"Putin ist ein Mörder": Trauer vor russischer Botschaft in Wien
Am Freitagnachmittag kam es zu einer spontanen Kundgebung in der Reisnerstraße. Lautstark wurde gegen den russischen Präsidenten skandiert. Am Samstag dominierte stilles Gedenken an Nawalny. Viele, vor allem jüngere Russinnen und Russen, hatten Tränen in den Augen, sie hinterlegten Blumen am Gehsteigrand und stellten Grablichter auf. Auch am Sonntag kamen wieder Trauernde.
Putin-Kritik per Plakat
Zeitweilig waren bis zu 20 Personen in der Reisnerstraße gleichzeitig anwesend, die teils auf einem Bauzaun neben Fotos des Verstorbenen auch Plakate anbrachten. "Putin ist ein Mörder" war ebenso zu lesen wie "Er kommt in das Paradies. Du aber wirst einfach abkratzen." Dieses Plakat war am Freitag von einer Demonstrantin mitgebracht worden. Der Spruch ist eine Verfremdung eines bekannten Putin-Zitats. Auch international wurde es für Kritik am russischen Präsidenten benützt.
Auch zwei junge Russinnen, die am Samstag vorbeikamen, nahmen sich kein Blatt vor den Mund. "Putin, du gehst uns scheißverdammt auf die Nerven", stand auf Russisch auf dem Plakat, das sie montierten. Angesichts der Vorkommnisse blieben ihnen keine andere Ausdrücke, erklärten sie.
In Russland wäre ihr Protest gefährlich, sagten die beiden. Aber nur weil es in Österreich leichter sei, heiße das nicht, dass man nicht protestieren solle. Es sei wichtig, deutlich zu machen, dass Kritiker des Regimes in Russland nicht alleine seien.
Nawalny: Todesursache weiter unbekannt
Während in Russland Nawalnys Team davon ausgeht, dass die Mörder versuchen, ihre Spuren zu verwischen, hat in Wien PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz mit trauernden Russen gesprochen.
"Freier Tag": Botschaft will von nichts wissen
In der russischen Botschaft versuchte man am Samstag, die Gedenkstätte zu ignorieren: "Wir haben keine Position dazu, weil wir sie noch nicht gesehen haben. Heute ist ein freier Tag", erklärte ein Botschaftssprecher der APA.
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Hunderte vor Botschaft in Berlin
Auch zur russischen Botschaft in Berlin kamen am Sonntag wieder mehrere Hundert Menschen, um zu demonstrieren. Unter den Linden versammelten sich nach Angaben der Polizei zunächst etwa 250 Demonstranten, die über die angrenzenden Straßen um das Botschaftsgebäude ziehen wollten. Angemeldet war die Versammlung für 450 Menschen.
Kurz vor der für 14.00 Uhr geplanten Demonstration hatte die Protestgruppe Pussy Riot eine eigene Aktion angekündigt. Ein Polizeisprecher sagte, mehrere Personen mit rosafarbenen Hauben und Transparenten seien zur Botschaft gekommen und wenig später wieder abgezogen. Zwischenfälle habe es nicht gegeben.
Zusammenfassung
- Die russische Community in Wien hat vor der russischen Botschaft eine Gedenkstätte für den verstorbenen Oppositionsführer Alexej Nawalny improvisiert.
- Seit Freitag herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Kerzen, Bilder und Blumen werden niedergelegt.
- Auf Plakaten wird Wladimir Putin für den Tod Nawalnys verantwortlich gemacht.