Spitäler überlastet: Arzt ließ sich selbst privat behandeln
Starke Schmerzen, aber kein OP-Termin möglich. Eine Situation, mit der Helmut Kainz, ein 81-jähriger Patient aus Niederösterreich, jüngst betroffen war.
Im PULS 24 Interview bei "Pro und Contra" erzählte er, wie er vor einigen Monaten im Wiener AKH aufgrund einer Prostata-Krebs-Erkrankung operiert und eine Art Katheter gesetzt wurde. Das sei eine Routine-OP, die einmal pro Jahr wiederholt wird. Nach dem Eingriff hatte er plötzlich starke Schmerzen.
"Keine Lust, mein Leben wegzuwerfen"
Im AKH bekam er aufgrund des Personalmangels vorerst keinen Termin. Der Niederösterreicher könne auch in St. Pölten operiert werden, erklärte sich das AKH auf PULS 24 Anfrage.
Doch auch im Universitätsklinikum St. Pölten musste er warten. Er sei empört und habe "keine Lust, mein Leben wegzuwerfen", betonte er im Interview.
Warteliste keine Seltenheit
Der Wiener Patientenanwalt Gerhard Jelinek zeigte im Gespräch mit PULS 24 Verständnis für Kainz' Situation. Doch rechtlich sei es grundsätzlich möglich, dass Wiener Spitäler Patienten aus Niederösterreich abweisen dürfen, es sei denn, es handle sich um einen Notfall.
Der Begriff "Notfall" werde aber derzeit aufgrund des Personalmangels "sehr eng interpretiert", meinte Jelinek. Patienten, die nicht in akuter Lebensgefahr schweben, würden demnach eher auf die Warteliste gesetzt werden. "Das ist alles andere als ein idealer Zustand", sagte er.
Arzt lässt sich selbst in Privatklinik behandeln
Dass mittlerweile auch Patienten mit akuten Erkrankungen länger warten müssen, bestätigte ein Arzt aus einem Wiener Gemeindespital gegenüber PULS 24 ebenso.
Er wisse von ein, zwei Fällen, bei denen es "sehr wahrscheinlich dazu gekommen ist, dass sich der Krebs in ein höheres Stadion weiterentwickelt hat", weil ein OP-Termin nach hinten verschoben werden musste.
Ihm selbst bereite die Situation Sorgen. Als er den Bedarf hatte, habe er sich jüngst selbst in einem privaten Spital behandeln lassen.
Der Wiener Gemeindeverbund dementierte die Vorwürfe auf PULS 24 Anfrage und versicherte: "Akute Fälle werden immer bevorzugt behandelt".
Zuletzt drängte auch die Wiener Ärztekammer im Zuge eines Protestmarsches auf eine Verbesserung der Situation in den Spitälern. Die kürzlich paktierte Gesundheitsreform der Bundesregierung, soll hier Erleichterung bringen.
Zusammenfassung
- Die Personalsituation in Österreichs Spitälern ist spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie angespannt.
- Lange Wartezeiten sind keine Seltenheit mehr - trotz Schmerzen, wie ein Betroffener und ein Arzt PULS 24 erzählten.
- Im PULS 24 Interview bei Pro und Contra erzählte ein Patient, dass er nach einer OP im Wiener AKH starke Schmerzen erlitt. Eine Wiederholung des Eingriffs war aufgrund des Personalmangels vorerst nicht möglich.
- Ein Arzt aus einem Wiener Gemeindespital weiß, dass mittlerweile auch Patienten mit akuten Erkrankungen länger warten müssen.
- Der Wiener Gemeindeverbund dementierte die Vorwürfe auf PULS 24 Anfrage.