Prozess nach jahrelanger Gewalt gegen junge Frau
Nicht die betroffene Frau, sondern ein Nachbar hatte den bisher Unbescholtenen bei der Polizei gemeldet, seit Anfang März sitzt er wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft. "Ich hab' sie nie im Leben geschlagen", behauptete der Angeklagte. Das Ganze sei "eine Racheaktion".
Gegen Wände geworfen und zu Boden getreten
Der Beschäftigungslose hatte die Frau im Sommer 2018 kennengelernt, kurze Zeit danach zog man zusammen. Von da an erfuhr die Frau laut Anklage regelmäßig Gewalt. Sie wurde nicht nur verprügelt, sondern auch gegen Wände geworfen oder zu Boden getreten. Einmal soll ihr der 30-Jährige einen Zahn ausgeschlagen haben. "Sie ist jedes Mal, wenn sie ausgegangen ist, mit blauen Flecken heimgekommen. Sie hat mir gesagt, dass sie von Afghanen und Syrer geschlagen wird", behauptete der Angeklagte. Ein fremder Mann habe ihr auch während eines Spaziergangs den Zahn ausgeschlagen. Ein anderes Mal habe sie sich an der Lippe verletzt, "weil Hunde auf sie drauf gesprungen sind", wie der Mann versicherte. Er habe ihr "nur ein Mal eine Ohrfeige verpasst, das war's".
Angeklagter: "Es ist eine Racheaktion"
Die Rechtsvertreterin der Betroffenen - diese konnte krankheitsbedingt nicht zur Verhandlung erscheinen, es wurde daher vertagt - wies das zurück. Sie betonte, dass der Angeklagte ihre Mandantin eines Tages sogar mit einem Beil bedroht und zur Herausgabe ihrer Brieftasche gezwungen hätte, was in der Anklage als schwerer Raub qualifiziert wird: "Und da sagen Sie, es war nichts?" Der Angeklagte blieb bei seiner Darstellung und wurde dabei von seinem Verteidiger Tassilo Wallentin unterstützt. "Es war eine Drogenbeziehung, die ganz gut funktioniert oder eben nicht funktioniert hat. Sie lieben und sie schlagen sich. Sie ist jetzt mit einem Drogenhändler zusammen. Es ist eine Racheaktion", sagte der Rechtsanwalt, Kolumnist und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat.
Beim nunmehrigen Freund seiner Ex handle es sich um einen seiner früheren Freunde, berichtete der Angeklagte: "Ich hab' herausgefunden, dass sie hinter meinem Rücken ein Pärchen sind." Vermutlich habe man ihn deshalb angezeigt und sei ihn "losgeworden". Im Übrigen nehme er keine Drogen, stellte der 30-Jährige fest. Er habe mit seiner Lebensgefährtin lediglich "ein bis zwei Mal pro Woche Cannabis geraucht".
Zusammenfassung
- Weil er seine ehemalige Lebensgefährtin während ihrer viereinhalbjährigen Beziehung immer wieder geschlagen und bedroht haben soll, ist einem 30-Jährigen am Mittwoch am Landesgericht der Prozess gemacht worden.