Europa geht in den Lockdown
Die Türkei etwa erlässt über Silvester und Neujahr eine mehrtägige Ausgangssperre. Die Niederlande verhängen den bisher härtesten Lockdown für ihr Land. Für fünf Wochen wird das Land "abgeriegelt", teilte Premier Mark Rutte mit. Auch Tschechien verschärft seine Coronavirus-Regeln vor Weihnachten, lässt aber alle Geschäfte geöffnet.
Die Ausgangssperre in der Türkei beginnt am 31. Dezember um 21:00 Uhr und endet am 4. Jänner um 5.00 Uhr in der Früh, kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag an. In der Türkei gelten bereits Ausgangsbeschränkungen an Wochenenden und werktags ab 21 Uhr. Supermärkte sind dabei zu bestimmten Zeiten geöffnet.
Höchststand an Todesfällen pro Tag
Die Türkei registrierte am Montag einen neuen Höchststand an täglichen Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus - 229 Menschen seien innerhalb von 24 Stunden gestorben, teilte Gesundheitsminister Fahrettin Koca mit. Zudem seien am Montag 29.617 Neuinfektionen registriert worden. Insgesamt hat das 83-Millionen-Einwohner Land rund 1,9 Millionen Infektionen und rund 17.000 Tote im Zusammenhang mit Covid-19 registriert.
Die Corona-Situation im Land ist laut Ärztevereinigung besorgniserregend. Intensivstationen in staatlichen Krankenhäusern seien überfüllt und das Gesundheitspersonal sei überlastet. Die Regierung hatte erst Ende November wieder begonnen, täglich die vollständigen Fallzahlen zu veröffentlichen.
Bisher härtester Lockdown in Niederlanden
Die Niederlande verhängen angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen den bisher härtesten Lockdown für ihr Land. Die strengen Maßnahmen treten ab Mitternacht in Kraft und sollen bis 19. Jänner dauern, kündigte Premier Rutte am Montagabend in einer TV-Ansprache an. "Die Niederlande werden für fünf Wochen abgeriegelt." Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie müssen auch Geschäfte - außer für den täglichen Bedarf - schließen.
Das Land reagiert damit auch auf den harten Shutdown im Nachbarland Deutschland. Viele Kommunen fürchteten, dass Deutsche nach den strengen Maßnahmen in ihrem Land ab Mittwoch zu Weihnachtseinkäufen über die Grenze fahren könnten. Ab Montagnacht müssen auch Kinos, Theater und Museen schließen sowie Friseure, Fitnessstudios und Schwimmbäder. Bürger dürfen sich pro Tag nur noch mit zwei anderen Personen treffen. Zu Weihnachten dürfen es drei Gäste sein. Ab Mittwoch werden auch die Schulen und Kindergärten geschlossen. Von Auslandsreisen wird bis Mitte März dringend abgeraten.
Rutte betonte, dass es "gerade vor Weihnachten" eine äußerst harte Botschaft sei. "Aber wir haben keine Wahl", betonte der rechtsliberale Premier. Die Lage sei sehr ernst, Krankenhäuser könnten dem Druck kaum noch standhalten. "Aber wir werden es schaffen", bekräftigte er.
Seit Mitte November steigt die Zahl der Neuinfektionen stark an. Zuletzt waren rund 8.500 Fälle in 24 Stunden gemeldet worden. Das waren zwar weniger als am Vortag mit rund 10.000 Meldungen. Doch sind die Zahlen an Montagen in den meisten Fällen deutlich niedriger als an anderen Tagen. Es war erst die zweite TV-Ansprache des Premiers. Im Hintergrund waren Sprechchöre und Pfiffe von ein paar Dutzend Demonstranten vor dem Amtssitz des Premiers zu hören. Seit etwa Mitte Oktober galt in den Niederlanden ein Teil-Lockdown. Privatkontakte wurden eingeschränkt und Gaststätten geschlossen. Das führte aber nicht zu einem dauerhaften Rückgang der Infektionen.
Zweithöchste Corona-Warnstufe in Tschechien
In Tschechien gilt von Freitag an die zweithöchste Corona-Warnstufe des EU-Mitgliedstaats, wie die Minderheitsregierung beschloss. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung, denn wir wissen selbstverständlich, welche Auswirkungen das für das Leben der Menschen hat", betonte Ministerpräsident Andrej Babis von der populistischen Partei ANO. Die seit eineinhalb Wochen geöffneten Gaststätten und Hotels müssen erneut schließen. Die Betreiber sollen Entschädigungszahlungen erhalten. In Innenräumen und im Freien dürfen sich nur noch maximal sechs Personen treffen. Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre.
Die Weihnachtsferien der Schulen werden vorgezogen. Einzelhandel und Dienstleister wie Friseure bleiben diesmal mit Einschränkungen wie begrenzten Kundenzahlen geöffnet.
Die Maßnahmen waren in Tschechien erst am 3. Dezember größtenteils gelockert worden. Doch in den vergangenen Tagen nahm die Zahl der täglichen Coronavirus-Neuansteckungen zu. Am Sonntag kamen nach Behördenangaben fast 2.000 neue Fälle hinzu, obwohl an Wochenenden üblicherweise weniger getestet wird. Seit Pandemiebeginn gab es mehr als 581.000 Infektionen und mehr als 9.600 Todesfälle. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner.
Weihnachts-Lockdown in Mallorca
Die Regionalregierung Mallorcas verschärft unterdessen wegen wieder anziehender Corona-Zahlen die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus über Weihnachten. Für die Urlauberinsel gilt damit ab Dienstag wieder die höchste Stufe des insgesamt fünfstufigen (0 bis 4) Corona-Protokolls, wie die Regierungschefin der Balearen, Francina Armengol, am Montag mitteilte. Die Einschränkungen sollten zunächst bis 28. Dezember gelten und werden dann erneut geprüft.
Zusammenfassung
- Angesichts steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus verhängen mehrere Länder strengere Maßnahmen.
- Für fünf Wochen wird das Land "abgeriegelt", teilte Premier Mark Rutte mit.
- Auch Tschechien verschärft seine Coronavirus-Regeln vor Weihnachten, lässt aber alle Geschäfte geöffnet.
- Die Regionalregierung Mallorcas verschärft unterdessen wegen wieder anziehender Corona-Zahlen die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus über Weihnachten.