Personalsituation in Spitälern weiter angespannt
In den Häusern des städtischen Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) habe sich im Vergleich zum Sommer noch wenig verändert. Die Personalsituation sei angespannt, geplante Operationen müssten aber nicht in größerem Ausmaß verschoben werden. Generell sind im Gesundheitsverbund 949 Betten gesperrt, denen 5.492 sogenannte systemisierte Betten gegenüberstehen. 936 Betten sind aktuell (ohne AKH, Anm.) frei. Man bereite sich auf die kommenden Infektionswellen vor.
Auch in den burgenländischen Spitälern ist die Personalsituation zwar weiter angespannt, im Betrieb gibt es aber keine gröberen Probleme. Sowohl in den vier Kliniken der Gesundheit Burgenland als auch im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt können Operationen weitgehend wie geplant stattfinden. Ärztekammer-Präsident Christian Toth sprach davon, dass sich die Lage zwar nicht komplett entspannt, aber gebessert habe. Für den Herbst seien Prognosen, auch was die Corona-Infektionslage betrifft, schwierig, aber: "Ich bin vorsichtig optimistisch", sagte Toth.
In den NÖ Landeskliniken waren mit Stand Dienstag etwa 1.700 Betten frei, so die Landesgesundheitsagentur (LGA). Aufgrund Personalmangels gesperrt seien drei Prozent der Betten. Es gebe sowohl standortspezifische Unterschiede im Personalbedarf als auch Mangelfächer, "dennoch verzeichnen wir in Niederösterreich aktuell einen historischen Höchststand bei unseren ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern", so die LGA. Zurückzuführen sei das auf umfangreiche Recruiting-Maßnahmen. "Nie zuvor haben so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Niederösterreichs Kliniken gearbeitet: 24.000, davon fast 4.300 Ärztinnen und Ärzte."
In den Kliniken der OÖ Gesundheitsholding - u.a. Kepler Universitätsklinikum (KUK) Linz - waren mit 31. August 432 Betten gesperrt. Mit 3.623 standen aber 90 Prozent der gesamten Betten zur Verfügung. Der Betriebsratsvorsitzende des KUK-Med-Campus kritisierte fehlende Entlastung für das Personal. Die Notfallambulanzen würden nach wie vor stark in Anspruch genommen - auch durch "Nicht-Notfälle" ohne akute Beschwerden. "Beispielsweise mussten an unserem Kepler Universitätsklinikum zuletzt von 150 Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme nur fünf stationär aufgenommen werden", so OÖG-Sprecherin Christine Dörfel. Die übrigen hätten keine Spitalsmedizin gebraucht.
130 Betten sind in den Häusern des Kärntner Krankenanstaltenbetreibers Kabeg gesperrt. Hauptgründe seien die Personalsituation sowie Urlaube und Krankenstände, sagte Sprecherin Nathalie Trost. "Die Akutversorgung ist aber auf jeden Fall gesichert", hieß es wie in den anderen Bundesländern auch von der Kabeg. Die 130 gesperrten Betten stehen insgesamt 2.474 gegenüber. Kabeg-Zentralbetriebsrat Ronald Rabitsch verwies auf fehlendes Personal: "In der Kabeg können derzeit knapp 50 im Stellenplan ausgewiesene Stellen von diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern nicht besetzt werden." Demnächst sollen Verhandlungen mit dem Land Kärnten starten - es ginge vor allem darum, gegenüber anderen Bundesländern wettbewerbsfähig zu sein, was das Gehalt angeht.
Der Personalmangel in der Pflege macht auch vor den Salzburger Spitälern nicht halt. Einer Erhebung in den Fondskrankenhäusern zufolge waren zuletzt 235 Stellen von 3.740 Pflegekräften (Vollzeitäquivalente) unbesetzt. Das entspreche etwa sechs Prozent, so Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP). In den Salzburger Landeskliniken waren zuletzt 170 der 1.706 Betten nicht belegbar - was zu Einschränkungen im Operationsbetrieb führt. "Sämtliche Notfall-Eingriffe können jedoch ohne Einschränkung durchgeführt werden", versicherte Gutschi.
