Polizei stoppt im Innviertel Verein zur Marihuana-Forschung
In einer konzertierten Aktion hat die Polizei am vergangenen Freitag bei Durchsuchungen im oberösterreichischen Innviertel rund 170 Kilo Marihuana beschlagnahmt. Unter die Lupe genommen hat sie dabei einen Verein mit Sitz im Bezirk Schärding, der "Gras" angeblich zur Erforschung der medizinischen Wirkung in der eigenen Gärtnerei züchtete und an die Mitglieder verkaufte, so die Polizei am Freitag.
27 Polizeibeamte waren bei den Hausdurchsuchungen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Ried in den Bezirken Ried im Innkreis und Schärding im Einsatz. Geführt wird der Verein von einer 50-jährigen Frau und einem 55-jährigen Mann aus dem Bezirk Schärding. Mitglieder hatten den ermittelnden Beamten erklärt, dass dort Cannabis zur "wissenschaftlichen Forschung" abgegeben werde. Das bestätigten die beiden Verdächtigen auch: Seit 2019 werde Marihuana mit unterschiedlichem Gehalt des bewusstseinsverändernden Wirkstoffes THCA weitergegeben, und zwar von unter 0,3 Prozent (das ist der Grenzwert der Legalität) bis über sechs Prozent.
Bei ihrem Projekt werde die Behandlung von Krankheiten mit unterschiedlichen Marihuana-Sorten erforscht. Dazu wurden auch Fragebögen zur Dokumentation der Wirkung erstellt und ausgegeben. Die unterschiedlichen Marihuana-Sorten wurden in einer ehemaligen Gärtnerei erzeugt, die von den Verdächtigen als "Forschungsareal" bezeichnet wird. Bisher hätten sie im Zuge des Projektes rund 15 bis 30 Kilo Marihuana mit einem THCA-Anteil im illegalen Bereich erzeugt und zum Teil an die Vereinsmitglieder weiterverkauft.
Die rund 200 Mitglieder kommen aus ganz Österreich und dem südbayerischen Raum. Etwa zwei Drittel beteiligten sich aktiv am "Forschungsprojekt". Dazu mussten sie einen Jahresbeitrag von 60 Euro entrichten, für das ausgegebene Marihuana war eine "Mindestspende" von sieben Euro je Gramm zu entrichten.
Noch nicht geklärt ist laut Polizei, wie viel der sichergestellten 170 Kilo Marihuana illegal sind, denn ein Teil dürfte auch einen THCA-Gehalt aufweisen, der erlaubt ist. Entsprechende Untersuchungen zur Bestimmung des Reinheitsgehalts seien veranlasst worden, hieß es. Die Vereinsfunktionäre gaben an, sie seien der Meinung gewesen, dass ihr Handeln rechtlich gedeckt ist, weil ihre "Forschungstätigkeit" in den bei der Behörde gemeldeten Statuten nachzulesen sei. Das sahen die Kriminalisten anders: Sie regten bei der Bezirkshauptmannschaft Schärding eine behördliche Auflösung des Vereins an.
Im Pielachtal im Bezirk St. Pölten-Land stellte unterdessen die Polizei eine Cannabis-Indooranlage mit 189 Pflanzen sicher. Als Betreiber gelte ein 40-jähriger Mann, der sich bei der Einvernahme geständig gezeigt habe, berichtete die Landespolizeidirektion Niederösterreich. Er wurde der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt. Beamte der Polizeiinspektionen Ober-Grafendorf und Kirchberg an der Pielach sowie der Polizeidiensthundeinspektion St. Pölten stellten bei einer Hausdurchsuchung neben den 189 Cannabispflanzen auch 90 Gramm Cannabiskraut, Suchtgiftutensilien und Aufzuchtequipment sicher. Die Hausdurchsuchung war nach einer anonymen Anzeige von der Staatsanwaltschaft angeordnet worden, teilte die Polizei mit.
Zusammenfassung
- In einer konzertierten Aktion hat die Polizei am vergangenen Freitag bei Durchsuchungen im oberösterreichischen Innviertel rund 170 Kilo Marihuana beschlagnahmt.
- Unter die Lupe genommen hat sie dabei einen Verein mit Sitz im Bezirk Schärding, der "Gras" angeblich zur Erforschung der medizinischen Wirkung in der eigenen Gärtnerei züchtete und an die Mitglieder verkaufte, so die Polizei am Freitag.