Vergiftungen in Kroatien: Zahlreiche neue Verdachtsfälle
Über 40 Personen aus verschiedenen Teilen des Landes suchten wegen Symptomen medizinische Einrichtungen auf. Die abgeschlossene forensische Untersuchung der eigentlichen Flaschen, aus denen zwei Betroffene getrunken haben, soll unterdessen eine breitere Kontaminierung der in Verdacht geratenen Produkte von Coca-Cola ausgeschlossen haben.
Bisherige Proben zeigen: Keine Unregelmäßigkeiten
Die Analysen jener Flasche mit dem Mineralwasser der Marke Römerquelle, aus der ein schwer verletzter 19-jähriger Mann aus Rijeka getrunken hat, bestätigten einen stark alkalischen Inhalt, hieß es aus dem kroatischen Innenministerium. Anhand der chemischen Zusammensetzung gingen Polizeiforensiker davon aus, dass es sich bei der Flüssigkeit um ein Reinigungs- oder Entfettungsmittel handelte.
Alle anderen Proben desselben Getränks, die parallel getestet wurden, seien hingegen einwandfrei gewesen. Auch Analysen der Coca-Cola-Proben, die in Zagreb entnommen wurden, ergaben keine Unregelmäßigkeiten.
"Kein Grund zur Panik"
"Es gibt definitiv keinen Grund zur Panik und zur weiteren Angstverbreitung", sagte der kroatische Gesundheitsminister Vili Beroš bei einer Pressekonferenz nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse. "Ich glaube, dass es sich um einen isolierten Fall handelt", sagte er mit Blick auf den Patienten mit schweren Verletzungen der Speiseröhre aus Rijeka.
Beroš, der selbst Arzt ist, sah keine Übereinstimmungen zwischen dem Fall in Rijeka und anderen Verdachtsfällen im Land. Eine solche Konzentration an alkalischer Substanz hätte lediglich zu einem schweren Krankheitsbild führen können, nicht aber zu leichten Symptomen, wie das bei der Mehrheit der Betroffenen der Fall gewesen sei, erklärte er.
Von insgesamt 45 Personen, die laut dem Minister mittlerweile medizinische Hilfe suchten, wurden nur bei vier Personen bestimmte Schleimhautveränderungen festgestellt. "Diese könnten in Zusammenhang mit dem Konsum von ätzenden Substanzen stehen oder aber auch nicht", so der Minister. Die große Anzahl von gemeldeten Verdachtsfällen schrieb er teilweise einer Panikreaktion zu.
"Es ist schwer zu sagen, wie es passiert ist"
"Es besteht kein Zweifel, dass es zu einem Fehler gekommen ist", sagte Beroš mit Blick auf den Fall aus Rijeka. "Es ist schwer zu sagen, wie es passiert ist", fügte er hinzu und betonte, dass weitere Polizeiermittlungen die Umstände klären sollten. Die Möglichkeit einer Sabotage schloss er nicht aus.
Bei der forensischen Untersuchung des Römerquelle-Mineralwassers wurde bei der Flüssigkeit in der betroffenen Flasche ein pH-Wert von 13,6 gemessen. Bei den restlichen 20 Proben desselben Getränks lag der pH-Wert bei 3,5, was für derartige Getränke üblich sei, hieß es. Bei den Coca-Cola-Proben aus Zagreb gab es hingegen keine Unstimmigkeiten beim pH-Wert.
Keine österreichischen Produkte betroffen
Das betroffene Mineralwasser und Coca-Cola wurden auch vom kroatischen Institut für öffentliche Gesundheit (HZJZ) analysiert. Schon zuvor am Donnerstag wurden alle Proben für gesundheitlich unbedenklich erklärt. Vom HZJZ wurden allerdings nur Proben untersucht, die an denselben Orten entnommen wurden, wo die vermutlich ätzenden Getränke konsumiert wurden. Die eigentlichen Flaschen, aus denen die Betroffenen tranken, wurden vom Zentrum für forensische Untersuchungen des kroatischen Innenministeriums geprüft.
"Die staatlichen Aufsichtsbehörden der Republik Kroatien haben nach Überprüfung der Römerquelle Emotion Heidelbeere-Granatapfel- und Coca-Cola Produktmuster heute offiziell bestätigt, dass die entsprechenden Produktchargen für den Verzehr sicher sind", hieß es am späten Donnerstagnachmittag von Coca-Cola Österreich gegenüber der APA.
Die spezielle Geschmacksrichtung des Römerquelle-Getränks werde nicht für den österreichischen Markt produziert und sei daher auch hierzulande auch nicht in der Gastronomie oder im Handel zu finden. "Die mit den weiteren Vorfällen in Kroatien verbundenen Chargen des Produkts Coca-Cola Regular 0,5l PET stammen nicht aus österreichischer Produktion und sind ebenfalls nicht in Österreich erhältlich."
Schwere Verätzungen der Speiseröhre
Zwei Personen werden laut Gesundheitsministerium in Kroatien wegen Verdachts auf Vergiftung stationär behandelt, eine in Rijeka und eine in Zagreb, hieß es in Medien. Am Vormittag hieß es noch, dass insgesamt 34 Betroffene in zehn Krankenhäusern in verschiedenen Landesteilen behandelt wurden. Die meisten hatten leichte Symptome, darunter Schmerzen und Rötungen in der Mundhöhle und Speiseröhre.
Nur bei vier wurden demnach bis ins Gewebe reichende Verletzungen festgestellt. Neben Rijeka und Zagreb, wo es die meisten Verdachtsfälle gab, suchten auch Betroffene in Split, Karlovac, Čakovec, Virovitica, Varaždin und Vinkovci medizinische Einrichtungen auf.
Am schwerwiegendsten ist der erste bekanntgewordene Fall aus Rijeka, bei dem schwere Verätzungen der Speiseröhre bei einem jungen Mann auf ein Mineralwasser mit Geschmack der österreichischen Marke Römerquelle zurückgeführt werden. Er hatte das Getränk in einem Café konsumiert.
Öffentlich bekannt ist auch der Fall eines Studenten in Zagreb, der ein Cola aus einem Getränkeautomaten an seiner Fakultät konsumierte. Er soll zwar keine schweren Folgen davongetragen haben, Berichten zufolge gehörte aber seine Flasche zu den beiden, die forensisch untersucht wurden.
Zusammenfassung
- In Kroatien sind weitere Verdachtsfälle von Vergiftungen durch den Konsum von Erfrischungsgetränken bekanntgeworden.
- Über 40 Personen aus verschiedenen Teilen des Landes suchten wegen Symptomen medizinische Einrichtungen auf.
- Die abgeschlossene forensische Untersuchung der eigentlichen Flaschen, aus denen zwei Betroffene getrunken haben, soll unterdessen eine breitere Kontaminierung der in Verdacht geratenen Produkte von Coca-Cola ausgeschlossen haben.