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Mehr Hilfe gegen Wechseljahre als "Karrierekiller" erwünscht

Laut einer Umfrage fühlen sich mehr als zwei Drittel der Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz durch menopausale Beschwerden beeinträchtigt - in der betriebsärztlichen Betreuung spielen diese aber nur bei 6,5 Prozent eine Rolle. Eigene betriebliche Gesundheitsprogramme könnten helfen, "die erfahrenen Mitarbeiterinnen länger im Unternehmen zu halten", empfahlen die Studienautorinnen Andrea Rumler und Julia Memmert bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Das Forschungsprojekt "MenoSupportAustria" wurde von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) mit dem Onlineportal Wechselweise durchgeführt. Von Jänner bis März 2024 wurden 1.720 Arbeitnehmerinnen mit Wohnsitz in Österreich befragt, wie sie die Wechseljahre am Arbeitsplatz erleben. Knapp 21 Prozent gaben an, wegen der Beschwerden die Arbeitszeit zu reduzieren. 14,4 Prozent der über 55-Jährigen erwägen, in Frühpension zu gehen oder sind dies bereits. Die Arbeitgeber verlieren erfahrene Mitarbeiterinnen, wurde betont, und viele Frauen Lebensqualität und Versicherungsjahre.

"Die Wechseljahre sind kein ausschließlich persönliches Thema. Wenn Frauen früher in Pension gehen oder ihre Arbeitszeit verkürzen, weil ihre Bedürfnisse in dieser Lebensphase nicht ernst genommen werden, dann schadet das den Unternehmen, und das Risiko für Altersarmut steigt", sagte Wechselweise-Gründerin Veronika Pelikan.

An erster Stelle der Wünsche der Befragten steht die Sensibilisierung der Führungskräfte für das Thema (72,2 Prozent). Darauf folgen flexible Arbeitszeitmodelle (70 Prozent) und die Etablierung einer "wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur" (69,1 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich vom Arbeitgeber Unterstützungsangebote. Jede fünfte Befragte befürchtet jedoch, wegen Wechselbeschwerden benachteiligt zu werden. Fast 60 Prozent fühlen sich durch das Umfeld am Arbeitsplatz "im Prozess der Wechseljahre nicht unterstützt", so die Ergebnisse.

23,1 Prozent der Befragten waren wegen der Beschwerden bereits krankgeschrieben. 20,8 Prozent reduzierten deswegen ihre Arbeitsstunden, 15,2 Prozent nahmen sich aufgrund der Symptome eine berufliche Auszeit, 12,5 Prozent der Betroffenen haben sogar den Arbeitsplatz gewechselt, und insgesamt 8,3 Prozent entschieden sich für einen früheren Pensionsantritt.

Frauen durchlaufen in den Wechseljahren eine Phase hormoneller Veränderungen, die etwa zehn bis 15 Jahre dauert und typischerweise in der Lebensmitte beginnt. Dies kann zahlreiche körperliche und psychische Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen hervorrufen.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als zwei Drittel der Frauen in den Wechseljahren fühlen sich am Arbeitsplatz durch menopausale Beschwerden beeinträchtigt, aber nur 6,5 Prozent der betriebsärztlichen Betreuung berücksichtigen diese Beschwerden.
  • Das Forschungsprojekt 'MenoSupportAustria' fand heraus, dass 21 Prozent der befragten Frauen ihre Arbeitszeit wegen der Beschwerden reduzierten, und 14,4 Prozent der über 55-Jährigen erwägen eine Frühpension oder sind bereits in Frühpension.
  • 72,2 Prozent der Befragten wünschen sich eine Sensibilisierung der Führungskräfte für das Thema, gefolgt von flexiblen Arbeitszeitmodellen (70 Prozent) und einer wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur (69,1 Prozent).