat auf nun 17 von 33 dazu (48,50 Prozent) und hält damit die absolute Mandatsmehrheit.
Die SPÖ unter Landesparteivorsitzendem Mario Leiter musste dagegen eine Niederlage hinnehmen, man verlor drei der 14 Mandate.
Der Wahlausgang in Bludenz war mit besonderer Spannung erwartet worden, denn Tschann war durch eine kürzliche Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs in erster Instanz belastet.
Das Duell zwischen ÖVP und SPÖ hat in der Alpenstadt Tradition, Stadtpolizist Leiter war der ÖVP dort im Kampf um den Bürgermeistersessel bereits zweimal, 2020 und 2015, in der Stichwahl gefährlich nahe gekommen.
Blaue Hochburg gefallen
In Nenzing (Bez. Bludenz) verlor die FPÖ nach jahrzehntelanger Dominanz ihre Mehrheit an die ÖVP. Kornelia Spiß, die aus FPÖ-Sicht Langzeitbürgermeister Florian Kasseroler nachfolgen soll, schaffte es gerade noch in die Stichwahl gegen Michael Hartmann (ÖVP). Dabei hat Hartmann mit einem Stimmenanteil von 49,70 Prozent das Bürgermeisteramt vorerst hauchdünn verfehlt.
In Lustenau blieb die FPÖ hinter der ÖVP, ihr Kandidat Martin Fitz hatte ebenfalls Glück, in die Stichwahl gegen Patrick Wiedl (ÖVP) zu kommen.
In Satteins und Vandans hingegen wurden die FPÖ-Bürgermeister Andreas Dobler und Florian Küng wiedergewählt, im Kleinwalsertal der Bürgermeistersessel erobert (Joachim Fritz).
Mehrere Bürgermeister-Stichwahlen in zwei Wochen
Stichwahlen wird es außer in Lustenau, Nenzing, Feldkirch und Lochau (Bez. Bregenz) wohl auch in Vorarlbergs größter Stadt Dornbirn - Julian Fässler (ÖVP) gegen Markus Fäßler (SPÖ) - und in Götzis (Bez. Feldkirch) geben. In Götzis lautet das Polit-Duell Manfred Böhmwalder (ÖVP) gegen Christoph Längle ("Bürger-Bewegung Götzis").
Stichwahl in Lustenau
In Lustenau, Österreichs größter Marktgemeinde, brachte der Wahlsonntag noch keine Entscheidung. In zwei Wochen kommt es dort zur Stichwahl.
Aus der Pole-Position startet dabei ÖVP-Kandidat Patrick Wiedl, auf den in der Direktwahl 3.482 Stimmen (36,66 Prozent Stimmenanteil) entfielen. Herausgefordert wird er von Martin Fitz (FPÖ), der den Grün-Kandidaten Simon Vetter am Sonntag um lediglich 15 Stimmen distanzierte, informierte die Gemeinde.
Der Gewinner der Stichwahl folgt Kurt Fischer (ÖVP) nach, der seit 2010 Bürgermeister von Lustenau ist. Fischer hatte frühzeitig bekannt gegeben, keine weitere Amtszeit anzustreben.
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Vorarlberg-Wahl: Die Gewinner und Verlierer
ÖVP stellt jeden zweiten Bürgermeister
Gut möglich ist, dass sich diese vier Paare - neben anderen - in zwei Wochen bei Stichwahlen wiedersehen. Dann nämlich, wenn keiner der Kandidaten am Sonntag eine absolute Mehrheit schafft. Derzeit stellt die ÖVP 48 der 96 Bürgermeister und damit genau die Hälfte. Fünf Gemeindechefs gehören zur FPÖ, vier zu den Sozialdemokraten.
2020 wurde auch erstmals ein Grüner Bürgermeister, ein zweiter kam während der Periode dazu. Auf nur acht von 96 Bürgermeistersesseln sitzt derzeit eine Frau. In diesem Jahr wird in 61 der 96 Kommunen das Gemeindeoberhaupt per Direktwahl bestimmt, in 32 davon tritt jeweils mehr als ein Wahlwerber an. Insgesamt haben sich 129 Kandidaten aufstellen lassen, darunter 20 Frauen.
In den Kommunen ohne Direktwahl wird das Gemeindeoberhaupt von der neu gewählten Gemeindevertretung bestimmt.
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Als offizielle Parteiliste ist die FPÖ in 35 Gemeinden wählbar, die ÖVP in 24 Kommunen. Die Grünen stehen in 26 Orten auf dem Wahlzettel, die Sozialdemokraten in 19. Die NEOS treten in zwölf Gemeinden an. Zwar hat die ÖVP inzwischen in zahlreichen Gemeindevertretungen ihre absolute Mehrheit verloren, sie hat aber nach wie vor die Nase vorne - beispielsweise in 13 der 15 größten Gemeinden. Relative FPÖ-Mehrheiten bestehen aktuell in drei Kommunen, in zwei Gemeinden ist die SPÖ stärkste Kraft.
Vorarlberg-Wahl: ÖVP trotz Verlusten vor FPÖ
Zusammenfassung
- Die Vorarlberger Gemeindevertretungswahlen sind geschlagen. Um 13.00 Uhr schlossen auch die letzten Wahllokale in den 96 Gemeinden.
- Die ersten Bürgermeister stehen schon fest, auf die Ergebnisse in den Städten wird teils noch gewartet.
- Am Sonntagabend steht ein vorläufiges Endergebnis fest, denn die über 42.000 Wahlkarten sind bereits enthalten.