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Terror in München: Täter kam aus "etabliertem Bereich"

Am Donnerstag eröffnete ein 18-jähriger Österreicher in München das Feuer auf Polizisten. Der Mann wurde getötet, in seiner Heimatgemeinde Neumarkt am Wallersee ist man entsetzt. Der 18-Jährige sei aus gutem Hause gekommen. Integrationsexperte Kenan Güngör erklärt, wieso besonders Jugendliche vulnerable gegenüber Terrororganisationen wie dem IS seien.

Die Gemeinde Neumarkt am Wallersee (Salzburg) stand am Donnerstag unter Schock. Ein 18-jähriger Österreicher mit bosnischen Wurzeln versuchte am Vormittag einen "terroristischen Anschlag" in München auszuüben.

Ziel könnte das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat gewesen sein, so der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Der junge Mann wurde von der Polizei erschossen.

In Neumarkt habe das niemand kommen sehen. Der 18-Jährige habe in einer vornehmen Gegend gemeinsam mit seinen Eltern gelebt, erzählt PULS 24 Reporter Michael Hudelist von vor Ort. Die Häuser dort hätten schöne Gärten, teils sogar mit Pool.

"Man kennt die Menschen zu wenig, die da wohnen", sagt eine Frau gegenüber PULS 24. Es sei ein "Wahnsinn, wenn sich die so radikalisieren und mit 18 ist das Leben kaputt für den", meint eine andere. Warum man so eine Tat plane, sei für alle unverständlich.

Video: Das sagen die Bewohner:innen in Neumarkt

Täter werden immer jünger

Dass der 18-Jährige womöglich nicht, wie bei anderen Tätern oft üblich "sozial abgehängt" war, sei nicht überraschend, so Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör bei "Beide Seiten LIVE". Terroristen würden sich mittlerweile in allen Gruppen wiederfinden, "hier sogar im etablierten Bereich".

Zudem würden sie immer jünger werden. Noch sei es zwar zu Früh, um von einem Trend zu sprechen, doch früher seien sie Mitte zwanzig gewesen, jetzt aber häufig zwischen 13 und 18 Jahren. Einen Grund dafür sieht Güngör darin, dass man junge Menschen stärker für eine Idee "begeistern" und "mobilisieren" könne, sie seien daher eine "vulnerable Gruppe". Angeworben würden sie oft über Social Media.

Das unterstreicht auch Terrorismus-Experte Nicolas Stockhammer. Die TikTok-Radikalisierung sei ein "überbordendes Phänomen", das eine große Herausforderung darstelle. Social-Media-Betreiber müssten hier stärker in die Pflicht genommen werden, um entsprechende Inhalte zu entfernen.

Video: Terror-Angreifer aus Österreich

Amtsbekannter Täter

Der 18-Jährige wurde bereits 2023 nach einer gefährlichen Drohung gegen Mitschüler und damit einhergehender Körperverletzung polizeilich bekannt. Ihm wurde damals die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

"Es bestand der Verdacht, dass er sich religiös radikalisiert hatte, online einschlägig aktiv war und sich für Sprengstoff sowie Waffen interessierte", hieß es von der Polizei.

Nach Abschluss dieser Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft Salzburg im April 2023 die Ermittlungen aber ein. Der Grund dafür blieb vorerst unklar.

Güngör sieht das Versagen hier nicht bei den Behörden: "Es kann durchaus passieren, dass alles richtig läuft, aber alles falsch ist." Rechtlich befinde man sich oft in einer Grauzone, solche Fälle zu verhindern, sei deswegen schwierig.  

Problematisch sei auch, dass Radikalisierung mittlerweile sehr niederschwellig sei. Früher habe es große Strukturen und Netzwerke gebraucht, nun könne man bereits mit wenig Vorbereitung "maximale Panik erzeugen". Und genau das sei das Ziel des IS.

Stockhammer glaubt daher, dass man in Zukunft vermehrt radikalisierte Einzeltäter sehen würde.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Donnerstag eröffnete ein 18-jähriger Österreicher in München in einem versuchten "terroristischen Anschlag" Feuer auf Polizisten.
  • Der Mann wurde getötet, in seiner Heimatgemeinde Neumarkt am Wallersee ist man entsetzt.
  • Der 18-Jährige sei aus gutem Hause gekommen.
  • Integrationsexperte Kenan Güngör erklärt, wieso besonders Jugendliche vulnerable gegenüber Terrororganisationen wie dem IS seien.