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Jugendforschung sucht Zugang zu Klima-Aktivismus

Klimakrise und -aktivismus sind für viele junge Menschen wesentlicher Bestandteil ihrer Lebensrealität - ein Umstand, der die Jugendforschung vor neue Herausforderungen stellt. Für neue Impulse in der Wissenschaft plädieren daher Reingard Spannring, Bildungsforscherin an der Uni Innsbruck, und Natalia Wächter, Professorin für Sozialpädagogik an der Uni Graz, bei der "Österreichischen Jugendforschungstagung 2023" (22.-24. Juni) in der Tiroler Hauptstadt.

Auch nach der Covid-19-Pandemie und neuen Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, habe die Sorge um das Klima bei Jugendlichen nicht nachgelassen - im Gegenteil. "In allen Jugendstudien seit 2019 steht Klima an erster Stelle, auch international", so Wächter im APA-Gespräch. "Wir brauchen ein komplexeres Bild von sozialem Wandel", fordert wiederum Spannring von ihrem Forschungsfeld vor dem Hintergrund dieser multiplen Krisen.

Jugendforschung dürfe den Klima-Aktivismus nicht mehr als reines Phänomen "politischer Partizipation" verstehen, so die Bildungsforscherin gegenüber der APA. Vielmehr müsse das Feld einen breiteren Blick einnehmen. Denn Klima-Aktivismus beziehe "sämtliche Lebensbereiche und -dimensionen" mit ein, unterschiedliche Sorgen würden sich überlagern.

Proteste für das Klima seien daher nicht vergleichbar mit vergangenen "Single issue"-Umweltbewegungen, wie der Besetzung der Hainburger Au. Wächter zufolge ist der neue Aktivismus weniger punktuell, weil er sich neben Politik auch an die Gesellschaft und die Eigenverantwortung richtet. Eine angebrachte Forschungsfrage wäre für Spannring nun, wie sich die "Verwobenheit von Natur und Kultur im Leben der Jugendlichen äußert".

Die Wissenschafterinnen sind sich einig, Ziel der Jugendforschung sei "mangelndes Empowerment der Jugendlichen" sichtbar zu machen und mit ihren Ergebnissen der "Politik etwas in die Hand zu geben". Die Disziplin müsse aufzeigen, "wo es möglicherweise an Handlungsmöglichkeiten für die Jugendlichen fehlt" und ein "politisches Mandat" für die spezifischen Sorgen junger Menschen einnehmen.

Außerdem sei Klima, ist Wächter überzeugt, "kein Luxusthema mehr". Zwar zeigt die Umweltsoziologie laut Spannring, dass Protestgruppen wie Fridays for Future "eher weiblich, gut gebildet, eher liberal und nicht im Umkreis von religiösen Gemeinschaften verortet" sind. Jedoch würden Studien auch belegen, dass Umwelt-Aktivismus dort an Aufschwung gewinne, wo Umweltzerstörung besonders spürbar ist - beispielsweise im globalen Süden.

Beide Expertinnen werden am Freitagabend eine Keynote mit dem Titel "Jugendforschung in Zeiten von Umwelt- und Klimakrisen" an der Universität Innsbruck als Teil der "Österreichischen Jugendforschungstagung 2023" abhalten. Die seit gestern laufende Konferenz mit dem Motto "Jugend in Zeiten von Krisen" dauert bis Samstag an und greift auch Themen wie Digitalisierung und Covid-19-Pandemie auf.

(S E R V I C E - Weitere Informationen zur "Österreichischen Jugendforschungstagung 2023": https://go.apa.at/kic8z0La)

ribbon Zusammenfassung
  • Auch nach der Covid-19-Pandemie und neuen Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, habe die Sorge um das Klima bei Jugendlichen nicht nachgelassen - im Gegenteil.