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Massenpanik in Seoul - Polizisten verurteilt

Mehr als ein Jahr nach einer verheerenden Massenpanik mit fast 160 Todesopfern bei Halloween-Feiern in Seoul hat ein südkoreanisches Gericht zwei ehemalige Polizisten verurteilt. Die beiden wurden am Mittwoch schuldig gesprochen und zu Haftstrafen verurteilt, weil sie nach der Katastrophe die Löschung von vier internen Polizeiberichten angeordnet hatten, in denen Kollegen schon vor der Massenpanik vor einem drohenden Gedränge gewarnt hatten.

In der Nacht auf den 30. Oktober 2022 hatten sich zehntausende vorwiegend junge Menschen in den Straßen und Bars des Ausgehviertels Itaewon in Seoul gedrängt, ohne dass die Polizei eingeschritten war. Bei der Massenpanik in einer engen Gasse starben fast 160 Menschen.

Das Gericht verurteilte nun einen ehemaligen leitenden Beamten der Polizei in Seoul zu eineinhalb Jahren Haft. Ein Ex-Kollege von der Polizeiwache Yongsan wurde zu einer einjährigen Haft- und einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. "Die Angeklagten hätten durch die Aufbewahrung vorhandener Daten aktiv an den Ermittlungen mitwirken sollen, stattdessen haben sie vor dem Unglück verfasste interne Berichte gelöscht und Beweise vernichtet", erklärte das Gericht. "Harte Strafen" seien unvermeidlich.

Die beiden bereits suspendierten Beamten sind die ersten Polizisten, die wegen der Katastrophe in Itaewon verurteilt wurden. Bisher wurden nur Beamte des zuständigen Bezirksamtes für die Katastrophe zur Verantwortung gezogen. Ranghohe Beamte von Polizei und Stadtverwaltung oder Regierungsmitglieder sind wegen der Tragödie bisher nicht zurückgetreten oder strafrechtlich verfolgt worden. Im Jänner wurde allerdings der Polizeichef von Seoul angeklagt.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Massenpanik mit fast 160 Toten in Seoul wurden zwei Polizisten wegen Löschung von Warnberichten verurteilt.
  • Am 30. Oktober 2022 kam es zu der Katastrophe, trotz vorheriger Hinweise auf ein drohendes Gedränge, die ignoriert wurden.
  • Die Verurteilungen sind die ersten gegen Polizisten im Zusammenhang mit dem Unglück, höhere Beamte sind bisher nicht zurückgetreten oder angeklagt worden.