Schmölzer-Roman nun als Film: "Hab mich nie eingemischt"
Das Drehbuch schrieb Regisseur Peter Keglevic gemeinsam mit Klaus Pohl (der auch eine kleine Rolle übernommen hat). "Ich war immer involviert, hab mich aber nie eingemischt", sagt Schmölzer, nennt dann aber doch zwei Vorgaben, auf denen er bestanden hat: Die Schauplätze sollten keine Namen tragen, und es sollte ohne Dialekt gesprochen werden. Denn die Geschichte des Heimkehrers Josef, der zu Hause auf den alten Fremdenhass und autoritäre Machtmechanismen trifft, die einst in blutigen Verbrechen kulminierten, ist eine Parabel, die sich überall abspielen könnte. "Es sollte keine Möglichkeit geben, sich rauszustehlen. Krieg ist immer furchtbar." Es geht Schmölzer nicht ums Konkrete, sondern ums Exemplarische.
Erschienen ist Schmölzers Roman "Der Totengräber im Buchsbaum" bereits 2014. "Ich war aber mit dem Titel unglücklich und wollte noch ein paar kleine Dinge verändern." Also holte sich der Autor seine Rechte wieder zurück und suchte einen neuen Verlag. Als gleichzeitig das Filmprojekt endlich Fahrt aufnahm, war klar: Die veränderte Fassung erscheint mit dem Filmtitel und einem Filmfoto am Cover.
Die Verfilmung war allerdings eine schwere Geburt und drohte mehrmals zu scheitern. Woran lag es? "Ich bin ein alter weißer Mann, der Regisseur ist ein alter weißer Mann. Und die Geschichte ist frauenfeindlich. Das bekamen wir jedenfalls von Förderstellen zu hören. Wer das Buch liest oder den Film sieht, weiß natürlich: Das Gegenteil ist der Fall. Wir zeigen die Welt aber so, wie sie ist: als Männerwelt." Er sei "traurig, wie das Drehbuch und das Projekt von den öffentlichen Stellen behandelt wurde". Schmölzer sieht ein Problem darin, dass Jurys, die über die Zuteilung von Fördermitteln entscheiden, mit Kreativen aus der Branche besetzt sind, die selber auch Filme einreichen wollen. "Wir brauchen eine neue Überlegung dazu, wie ein Drehbuch beurteilt wird."
Gedreht konnte werden, weil schließlich 57 Prozent des Produktionsbudgets von 2,7 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufgebracht wurden, 16 Prozent kommen aus FISA-Mitteln, 15 Prozent vom ÖFI, dazu kommen Beiträge von den Ländern Steiermark und Niederösterreich sowie aus dem ORF-Film/Fernsehabkommen. Gedreht wurde an bloß 20 Drehtagen, dafür an 10 Drehorten in Österreich und fünf in Istrien - eine logistische und organisatorische Mammutaufgabe. Und August Schmölzer mitten drinnen - als Polizeikommandant, der nicht nur der bösen Sache dient, sondern sich auch privat als brutaler, übergriffiger Mensch entpuppt. "Ich habe große Freude am Bösen", versichert der Schauspieler. "Es geht mir darum herauszufinden, warum ein Mensch so geworden ist."
"Am Ende wird alles sichtbar" zeigt, dass die Mechanismen des Hass-Schürens und Sündenbock-Suchens immer wieder die gleichen sind, und Schmölzer sieht sich durch die jüngste politische Entwicklung nur bestätigt. Das Wiederaufflammen des Antisemitismus und erschreckende Umfragewerte für rechtsnationale Parteien führen vor Augen, dass die Herzensbildung, die er viele Jahre im Titel seiner Initiative zur Hilfe Bedürftiger geführt hat, weiterhin nicht sehr erfolgreich ist. "Woran das gescheitert ist, weiß ich wirklich nicht. Wenn ich es wüsste, würde ich sofort versuchen, es zu ändern."
Geht es nicht im Großen, muss man es im Kleinen versuchen. Wie mit dem vor sechs Jahren in seiner weststeirischen Heimatgemeinde St. Stefan ob Stainz in einem revitalisierten Haus gegründeten Begegnungszentrum Stieglerhaus; wie mit seinem Umweltmärchen "Tusnelda Nieselbrimm - Die Retterin der Meere", das kürzlich im Next Liberty in Graz Premiere hatte; wie mit dem Film "Am Ende wird alles sichtbar", in dem der Held sich treu bleibt und nur überlebt, weil er sein Herz am rechten Fleck trägt. "Ich bin nicht naiv zu glauben, ich könnte die Welt oder die Menschen ändern, aber ich kann mich bemühen, einen Anstoß zu geben und Vorbild zu sein", heißt es auf Schmölzers Homepage. Den Glauben, dass alles immer wieder bei Null beginne, dass im jeden Neuanfang eine neue Chance des Gelingens stecke, habe er von seinen Eltern, erzählt er. Jeder Fremde sei von ihnen am heimatlichen Hof herzlich empfangen und bewirtet worden. Offen sein und an das Gute glauben! Und wenn man Glück hat, wird man manchmal auch nicht enttäuscht.
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - Als Film ab 17.11. im Kino. Als Buch: August Schmölzer: "Am Ende wird alles sichtbar", edition keiper, 144 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-903575-00-4; https://augustschmoelzer.com/ , https://stieglerhaus.at/ )
Zusammenfassung
- Es ist ein Herzensprojekt für den Künstler, dessen "Initiative zur Herzensbildung" vielen notleidenden Menschen geholfen hat.
- Der Steirer August Schmölzer hat die Romanvorlage für den Film "Am Ende wird alles sichtbar" geschrieben, der nach Premieren in Graz und Wien am 17. November regulär in den heimischen Kinos anläuft, und spielt eine Hauptrolle.
- "Das Drehbuch hab ich aber aus der Hand geben wollen", sagt der 65-Jährige im APA-Interview.