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Proteste gegen Kopftuchzwang: Irans Behörden setzen sexuelle Gewalt ein

Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegenüber iranischen Behörden. Frauen und Männer, die gegen den gesetzlichen Kopftuchzwang protestieren, sollen sexueller Gewalt wie Vergewaltigungen ausgesetzt sein. Die Organisation dokumentierte 45 Fälle.

Nachdem die iranische Kurdin Mahsa Amini 2022 wegen eines zu locker getragenen Kopftuchs festgenommen wurde und verstorben ist, protestierten sowohl Frauen als auch Männer unter dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" im Iran. Die jüngsten Enthüllungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International legen nun grausame Bestrafungsmethoden der iranischen Behörden offen. 

Vergewaltigungen mit Glasflaschen und Schlagstöcken

So sollen die Behörden sexuelle Gewalt gegen Protestierende systematisch einsetzen, wie Amnesty in einem Bericht am Mittwoch veröffentlicht. Dazu zählten etwa auch Vergewaltigungen von Frauen und Männern durch "Gruppen von bis zu zehn männlichen Sicherheitskräften", heißt es.

Die Sicherheitskräfte vergewaltigten ihre Opfer den Angaben zufolge unter anderem mit Schlagstöcken, Glasflaschen und Schläuchen. Die Vergewaltigungen fanden nicht nur in Hafteinrichtungen statt, sondern auch in Schulen und Wohnhäusern. Sexuelle Gewalt sei außerdem in Form von Schlägen auf Geschlechtsteile und dem Zwang, sich nackt auszuziehen, ausgeübt worden.

Jüngstes Opfer soll 14 Jahre alt sein

Zu den Opfern zählten dem Bericht zufolge sowohl Mädchen und Frauen, die sich weigerten, das im Iran vorgeschriebene Kopftuch zu tragen, als auch Buben und Männer, die aus Protest auf die Straße gingen. Drei der Opfer waren demnach minderjährig: ein 14 Jahre altes Mädchen und zwei Buben im Alter von 16 und 17 Jahren.

Die Mehrheit der Opfer habe darauf verzichtet, Anzeige zu erstatten. Grund dafür sei die "Angst, man könne ihnen weiteres Leid zufügen", aber auch die Überzeugung, die Justiz sei in erster Linie "ein Instrument der Unterdrückung", heißt es weiter in dem Bericht. An dem sexuellen Missbrauch waren dem Bericht zufolge sowohl Mitglieder der Revolutionsgarde als auch eine paramilitärische Miliz und mehrere Polizeieinheiten beteiligt.

Amnesty International konfrontierte nach eigenen Angaben die iranischen Behörden mit den Vorwürfen, erhielt aber bisher keine Antwort.

ribbon Zusammenfassung
  • Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegenüber iranischen Behörden.
  • Frauen und Männer, die gegen den gesetzlichen Kopftuchzwang protestieren, sollen sexueller Gewalt wie Vergewaltigungen ausgesetzt sein.
  • Die Organisation dokumentierte 45 Fälle.