Nach Extrem-Regen drohen Hangrutschungen und Muren
Während auch im Katastrophengebiet Niederösterreich die Pegel laut hydrografischem Dienst wieder sinken, steigt nun die Gefahr von Hangrutschungen und Muren.
Auch wenn der Fokus der medialen Berichterstattung derzeit auf dem Hochwasser liegt, ist sich Glade, der in der Vergangenheit auch Gefahrenhinweiskarten für das gesamte Bundesland in puncto Rutschungen und Felsstürze erstellt hat, "sehr sicher, dass schon jetzt viele Rutschungen und auch Muren abgegangen sind bzw. noch abgehen werden".
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Die Böden seien vollkommen wassergesättigt. Auch in den nächsten Tagen sei daher mit entsprechenden Rutschungsereignissen zu rechnen.
Schneeschmelze als Problem
"Es gab in den vergangenen Tagen Neuschnee, wenn es nun - wie vorhergesagt - bis zum Wochenende wärmer wird, kommt die Schneeschmelze", so Glade. In Bezug auf Hochwasser sei ein Riesenglück, dass wir es diesmal mit einer Kaltfront zu tun hatten, "im Rahmen derer so viel Wasser im Schnee gespeichert ist".
Aber mit der Wärme wären an den Hängen "trotz schönen Wetters" dann Rutschungen zu erwarten: "Es gibt hier eine massive Zeitverzögerung von einigen Tagen." Bis zum Wochenende sei noch einiges an Rutschungen zu erwarten, auch in flachen Hanglagen.
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Komplizierte Vorhersage
Die Vorhersage von Rutschungen ist schwerer als die Vorhersage von Starkregen, so der Forscher: "Wir können noch nicht flächenhaft prognostizieren, mit welcher Frequenz und Magnitude die Ereignisse auftreten."
Wie viel Niederschlag welche Hangbewegung auslöst, müsse und werde auch schon mit Monitoring-Programmen beobachtet. In Niederösterreich betreibt Glade derartige Programme seit 2014, aber "hier stehen wir noch in den Kinderschuhen, was das Verständnis der Dynamiken angeht".
Schwierig sind Prognosen bei den Rutschungen auch aus einem anderen Punkt: "Die Grundkonditionen ändern sich ständig." Wenn sich Hänge bewegen, wird Material abtransportiert. "Das macht die Studien mit gravitativen Massenbewegungen - im Gegensatz zur Vorhersage von Starkregen-, Hochwasser- oder Lawinenereignissen - so herausfordernd und so anders", meinte Glade.
Zusammenfassung
- Der Extrem-Regen soll mit Dienstagnachmittag vielerorts endlich zu Ende gehen, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.
- Nun steigt die Gefahr von Muren und Hangrutschungen, warnt Thomas Glade, Experte für Geomorphologie, Risikoprävention und Katastrophenschutz der Universität Wien.
- Die Böden seien vollkommen wassergesättigt.
- Auch in den nächsten Tagen sei daher mit entsprechenden Rutschungsereignissen zu rechnen.