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Wien fordert vom Bund schärferes Vorgehen gegen Extremraser

Wien wünscht sich ein schärferes Vorgehen gegen sogenannte Roadrunner - also Personen, die extrem rasen oder die sich auf öffentlichen Straßen Rennen liefern. Rechtliche Schritte kann die Stadt bzw. das Land selbst nicht setzen. Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat darum einen Forderungskatalog an den Bund erstellt, erläuterte sie im Gespräch mit Journalisten. Verlangt wird etwa ein eigener Straftatbestand, wie es ihn in Deutschland bereits gibt.

Auch in Wien sorgen immer wieder illegale Straßenrennen für Aufsehen, bei denen mit weit über 100 km/h durch das Ortsgebiet gebrettert wird. Auch Unfälle mit tödlichen Ausgang sind bereits geschehen, wie Sima betonte. Um das Treiben einzudämmen, gibt es seit längerer Zeit Schwerpunktaktionen gemeinsam mit der Polizei. Den Extremrasern drohen Verwaltungsstrafen, Kennzeichenabnahme oder auch der Führerscheinentzug. Im Wiener Rathaus sieht man jedoch Bedarf für weitere Verschärfungen.

Verwiesen wird dabei etwa auf Maßnahmen in Deutschland. Dort wurde nach einem Rennen mit Todesfolge auf dem Berliner Kurfürstendamm die Gesetzlage geändert. Seit 2017 gibt es einen eigenen Strafrechtsparagrafen, wie Rüdiger Reiff und Andreas Winkelmann von der Amtsanwaltschaft Berlin erläuterten. Seither drohen in Deutschland für eine Teilnahme an Straßenrennen bis zu zehn Jahre Haft.

Nachgewiesen wird diese oft mittels technischer Hilfsmittel. Man habe die Möglichkeit - zum Teil in Kooperation mit den Fahrzeugherstellern - die Daten der Gefährte zu erhalten, wie die Juristen berichteten. Vor allem das EDR-System (Event-Data-Recording) gilt hier als wichtiger Bestandteil. Unfallhergänge können damit penibel rekonstruiert werden. Ob Vollgas gegeben oder gebremst wurde ist genauso ersichtlich wie die Geschwindigkeit.

In einem Fall war es sogar möglich, auf Videoaufnahmen zurückzugreifen, die von den Systemen eines Fahrzeuges gemacht wurden. Diese werden bei dem betreffenden Hersteller - ein US-Elektroautokonzern - im Falle eines Crashs an die Zentrale übermittelt. Einem Motorradfahrer, der mit dem Auto kollidiert war, konnte damit nachgewiesen werden, dass er mit fast 150 km/h durch die Stadt geprescht ist. Die Aufnahmen zeigten sogar den Tacho der Maschine.

Die Täter sind laut Winkelmann meist sehr jung, also meist zwischen 18 und 30 Jahren. Der Großteil von ihnen ist gerade einmal zwischen 21 und 25 Jahre alt. Täterinnen gibt es kaum, 97 Prozent der Raser sind Männer. Zumindest in Deutschland greifen viele von ihnen auf PS-starke Mietautos zurück.

Wien spricht sich anlässlich einer Enquete, bei der am heutigen Donnerstag über das Thema diskutiert wurde, ebenfalls dafür aus, strenger mit den Betroffenen zu verfahren. Sima fordert unter anderem die Schaffung eines Straftatbestands "Verbotene Kraftfahrzeugrennen". Auch die Auslese der Fahrzeugdaten solle bei Strafverfolgung standardmäßig erfolgen. Dies sei hierzulande noch nicht üblich, beklagte die Stadträtin.

Gefordert wird, wenn die Raser mit einem Privatauto unterwegs waren, auch eine verpflichtende Installation von Geschwindigkeitsbegrenzern auf Kosten der Zulassungsbesitzer. Nötig wäre auch ein einheitliches Verwaltungsstrafregister sowie die Umsetzung der vom Bund bereits angekündigten Beschlagnahme von Fahrzeugen, sagte Sima.

Die Stadt selbst hat nun eine Präventions- und Sensibilisierungskampagne gestartet. Mittels Videospots wird auf die Folgen und Gefahren illegaler Straßenrennen hingewiesen. "Wer Unschuldige gefährdet oder gar tötet, muss mit Gefängnis rechnen", lautet die zentrale Botschaft.

ribbon Zusammenfassung
  • Wien wünscht sich ein schärferes Vorgehen gegen sogenannte Roadrunner - also Personen, die extrem rasen oder die sich auf öffentlichen Straßen Rennen liefern.
  • Rechtliche Schritte kann die Stadt bzw. das Land selbst nicht setzen.
  • Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat darum einen Forderungskatalog an den Bund erstellt, erläuterte sie im Gespräch mit Journalisten.
  • Verwiesen wird dabei etwa auf Maßnahmen in Deutschland.