Schutz wandernder Tierarten soll verbessert werden
Der 1983 in Kraft getretenen Bonner Konvention haben sich inzwischen mehr als 130 Staaten als Mitglieder angeschlossen. Bei der diesjährigen Konferenz in Usbekistan wurde ein Bericht zur Lage der wandernden Tierarten weltweit vorgestellt, der besonders mit Blick auf die Meeresbewohner Anlass zur Sorge gibt.
Fast alle – 97 Prozent – der im CMS aufgeführten Fischarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Dazu gehörten wandernde Haie, Rochen und Störe, deren Bestände seit den 1970er-Jahren um 90 Prozent zurückgegangen seien. Die beiden größten Bedrohungen für wandernde Arten sind demnach übermäßige Nutzung etwa durch Fischfang sowie Lebensraumverlust durch menschliche Aktivität. Klimawandel, Verschmutzung und invasive Arten hätten ebenfalls stark negative Auswirkungen, heißt es in dem Bericht.
Es gab aber auch gute Nachrichten in Samarkand: Buckelwalen etwa geht es besser. Und die Maßnahmen zum Schutz der Saiga-Antilope in Zentralasien haben so gut gegriffen, dass die Art sich nicht nur bemerkenswert erholt hat. Das Projekt soll nun als Blaupause dienen für andere Tierarten, deren Zukunft derzeit gar nicht gut aussieht.
Zu den Themen, die die Delegierten beschäftigten, gehörten insbesondere Herausforderungen durch Beifang in der Fischerei, Plastik in den Ozeanen, aber auch der Schutz vor Überfischung und die Auswirkungen von Tiefseebergbau.
Eine Woche lang diskutierten die Delegierten über die Probleme von Schneeleoparden und Meeresschildkröten, über den höchsten Schutzstatus für den bedrohten Ostsee-Schweinswal und über andere Tiere, die besser geschützt werden sollen. Zu den konkreten Ergebnissen gehört die Verabschiedung eines Aktionsplans zum Schutz der marinen Arten vor der Küste Westafrikas, der die örtlichen Gemeinschaften einbezieht, deren Lebensgrundlage durch die Überfischung bedroht ist.
"Die in Samarkand getroffenen Vereinbarungen sind klare Bekenntnisse der Staaten für striktere und effizientere Schutzmaßnahmen", zog Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare, eine positive Bilanz der einwöchigen Konferenz. Die Aufnahme weiterer Arten und Populationen – wie des Ostsee-Schweinswals (Phocoena phocoena), des Sandtigerhais (Carcharias taurus) oder des Chilepelikans (Pelecanus thagus) – in die Listen der vom Aussterben bedrohten oder stark gefährdeten Arten bedeute einen strengen Schutz, sei aber gleichzeitig auch ein Hinweis auf ihren besorgniserregenden Erhaltungszustand.
"Jetzt ist es wichtig, dass diese Beschlüsse schnell und vollständig in die Praxis umgesetzt sowie gegen den Druck wirtschaftlicher beziehungsweise industrieller Interessengruppen verteidigt werden, um die unzähligen Herausforderungen, mit denen wandernde Arten konfrontiert sind, zu bewältigen", betonte Entrup. Als Beispiel nannte er das Vermeiden von Schiffskollisionen mit Meeresbewohnern.
Zu den Ergebnissen der Konferenz gehört auch eine neue Initiative, um Gebiete, die für wandernde Tierarten wichtig sind, zu identifizieren, zu schützen und zu verbinden. "Connectivity" heißt das Wort, das in Samarkand immer wieder zu hören war. Denn es ist gerade die Zerstörung und Zersplitterung von Lebensräumen, etwa durch Straßenbau oder durch Ausbreitung menschlicher Siedlungen in Gebieten, die Wanderkorridore von Tieren sind, die auf dem Land wandernden Tierarten zu schaffen macht.
"Connectivity" heißt aber auch, dass innerhalb der Initiative unterschiedliche Organisationen zusammenarbeiten wollen, darunter die Konvention für biologische Vielfalt ebenso wie die UN-Konvention gegen Wüstenbildung, UNEP und die Internationale Union für Naturschutz oder die Naturschutzorganisation WWF, um nur einige zu nennen.
(S E R V I C E - Webseite zur Konferenz: http://dpaq.de/oYvY4)
Zusammenfassung
- Die COP14 der Bonner Konvention in Samarkand betont die Notwendigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit zum Schutz wandernder Tierarten; über 130 Staaten sind Mitglieder.
- Ein Bericht zeigt, dass 97 Prozent der im CMS gelisteten Fischarten vom Aussterben bedroht sind, mit einem Rückgang der Bestände wandernder Haie, Rochen und Störe um 90 Prozent seit den 1970ern.
- Positive Entwicklungen gibt es bei Buckelwalen und Saiga-Antilopen; ein Aktionsplan zum Schutz mariner Arten vor Westafrika und eine neue 'Connectivity'-Initiative wurden verabschiedet.