Schüsse in Belgrader Grundschule: Mindestens neun Tote

Ein 14-jähriger Bub soll die Waffe seines Vaters gestohlen und in der Vladislav-Ribnikar-Grundschule im Belgrader Stadtbezirk Vračar das Feuer eröffnet haben.

Bei Schüssen in einer zentral gelegenen Belgrader Volksschule sind Mittwochfrüh neun Menschen ums Leben gekommen. Laut Innenministerium starben acht Schüler:innen und ein Wachmann, nachdem ein 14-Jähriger in einem Klassenraum das Feuer eröffnete. Eine Lehrerin und sechs weitere Schüler wurden verletzt, teilte das serbische Innenministerium mit. Sie schwebten zum Teil in Lebensgefahr. Der bewaffnete Bursche, der im Vorfeld eine Todesliste erstellte, wurde am Schulhof festgenommen.

Laut serbischen Medien sollen mittlerweile  auch die Eltern des mutmaßlichen Täters festgenommen worden sein. Die verwendete Waffe soll dem Vater des Jungen gehören.

Mehrere Personen lebensgefährlich verletzt

Milan Nedeljković, Bürgermeister des zentralen Bezirks Vračar, sagte, die Ärzte kämpften darum, das Leben der Lehrerin zu retten. In die Universitätsklinik wurden die Frau sowie drei Schüler:innen eingeliefert, weitere drei Schüler:innen kamen in eine Kinderklinik. Nach Worten von Milika Ašanin, dem Chef der Universitätsklinik, seien alle Verwundeten unterdessen operiert und am Leben.

Die 53-jährige Lehrerin, die Geschichte unterrichtet hatte, ist nach Angaben von Ašanin mit einer Bauchwunde und Wunden an beiden Händen davon gekommen. Gesundheitsministerin Danica Grujičić hat bei einer Pressekonferenz den Gesundheitszustand der 53-Jährigen als lebensgefährlich bezeichnet. In der Kinderklinik kämpften Ärzte unterdessen auch um das Leben einer Schülerin, die mit einer schweren Kopfwunde eingeliefert wurde. Ihr Zustand war ebenfalls lebensgefährlich.

Milan Milošević, der Vater einer Schülerin, sagte, seine Tochter sei in der Klasse gewesen, in der die Waffe abgefeuert wurde. "Sie hat es geschafft zu fliehen. (Der Bursche) ... hat zuerst auf den Lehrer geschossen und dann hat er wahllos angefangen zu schießen", sagte Milošević dem TV-Sender N1. Beamte mit Helmen und kugelsicheren Westen sperrten das Gelände um die Schule ab.

Kinder rannten schreiend aus der Schule

"Ich sah Kinder schreiend aus der Schule rennen. Eltern kamen, sie waren in Panik. Später hörte ich drei Schüsse", sagte ein Mädchen, das ein Gymnasium neben der Volksschule besucht, gegenüber dem staatlichen Fernsehen RTS. Bürgermeister Nedeljković sagte, der Wachmann der Schule habe sich dem Schützen in den Weg gestellt und damit wahrscheinlich weitere Opfer verhindert. Der Wachmann "wollte die Tragödie verhindern und er war das erste Opfer", sagte Nedeljković vor Journalistinnen und Journalisten vor dem Schulgebäude.

Schlechte Note als Motiv?

Die Motive für die Tat waren zunächst nicht bekannt. Der 14-jährige, der mit einer Pistole seines Vaters geschossen haben soll und auch Brandsätze bei sich hatte, wurde von Kolleg:innen eigentlich als Musterschüler bezeichnet. Er besuchte die siebente Klasse. In Medienberichten hieß es, dass eine schlechte Note im Fach Geschichte für den Angriff auslösend sein durfte. Deshalb geht man davon aus, dass das Ziel des Angriffs diese Geschichtslehrerin sein könnte.

Pläne "wie aus einem Horrorfilm"

Die ersten Polizeierkenntnisse würden laut Veselin Milić, dem Polizeichef in der Hauptstadt, zeigen, dass der 14-jährige Angreifer seine Tat monatelang vorbereitet habe. Die Polizei habe bei ihm ein Verzeichnis "von Schülern für eine Liquidation" sichergestellt. Man habe auf seinem Schreibtisch Skizzen und Pläne gefunden, die "wie aus einem Horrorfilm oder Videospiel" ausgesehen hätten.

Er soll geplant haben, nicht nur in seiner Schulklasse das Feuer zu eröffnen, sondern auch in einigen weiteren um sich zu schießen. Wie Bildungsminister Branko Ružić bestätigte, habe es vor einiger Zeit eine Anzeige für Mobbing gegeben, dessen Opfer der Angreifer gewesen sein sollte, allerdings sei dies nicht mit der Volksschule, sondern mit einer privaten Schauspielschule verknüpft gewesen. In Serbien dauert die Volksschule acht Jahre. Eingeschult wird man im Alter von sieben Jahren.

Die Attacke startete der 14-Jährige gegen 8.40 Uhr. Polizei und Rettungskräfte rückten mit großem Aufgebot zu der Schule im Zentrum von Belgrad aus. Die Polizei sperrte das umliegende Areal großräumig ab, wie Medien berichteten. Nach den Schüssen lief der 14-Jährige auf den Schulhof und rief die Polizei. Auch Bildungsminister Branko Ružić und Gesundheitsministerin Danica Grujičić begaben sich an den Schauplatz der Tragödie.

"Als Familienvater machen mich die fürchterlichen Ereignisse in einer Volksschule in Belgrad, bei der acht unschuldige Kinder und ein Erwachsener ums Leben gekommen sind, zutiefst betroffen", twitterte der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). "Meine ehrliche Anteilnahme gilt den Familien und insbesondere den Eltern der Opfer."

Dreitätige Staatstrauer verhängt

Waffengewalt ist in serbischen Schulen äußerst selten. In dem Balkanland ist der Erwerb und Besitz einer Schusswaffe mit Genehmigung legal. Nach der Tragödie an der Vladislav-Ribnikar-Grundschule wird eine dreitägige Staatstrauer in Serbien verhängt, beginnend ab Freitag.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein 14-jähriger Bub soll die Waffe seines Vaters gestohlen und in der Vladislav-Ribnikar-Volksschule im Belgrader Stadtbezirk Vračar das Feuer eröffnet haben.
  • Medienberichten zufolge soll er mindestens neun Menschen getötet haben, darunter einen Wachmann und acht Schüler:innen.