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Tate-Brüder dürfen Rumänien verlassen

Heute, 13:13 · Lesedauer 3 min

Der britisch-amerikanische Influencer Andrew Tate, der in Rumänien wegen Verdachts auf Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung unter Strafverfolgung steht, darf das Land verlassen. Gleiches gilt für seinen mitangeklagten Bruder Tristan. Das gab die Staatsanwaltschaft in Bukarest bekannt. Laut mehrerer rumänischer Medien sollen die Brüder bereits am frühen Morgen vom Bukarester Flughafen mit einer privaten Maschine Richtung Florida in den USA geflogen sein.

Die Grenzpolizei erklärte auf Anfrage lediglich, dass zwei US-Bürger das Land verlassen hätten und verwies auf die Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Eine offizielle Bestätigung für die Abreise der Tates gab es nicht. Die für organisiertes Verbrechen zuständige Sondereinheit der Staatsanwaltschaft, DIICOT, erklärte, dass "zwei Angeklagte, Personen mit US- und britischer Doppel-Staatsbürgerschaft" legal ausreisen dürfen. Das bisherige Verbot, das Land zu verlassen, sei aufgehoben worden. Die Namen der Betroffenen nannte DIICOT nicht. Gleichwohl stünden diese Personen in Rumänien weiterhin unter Strafverfolgung und seien verpflichtet, sich jeder Vorladung der Justizorgane zu stellen.

Tage vorher hatten Medien berichtet, dass es vonseiten der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump Druck auf Rumänien gegeben habe, die Tate-Brüder ausreisen zu lassen. Richard Grenell, Trumps Sondergesandter für Sondermissionen, habe den rumänischen Außenminister Emil Hurezeanu bei einem zufälligen Treffen bei der Münchner Sicherheitskonferenz darauf angesprochen. Hurezeanu hatte dazu erklärt, Grenell habe ihm in München gesagt, die USA würden sich für den Fall Tate interessieren. Dies habe er aber nicht als Druckausübung empfunden, sagte der Minister weiter.

Ministerpräsident Marcel Ciolacu habe gesagt, die Tates würden mit internationalem Haftbefehl gesucht werden, sollten sie zu ihrem nächsten Kontrolltermin bei der Polizei im März dieses Jahres in Bukarest nicht erscheinen. Das berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf nicht genannte Regierungsquellen.

Anklage wurde von Berufungsgericht für regelwidrig erklärt

Die Staatsanwaltschaft hatte den Tates vorgeworfen, junge Frauen dazu gezwungen zu haben, bei kommerziell verbreiteten Sex-Videos mitzuwirken. Mit Manipulationstechniken wie der sogenannten Loverboy-Methode hätten sie die Opfer von sich abhängig gemacht. In einer ersten Anklage vom Juni 2023 wurde den Brüdern und den mutmaßlichen Mittäterinnen Vergewaltigung, Menschenhandel und der Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen.

Im Dezember vorigen Jahres hatte das Berufungsgericht in Bukarest diese Anklage für regelwidrig erklärt. Aussagen von zwei Opfern seien ungültig und könnten nicht als Beweismittel akzeptiert werden, erklärte das Gericht unter anderem zur Begründung. Erstmals waren die Tates und die mutmaßlichen Komplizinnen am 30. Dezember 2022 bei Bukarest verhaftet worden. Später wurde diese Maßnahme in Hausarrest umgewandelt, danach kamen sie unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen, auf freien Fuß.

Mehr als zwei Dutzend Opfer identifiziert

Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt insgesamt 34 Frauen als Opfer der Tates identifiziert, darunter eine 15-Jährige. Durch die Ausbeutung der Frauen sollen sich die Brüder einen kriminellen Gewinn in Höhe von mindestens 2,8 Millionen Dollar (2,5 Millionen Euro) verschafft haben. Die beiden Brüder weisen alle Vorwürfe zurück.

Andrew Tate, ein ehemaliger Kickboxer, hatte mit frauenverachtenden Aussagen in sozialen Netzwerken Millionen Jugendliche und junge Männer erreicht. Sein Bruder Tristan assistierte ihm dabei.

Zusammenfassung
  • Andrew und Tristan Tate dürfen trotz laufender Strafverfolgung Rumänien verlassen. Die Staatsanwaltschaft in Bukarest hob das Ausreiseverbot auf, obwohl die Brüder weiterhin verpflichtet sind, sich Vorladungen zu stellen.
  • Berichte deuten auf Druck der US-Regierung unter Präsident Donald Trump hin, die Ausreise der Tates zu ermöglichen. Der rumänische Außenminister erklärte jedoch, dies nicht als Druck empfunden zu haben.
  • Die Tates wurden beschuldigt, 34 Frauen ausgebeutet zu haben, was ihnen mindestens 2,8 Millionen Dollar einbrachte. Ein Berufungsgericht erklärte die Anklage jedoch als regelwidrig, da Aussagen von Opfern ungültig seien.