49-Jähriger hielt Vater für Mafia-Doppelgänger - Urteil nach Attacke
In der gemeinsamen Wohnung in Wien-Meidling soll der 49-Jährige seinen 79-Jährigen Vater mit einem Schnitzelklopfer einen Schlag auf den Kopf versetzt und eine Schere in die Brust gestochen haben. "Ich wollte ihn betäuben, dass ich die Polizei rufen kann", schilderte er am Mittwoch am Landesgericht.
Er wurde in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
Die Exekutive hätte in der Vorstellung des Mannes "den Unterschied zwischen dem Vater und dem Doppelgänger ermittelt und den richtigen Vater gesucht", wie dieser einem Schwurgericht (Vorsitz: Nicole Baczak) darlegte.
Er habe in weiterer Folge auf die Festnahme des falschen Vaters gehofft. Es sei ihm nur um eine "leichte Verletzung" gegangen, betonte der 49-Jährige. Dessen Unterbringung im Maßnahmenvollzug ist nicht rechtskräftig.
Der laut Wahrspruch der Geschworenen infolge einer schwerwiegenden und nachhaltigen psychischen Störung nicht zurechnungsfähige und damit nicht schuldfähige Mann - die Laienrichter werteten dessen Tat als absichtliche schwere Körperverletzung - erbat Bedenkzeit.
Vater hatte vor Sohn "nie Angst"
"Auf amal hab' i an Schlag von hinten auf den Kopf kriegt", schilderte der 79-jährige Vater bei seiner Einvernahme. Es sei "eigentlich nur a Platzwunde" gewesen, tat er die durchaus schweren Kopfverletzungen ab.
Zur Stichwunde mit der Schere sagte er: "Das könnt' i a selber g'wes'n sein." Er könne nicht ausschließen, in einer Abwehrreaktion zur Schere gegriffen und sich diese beim Versuch, seinen Sohn damit zurückzudrängen, selbst in die Brust gestoßen zu haben.
Er habe vor seinem Sohn aber "nie Angst gehabt. Er tut mir ja nie was. Man merkt's, wenn es heikel wird."
Er werde ihn so bald wie möglich besuchen. Das war ihm aus rechtlichen Gründen bisher verwehrt, weil er als Zeuge in der Hauptverhandlung gegen den 49-Jährigen kein Besuchsrecht hatte.
Baulärm und ein stiller Alarm
Es war ein ungewöhnlicher Prozess, den eine Schulklasse mit großem Interesse im bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal verfolgte. Begleitet wurde die Verhandlung von teilweise unerträglichem Baulärm - das Landesgericht wird bei laufendem Betrieb einer Bestandssanierung unterzogen.
Die Einvernahme des 49-Jährigen musste mehrfach aufgrund plötzlich einsetzendem Presslufthammer-Getöse unterbrochen werden. Es kam auch zu merkbaren Erschütterungen, die sogar dazu führten, dass im Beratungszimmer der Geschworenen plötzlich ein stiller Alarm losging.
Darauf erschienen kurze Zeit später zwei Polizeibeamte im Gerichtssaal, um der vermeintlichen Gefährdungslage auf den Grund zu gehen. "Entschuldigung, es ist nix. Es ist nur die Baustelle", gab die Richterin Entwarnung.
Zusammenfassung
- Ein 49-jähriger Wiener verletzte seinen 79-jährigen Vater mit mit einem Schnitzelklopfer und einer Schere schwer.
- Er hatte ihn für einen von der Mafia ausgetauschten Doppelgänger gehalten.
- Der 49-Jährige wurde in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
- Die Verhandlung im Landesgericht wurde durch Baulärm und Erschütterungen gestört, es gab mehrere Unterbrechungen.