Angesichts der älter werdenden Bevölkerung mit multiplen Krankheitsbildern, die in den Spitälern versorgt werden müssen, sei es dringend erforderlich, die vom Gesundheitsminister angekündigte Gesundheitsreform auch auf den Boden zu bringen - beispielsweise mit einer Stärkung der niedergelassenen Versorgung und Maßnahmen, die die Patienten wieder besser durch das Gesundheitssystem leiten, betonte die Gesundheitslandesrätin. Neben den vielen Maßnahmen, die auf Landesebene bereits umgesetzt wurden, um dem Pflegepersonalmangel entgegen zu wirken, brauche es auch qualifizierten Zuzug, betonte Gutschi. So soll eine zentrale Anlaufstelle für im Ausland erworbene Qualifikationen implementiert werden.
"Wir haben extreme Wartezeiten für Routineeingriffe und völlig überfüllte Ambulanzen, weil wir auch zu wenige Ärztinnen und Ärzte haben", sagte Markus Pitterka, der Zentralbetriebsratsvorsitzende der Salzburger Landeskliniken. Im Uniklinikum - das sind das Landeskrankenhaus Salzburg und die Christian-Doppler-Klinik - würden derzeit 40 Arztstellen und über 130 Pflegestellen (jeweils Vollzeitäquivalente) nicht besetzt sein. "Und wir haben zunehmende Rekrutierungsprobleme beim Verwaltungs- und Betriebspersonal".
In den steirischen Spitälern der Krankenanstaltengeselleschaft (KAGes) sind derzeit von 5.142 Betten exakt 703 Betten bzw. 13,7 Prozent gesperrt, davon rund 60 Prozent aus Mangel an Pflegekräften, hieß es am Dienstag auf APA-Nachfrage seitens der Kommunikationsabteilung der KAGes. Etwa zehn Prozent der Betten seien aus Mangel an Ärztinnen und Ärzten gesperrt, etwa 20 Prozent aus baulichen Gründen. Die Bettenauslastung liege über alle Häuser verteilt bei 77 Prozent. Insgesamt sind bei der KAGes derzeit 218 offene Stellen im Ärztebereich ausgeschrieben - inklusive Turnusärzte. Im Pflegebereich sind es sogar 332 Stellen, die derzeit nicht besetzt seien. Von den 15.179 Vollzeitäquivalenten seien derzeit 14.507 Stellen mit 17.821 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt. Manche von ihnen haben Teilzeitstellen, weshalb die Zahl der Angestellten höher sei als die Zahl der Vollzeitäquivalente. Umgerechnet seien somit 4,43 Prozent offene Stellen zu verzeichnen.
An der Innsbrucker Klinik seien rund 20 Prozent der Betten gesperrt, sagte tirol kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger zur APA. Der Schwerpunkt des Personalmangels liege nach wie vor in der Pflege. "Die Abgänge sind minimal höher als sonst. Aber es kommt einfach nix nach." Ein großes Problem sei zudem weiterhin, dass an der Klinik viele Patienten versorgt werden, die eigentlich entlassen werden sollten - dies aber aufgrund eines fehlenden Heimplatzes oder wegen der Situation Zuhause nicht möglich sei. "Uns steht das Wasser bis zur Nase. Es nimmt uns schon den Atem", beschrieb tirol kliniken-Betriebsrätin Birgit Seidl die Lage für die Beschäftigten, vor allem im Pflegebereich.
Von den 1.522 Betten in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern sind rund neun Prozent und damit an die 140 nicht in Betrieb. Gründe seien Umbauarbeiten, Krankenstände und Karenzierungen sowie Personalmangel, teilte die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) mit. Die Personalknappheit verteile sich auf alle Abteilungen. Es könne auch zu Verschiebungen von planbaren, nicht dringlichen Operationen kommen. Für eine mögliche Verschärfung der Lage im Herbst oder Winter gebe es einen Maßnahmenplan. Im LKH Feldkirch ist einer von zwölf Operationssälen wegen fehlenden Personals gesperrt, fallweise auch ein zweiter.
Zusammenfassung
- Ein APA-Rundruf hat die aktuelle Lage in den Krankenhäusern der Bundesländer erhoben.
- Generell sind im Gesundheitsverbund 949 Betten gesperrt, denen 5.492 sogenannte systemisierte Betten gegenüberstehen.
- Aufgrund Personalmangels gesperrt seien drei Prozent der Betten, im April etwa seien es 3,6 Prozent gewesen.
- 130 Betten sind in den Häusern des Kärntner Krankenanstaltenbetreibers Kabeg gesperrt.