APA/Hans Klaus Techt

Nach Flucht aus Spital: 19-jähriger U-Häftling festgenommen

Ein Häftling ist am Freitag während eines Termins in einem Wiener Krankenhaus geflüchtet. Bei dem entflohenen U-Häftling dürfte es sich um einen IS-Anhänger handeln. Samstagfrüh konnte er in Wien-Floridsdorf festgenommen werden.

Der 19-Jährige entkam am Freitagvormittag den Beamten bei einer Untersuchung in Wien-Leopoldstadt. Am Freitagabend veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt daraufhin ein Fahndungsfoto des Häftlings. 

Der 19-jährige Mahdy C., gegen den von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wegen terroristischer Vereinigung (§278b StGB) ermittelt wird, konnte am Samstag kurz nach 8 Uhr in Wien-Floridsdorf festgenommen werden, erfuhr die APA aus Sicherheitskreisen. 

Er leistete dabei keinen Widerstand, hieß es aus verlässlicher Quelle gegenüber der APA. Der Verfassungsschutz, der den 19-Jährigen offenbar schon länger im Fokus hatte, dürfte nach der geglückten Flucht des jungen Mannes an Orten, Plätzen und Adressen Stellung bezogen und diese überwacht haben, an denen mit einem potenziellen Erscheinen des Gesuchten zu rechnen war.

An einem solchen Ort erfolgte dann am Samstagmorgen auch der Zugriff. Mittlerweile befindet sich der 19-Jährige nach jüngsten Informationen der APA wieder in einer Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt.

Wollte sich IS anschließen

Der Mann war bis Jänner 2024 nach einer Verurteilung wegen Raubes und Körperverletzung in Strafhaft gesessen. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er infolge angelaufener Ermittlungen in Richtung Terrorverdacht nahtlos in U-Haft genommen.

"Er sympathisierte mit dem Islamischen Staat (IS) und wollte sich diesem anschließen", teilte die DSN am Samstag zur Verdachtslage mit, nachdem sich das dafür an sich zuständige Justizministerium diesbezüglich seit Freitag unter Berufung auf die Unschuldsvermutung in anhaltend beharrlichem Schweigen übt.

Fehlverhalten der Beamten wird geprüft

DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner zeigte sich mit dem raschen Aufgreifen des Verdächtigen zufrieden. "Dank der professionellen und guten Arbeit unserer Ermittlerinnen und Ermittler in der DSN wurde der Verdächtige nach rascher Fahndung festgenommen. Das schnelle und verlässliche Einschreiten des Verfassungsschutzes ist in einer Gefahrensituation von besonderer Bedeutung, wie die heutige erfolgreiche, rasche Fahndung bewies", meinte Haijawi-Pirchner in einer der APA übermittelten Stellungnahme.

Aus Krankheitsgründen war der 19-Jährige von der Justizanstalt (JA) Wiener Neustadt in die JA Wien-Josefstadt verlegt worden, weil es dort eine eigene Krankenabteilung gibt.

Er hatte einen Termin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt genutzt, um der Justizwache zu entwischen. In diesem Zusammenhang wird ein mögliches Fehlverhalten der ihn begleitenden Beamten geprüft.

Die DSN hält es für denkbar, dass es mögliche Fluchthelfer gegeben hat. "Eine potenzielle Fluchtbeteilung durch Fluchthelfer ist derzeit noch nicht auszuschließen und wird aktuell geprüft", hieß es gegenüber der APA.

Häftling flüchtete unbewaffnet

Wie die Wiener Landespolizeidirektion am Samstagvormittag auf APA-Anfrage erklärte, war es Mahdy C. im Zuge seiner Flucht nicht gelungen, dem ihn eskortierenden Justizwachebeamten Schuss- oder sonstige Waffen zu entreißen. Er dürfte somit zum Zeitpunkt seiner Festnahme unbewaffnet gewesen sein.

Ob im Hinblick auf seine offenbar terroristische Gesinnung dessen ungeachtet während seiner Flucht eine Gefährdungslage für die Bevölkerung gegeben war, blieb unklar. Die Wiener Landespolizeidirektion verwies dazu ans Justizministerium, das für die Beantwortung dieser Frage zuständig sei.

FPÖ fordert Rücktritt von Zadic

Die FPÖ fordert indes den Rücktritt von Justizministerin Zadic "im Sinne der österreichischen Sicherheit", wie am Samstagvormittag in einer Presseaussendung festgehalten wurde. "Die grüne Kuscheljustiz unter Ministerin Zadic muss nun rasch ein Ende finden, bevor noch etwas Schlimmes passiert. Da diese Ministerin die Gefängnisse einfach nicht unter Kontrolle hat, muss sie zurücktreten", meinte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz.

Mehrere entflohene Häftlinge in wenigen Wochen

Im November 2023 konnten in Niederösterreich und Wien gleich mehrere Häftlinge innerhalb von wenigen Wochen fliehen. Meist gelang ihnen die Flucht während eines Arztbesuches. Drei der insgesamt vier geflohenen Strafgefangenen wurden wieder geschnappt. 

Ein 35-jähriger Insasse der Justizanstalt Stein befindet sich noch immer auf der Flucht. Das Justizministerium reagierte darauf mit 21 Razzien in Anstalten sowie einem Runden Tisch, wo eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen beschlossen wurde. Wie dann ausgerechnet einem mutmaßlichen IS-Terroristen die Flucht aus den Händen der Justizwache gelingen konnte, ist insofern unklar, als seitens des Justizministeriums zu den Umständen der Flucht nach wie vor mit Informationen gegeizt wird.

Die Generaldirektion für den Strafvollzug hatte im vergangenen Herbst angesichts gehäufter Fluchtversuche den Justizanstalten die Anweisung erteilt, bei medizinischen Eskorten in Zukunft Häftlingen die Arme hinter dem Körper zu fesseln. Weiters wurden die Justizanstalten darauf hingewiesen, externe medizinische Termine in Spitälern mit Häftlingen seien nur unter besonderen Vorkehrungen durchzuführen.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Häftling ist am Freitag während eines Termins in einem Wiener Krankenhaus geflüchtet.
  • Bei dem entflohenen U-Häftling dürfte es sich um einen IS-Anhänger handeln.
  • Samstagfrüh konnte er in Wien-Floridsdorf festgenommen werden.
  • DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner zeigte sich mit dem raschen Aufgreifen des Verdächtigen zufrieden.