Land Burgenland plant Wasserzufuhr für Neusiedler See
Das Land Burgenland plant eine Wasserzufuhr für den Neusiedler See. Aufgrund der Trockenheit sei man derzeit mit dem niedrigsten Wasserstand seit 1965 konfrontiert, sagte Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) am Freitag. Eine eigene Task Force soll nun eine technische Lösung für die Wasserzufuhr entwickeln. Schon seit 2003 gibt es Überlegungen in diese Richtung. Der WWF sieht die Pläne extrem kritisch.
Ziel sei es, dass der Neusiedler See als Landschaftselement erhalten bleibe und eine Austrocknung vermieden werde, sagte Christian Sailer, der die Task Force leiten wird. Das sei bereits 2014 in einer Strategiestudie festgestellt worden. Man suche nun nach einer Möglichkeit zur Wasserzufuhr, die "machbar und umsetzbar" sei, betonte Dorner. Die Task Force werde sich dafür "mit allen Interessensgruppen, wie dem Naturschutz, den Gemeinden, der Landwirtschaft und dem Tourismus, eng abstimmen".
Neben den in der Vergangenheit bereits angedachten Möglichkeiten der Wasserzufuhr aus Raab oder Donau sei die Wasserzufuhr von ungarischer Seite eine Variante, so Dorner. Deshalb sollen auch Vertreter des Nachbarlandes Teil der Task Force werden. Weiters wolle man Vertreter des Bundes integrieren, immerhin werde das Projekt "nicht billig sein".
Mit der Wasserzufuhr wolle das Land auf die geringen Niederschlagsmengen, die "in den letzten Monaten sehr dramatisch" waren, reagieren, sagte Dorner. Die Situation stelle die Region vor große Herausforderungen. Tourismus, Landwirtschaft und Naturraum seien betroffen, die Grundwasserstände seien niedrig. Klimaszenarien würden durchaus darauf hinweisen, dass der Neusiedler See austrocknen könnte, betonte Sailer. Im "allerschlimmsten Fall" könne das bereits in drei bis vier Jahren passieren.
Schon seit 2003 seien Überlegungen einer Wasserzufuhr angestellt worden, so Sailer. Damals hätten aber die entsprechenden Ressourcen gefehlt. Zudem hätten Regenereignisse die Diskussionen immer wieder relativiert, sagte Dorner. Für eine "sinnvolle Wasserstandsregelung" brauche es große Mengen: Ein Wasserstand von einem Zentimeter im See bedeute rund drei Millionen Kubikmeter Wasser, sagte Sailer.
Die Naturschutzorganisation WWF Österreich hat am Freitag die vom Land Burgenland geplante Wasserzufuhr für den Neusiedler See als "ökologische Katastrophe" kritisiert. Die Ökologie des Steppensees würde dadurch so tiefgreifend verändert, "dass sogar der weitere Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels gefährdet wäre", betonte Bernhard Kohler vom WWF.
Der Neusiedler See erhalte als Steppensee sein Wasser zu 90 Prozent aus Niederschlägen. Schwankungen des Wasserstandes seien deshalb "völlig normal, ja sogar lebensnotwendig", sagte Kohler. In den Trockenphasen könne sich der Schlamm, der sich am Grund angesammelt habe, an der Luft zersetzen und die Verlandung des Sees werde gestoppt. Würde der Wasserstand dauerhaft hochgehalten, könne das zu einer beschleunigten Verlandung des Sees führen, so Kohler.
Durch die radikale Veränderung des Chemismus des Sees würden zudem massive Algenblüten drohen und die Verschlammung und Verlandung würde rascher fortschreiten. "Eine künstliche Wasserzufuhr würde dem See letztlich den Todesstoß versetzen", betonte Kohler. Der WWF warne das Land daher vor einem "fatalen Irrweg". Der Neusiedler See dürfe nicht "zu einer schlammigen Badewanne" degradiert werden.
Zusammenfassung
- Aufgrund der Trockenheit sei man derzeit mit dem niedrigsten Wasserstand seit 1965 konfrontiert, sagte Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) am Freitag.
- Eine eigene Task Force soll nun eine technische Lösung für die Wasserzufuhr entwickeln.
- Klimaszenarien würden durchaus darauf hinweisen, dass der Neusiedler See austrocknen könnte, betonte Sailer.
- "Eine künstliche Wasserzufuhr würde dem See letztlich den Todesstoß versetzen", betonte Kohler.