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Wiener Ärztekammer drängt auf Verbesserungen in Spitälern

Die Wiener Ärztekammer will für ihren schon präsentierten "10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler" mehr Aufmerksamkeit schaffen. Erreichen will man das mit einem rund halbstündigen Video, in dem die Vorschläge von Medizinerinnen und Medizinern vorgetragen werden. Konkret fordert die Kammer etwa Bleibe- und Rückkehrprämien, höhere Gehälter, die Anrechnung aller Vordienstzeiten und Zulagen für Mangelfächer. Politische Reaktionen habe es auf den Plan noch keine gegeben.

Die Aufnahmen werden auf den Kanälen der Ärztekammer für Wien ausgespielt. "Es wird Zeit, dass das Gesundheitssystem seinem Ruf wieder gerecht wird", betonte der Geschäftsführende Vizepräsident der Wiener Kammer, Stefan Ferenci, am Mittwoch in einer Pressekonferenz und sprach von einem "Flächenbrand" in der Versorgung. Die zehn Punkte seien ein langfristiger Behandlungsplan, der nach diversen "Notmaßnahmen" greifen müsse.

Man müsse sich mit der Politik an einen Tisch setzen und gemeinsam Lösungsmaßnahmen erarbeiten, appellierte Ferenci an die Entscheidungsträger, an die der Plan gerichtet ist. Das Video sei erstellt worden, "weil wir das Gefühl haben, das manche Personen in der Politik unseren Plan nicht lesen wollen". Die derzeitigen Probleme seien nicht "von heute auf morgen passiert", betonte der Vizepräsident. Hätte man die Kammer bereits vor Jahren eingebunden, wäre man jetzt nicht "am Rande des Kollaps".

Anna Kreil, stellvertretende Obfrau der Kurie angestellte Ärzte der Wiener Kammer, sprach ebenfalls von strukturellen Problemen in den Wiener Spitälern und forderte einen "Kassasturz", eine transparente Bedarfsplanung sowie eine Organisationsreform des Wiener Gesundheitsverbundes bis hin zu dessen vollständiger Ausgliederung aus städtischen Strukturen. Weiters sei ein Ausbau der Sonderklasse zur Generierung von Mehreinnahmen für Wiens Spitäler angezeigt.

"Wir brauchen jetzt Maßnahmen, die sofort greifen", betonte auch Eduardo Maldonado-Gonzalez, ebenfalls stellvertretener Obmann der Kurie. Er forderte etwa eine 32-Stunden-Woche für das Spitalspersonal bei vollem Lohnausgleich, eine Entbürokratisierungsoffensive und "marktkonforme Gehälter".

Frederic Tömböl, Präsidiumsmitglied der Wiener Ärztekammer, ging auch auf den akuten Pflegemangel ein. So gehöre auch das AKH Wien aus dem Verbund ausgegliedert und müsse als eigenständiges Bundesspital neu gestartet werden. Severin Ehrengruber, Vorsitzender des Ausschusses für ärztliche Ausbildung der Ärztekammer Wien, will mit einer Ausbildungsoffensive den Abgang junger Ärztinnen und Ärzte stoppen. Er forderte die Modernisierung des Spitalsmanagements.

Grabenkämpfe in der Ärztekammer - etwa Rücktrittsaufforderungen an Präsident Johannes Steinhart aus Salzburg - wollte Ferenci gar nicht kommentieren. Dies sei nicht Thema der Pressekonferenz. Stattdessen kritisierte er die Politik, die offensichtlich vom Thema ablenken wolle. Ebenso wenig ging er auf die Entlassung der Ärztlichen Leiterin des Wiener Ärztefunkdiensts, Yvetta Zakarian. Sie hatte laut "Kurier" Gegner Steinharts in einem Posting kritisiert.

Indes meldete sich auch Steinhart selbst, der sich einer Herzoperation hatte unterziehen lassen müssen. Im Onlineportal Relatus ging er davon aus, Anfang September wieder in sein Amt als Österreichischer Ärztekammerpräsident zurückkehren zu können. Politische Kontakte pflege er jetzt schon. Steinhart wird in der der Causa rund um mutmaßliche Malversationen in der Tochtergesellschaft Equip4Ordi als Beschuldigter geführt. Er betont seine Unschuld.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wiener Ärztekammer will für ihren schon präsentierten "10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler" mehr Aufmerksamkeit schaffen.
  • Konkret fordert die Kammer etwa Bleibe- und Rückkehrprämien, höhere Gehälter, die Anrechnung aller Vordienstzeiten und Zulagen für Mangelfächer.
  • Politische Reaktionen habe es auf den Plan noch keine gegeben.
  • Frederic Tömböl, Präsidiumsmitglied der Wiener Ärztekammer, ging auch auf den akuten Pflegemangel ein.