"Völlig absurd"
Regionale Klimatickets gelten im Koralmtunnel nicht
Die Koralmbahn, die am 14. Dezember 2025 in Betrieb genommen wird, soll eine "rasche und sichere Verbindung zwischen der Steiermark und Kärnten" darstellen, so die ÖBB. In nur 45 Minuten sollen die Fahrgäste die 120 Kilometer von Klagenfurt nach Graz überwinden.
Dabei gibt es aber noch ein Problem, kritisiert der Verein Fahrgast: Obwohl das Projekt seit Jahrzehnten geplant ist, ist ein Ticketmodell über die Landesgrenzen bisher nicht vorgesehen.
Koralmtunnel: Ein weißer Fleck
Konkret bedeutet das: Mit einem Klimaticket Österreich um 1.179,30 Euro kann man problemlos mit der Koralmbahn fahren.
Besitzt man jedoch ein regionales Klimaticket für Kärnten für 430 Euro, endet dessen Gültigkeit an der Landesgrenze am Bahnhof St. Paul. Auch das steirische Klimaticket von 499 Euro endet am Bahnhof Deutschlandsberg. Das bedeutet, dass die Verbindungsstrecke dazwischen ein weißer Fleck ist. Besitzt man eine der beiden Tickets, müsste man vor dem Tunnel aussteigen und eine neue Karte lösen.
Die Kombination der beiden Klimatickets, die mit insgesamt 929 Euro günstiger käme, ist auch keine Option. Denn zwei Klimatickets, die von unterschiedlichen Verkehrsbünden sind, dürfen nicht miteinander kombiniert werden, wie die ÖBB in ihrem Handbuch für Reisende festhält.
Der Verein Fahrgast Kärnten fordert von den Verkehrsverbünden eine rasche Anpassung, damit der Koralmtunnel auch bei diesen Tarifen die Bundesländer verbindet, so Vereinsobmann Markus Lampersberger. Dabei denke man an "eine Art Klimaticket-Süd für die beiden Bundesländer Kärnten und Steiermark, ähnlich wie es das auch in der Verkehrsverbund-Ostregion zwischen Niederösterreich und dem Burgenland gibt".
Video: Was bringt das Klimaticket?
ÖBB: "Klimaticket Österreich beste Option"
Diese Forderung sei "nachvollziehbar", meint Reinhard Wallner, ÖBB-Regionalmanager und Sprecher des Kärntner Verkehrsverbunds. Das Bedürfnis für ein zusätzliches Ticket sehe man aber trotzdem nicht.
Stattdessen pocht man darauf, dass das Klimaticket Österreich "die beste Option" sei. Denn verglichen damit würde man sich mit einem Klimaticket-Süd laut Wallner höchstens 160 Euro ersparen.
Laut dem ÖBB-Regionalmanager würde sich das Klimaticket Österreich auch für jemanden rentieren, der zwischen Klagenfurt und Graz pendelt und nur fallweise nach Wien oder Salzburg fährt. Daher sei ein zusätzliches Ticket "in Wirklichkeit aus unserer Sicht gar nicht erforderlich".
Verkehrsreferent: "Gegen jeden Hausverstand"
Die Vereine Fahrgast Kärnten und Fahrgast Steiermark sehen das jedoch anders und wollen auch weiterhin über die Tarifmodelle und die Ticket-Gültigkeit diskutieren.
Bereits zweimal haben auch die Verkehrsreferenten der beiden Bundesländer die ehemalige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) per Beschluss aufgefordert, auf die ÖBB einzuwirken, die Kombination der regionalen Klimatickets auch auf Verbindungs- und Korridorstrecken anzuerkennen.
Nachdem Gewessler dafür aber "kein Gehör hatte", wolle man nun mit der neuen Bundesregierung "eine vernünftige Lösung finden", erklärte Kärntens Verkehrsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) gegenüber der "Kleinen Zeitung".
"Es wäre völlig absurd, dass jemand mit zwei gültigen regionalen Klimatickets vor dem Koralmtunnel aussteigen muss, ein eigenes Ticket kaufen, und wieder einsteigen muss, nur weil er eine Landesgrenze überquert", so Schuschnig. Dass die regionalen Klimatickets im Koralmtunnel nicht gelten, sei "absurd und gegen jeden Hausverstand" und müsse "endlich abgeschafft werden".
Nun sei man zuversichtlich, dass der neue Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) das Problem verstehen werde. Eine Terminabstimmung mit ihm sei bereits im Gange.
Klimaticket ist da: Echte Auto-Alternative?
Zusammenfassung
- In den regionalen Klimatickets sind Korridor- und Verbindungsstrecken nicht integriert.
- Besitzen die Fahrgäste ein Regionalticket für Kärnten oder die Steiermark, müssen sie vor dem Koralmtunnel aussteigen und ein neues Ticket lösen.
- Vereine und die Verkehrsreferenten der beiden Bundesländer fordern Änderungen.
- Die ÖBB sieht aber keine Notwendigkeit für ein zusätzliches Ticket.
