Weibliche COVID-19-Todesrate steigt in Österreich
Die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu sterben steigt mit dem Alter, durch Vorerkrankungen - und wenn man ein Mann ist. Weltweit liegt das Risiko bei Männern am Coronavirus zu sterben etwa 1,7 Mal höher als bei Frauen, zeigen zwei Forscher der Universität Yale. Weniger Frauen müssen im Spital behandelt werden, weniger Frauen benötigen eine Beatmung und weniger Frauen sterben daran, beobachtet auch die Leiterin der Gendermedizinabteilung an der MedUni Wien Alexandra Kautzky-Willer. Doch nun ändert sich dieses Bild in Österreich. "Der Unterschied, den wir am Anfang sehr klar gesehen haben, hat sich über das letzte Jahr hinweg ziemlich verschmälert", sagt Kautzky-Willer. Aktuell versterben ins Österreich 2 Prozent der Männer mit einer Corona-Erkrankung und 1,8 Prozent der Frauen - und das ist überraschend.
Frauen haben ein besseres Immunsystem
Bereits von früheren Epidemien wie SARS und MERS, aber auch von sehr tödlichen Grippewellen wusste man, dass mehr Männer als Frauen an Virusinfektionen versterben. "Ganz generell haben Frauen ein besseres Immunsystem, wenn es um virale Infekte geht", sagt Kautzky-Willer. Eine erste Erklärung liegt im Innersten einer jeden Zelle: im Erbgut. Eine Vielzahl jener Gene die für das Immunsystem zuständig sind, sitzen auf dem X-Chromosom. Davon haben Frauen zwei, Männer nur eines.
Ganz generell haben Frauen ein besseres Immunsystem, wenn es um virale Infekte geht.
Weiters wirken sich auch die weiblichen Sexualhormone positiv aus. "Östrogen und Progesteron verbessern die Immunantwort", erklärt Kautzky-Willer. Die Hormone wirken sich auf den sogenannten ACE2-Spiegel aus. Ist dieser niedrig kann weniger Virus in die Zelle eintreten und sie nicht so sehr schädigen. Außerdem zeigen Studien, dass das Immunsystem bei Frauen schneller reagiert und das Virus deswegen rascher vom Körper beseitigt wird.
Frauen und Männer erkranken anders
Seit über zehn Jahren leitet Alexandra Kautzky-Willer die Abteilung für Gendermedizin an der Universität Wien. Sie beschäftigt sich damit, dass Männer und Frauen anders erkranken, Medikamente anders wirken können und sie anders mit ihrer Gesundheit umgehen. Dass Geschlechterunterschiede in Forschung und Behandlung berücksichtigt werden ist noch nicht lange Praxis. Erst seit 1993 ist es zum Beispiel in den USA verpflichtend, dass öffentlich geförderte Studien auch Frauen beinhalten müssen. Davor wurde ausschließlich an männlichen Zellen, männlichen Mäusen und Männern getestet. Das Verständnis für die Disziplin Gendermedizin sei auch am Anfang ihrer Tätigkeit nur wenig dagewesen, sagt Alexandra Kautzky-Willer, doch das habe sich in den letzten Jahren sehr verbessert
Männer leiden öfter an Vorerkrankungen
Beim Coronavirus betrifft der Geschlechterunterschied nicht nur das Virus selbst, sondern auch jene Krankheiten, die als zusätzliche Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gelten. So leiden Männer häufiger an Diabetes, haben vor allem in jüngeren Jahren häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle, erkranken etwas häufiger an Krebs und leiden häufiger an schwerem Übergewicht. Mehr als die Hälfte der österreichischen Männer ab 15 Jahren gelten als übergewichtig oder adipös, im Vergleich zu etwa 42 Prozent der Frauen. Außerdem rauchen Männer häufiger (fast 24 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen).
Frauen halten sich eher an Schutzmaßnahmen
Studien zeigen auch, dass Männer eher zu riskantem Verhalten tendieren. Eine internationale Studie hat den Umgang von Frauen und Männern in acht verschiedenen Ländern (unter anderem in Österreich, Deutschland und den USA) während der Corona-Pandemie beobachtet. Über alle Länder hinweg waren Frauen besorgter über die Folgen für die Gesundheit und haben sich daher auch strenger an die empfohlenen Maßnahmen gehalten. Sie waren zum Beispiel eher dazu bereit sich die Hände öfter zu waschen, Menschenmengen zu meiden oder eine Maske zu tragen.
Trotzdem sterben nun bald gleich viele Frauen wie Männer
Trotzdem wird nun der Abstand zwischen männlichen und weiblichen Todesopfern immer geringer. "Dieser Gendergap, den wir am Anfang sehr klar gesehen haben, hat sich über das letzte Jahr ziemlich verschmälert. Auf zehn verstorbene Frauen kommen in Österreich derzeit elf Männer2, sagt Alexandra Kautzky-Willer. Der Grund dafür sei noch nicht ganz klar, sehr wahrscheinlich liege es aber an den vielen Todesfällen in Pflegeheimen. 43 Prozent aller COVID-Todesfälle sind nun auf Pflegeheime zurückzuführen, hieß es Anfang Februar aus dem Gesundheitsministerium. Obwohl die Todesrate bei über 85-Jährigen Männern mit 30 Prozent besonders hoch ist, leben in Österreich generell mehr Frauen über 80 Jahren als Männer, da Frauen im Schnitt um etwa fünf Jahre älter werden. "Hohes Alter ist eben ein noch stärkerer Risikofaktor", sagt die Medizinerin.
PULS 24 Chefreporterin Magdalena Punz hat im Caritas Pflegewohnhaus St. Leopold in Klosterneuburg nachgefragt, wie die Stimmung nach der zweiten Corona-Impfung ist. Die Bewohnerin, Gertrude Oswald, spricht im Interview über ihre Erfahrung mit der Corona-Impfung.
Zusammenfassung
- Während weltweit fast doppelt so viele Männer an COVID-19 versterben als Frauen, steigen die Zahlen der weiblichen Todesopfer in Österreich.