APA/dpa/Felix Kästle

Herdenschutz dämmt Wolfsrisse auf Almen ein

Die Zahl der Risse auf den Tiroler Almen ging 2023 deutlich zurück. Auf den Almen mit Herdenschutzprojekten gab es gar keine Risse.

Der diesjährige Sommer ist für die Tiroler Almbauern deutlich glimpflicher ausgegangen als im Jahr zuvor. Während im Jahr 2022 413 Nutztiere von Wolf, Bär oder Goldschakal getötet worden waren, waren es heuer bisher nur 183. 134 Schafe wurden von Wölfen gerissen. Auf den Almen mit dem Pilotprojekt zum Herdenschutz durch Hirten, Herdenschutzhunde und Zäunen gab es gar keine Risse. 

Jeder Wolf ein Zufallstreffer

"Das hat auch mit der Abschussverordnung-Regelung der Tiroler Landesregierung zu tun", sagte LHStv. Josef Geisler (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der Jagddruck sei klar erhöht worden, so Geisler, der für Land- und Forstwirtschaft ressortzuständig ist, in Landeck. "Einen Wolf zu erwischen, ist eher Zufall", wird er von der "Tiroler Tageszeitung" zitiert.

Bisher wurden drei Wölfe in Tirol erschossen, einer wurde überfahren. Insgesamt wurden nach dem rechtlich umstrittenen, neuen Regelwerk 16 Abschuss-Verordnungen erlassen.

In Tirol laufen aktuell drei erfolgreiche Herdenschutzprojekte, trotzdem sieht das Land seine Möglichkeiten "ausgereizt". In anderen Ländern, wie der Slowakei, ist Herdenschutz Usus und Voraussetzung für finanzielle Entschädigung bei Rissen. Aber auch dort beklagen die Bauern die als fehlend empfundene Unterstützung der Regierung.

Schwieriger Schutz auf Tirols Almen

Auf Landesebene ging man unabhängig davon den Weg von Pilot-Almprojekten mit Herdenschutz weiter, für die man im Jahr 2023 rund 430.000 Euro in die Hand nehmen werde, führte Geisler aus.

"Bei den derzeit drei Projektalmen des Landes investieren wir beispielsweise in eine gelenkte Weideführung, ständige Behirtung sowie in wolfsabweisende eingezäunte Übernachtungsplätze", berichtete er.

Dieser wichtige Mosaikstein im Umgang mit großen Beutegreifern sei aber nicht beliebig auf alle Tiroler Almen übertragbar, sagte Geisler. "Aufgrund der Lage von manchen Tiroler Almen ist das nur bei rund 50 Prozent machbar", merkte Geisler an. Zudem kämpfe man mit Personalproblemen: "Zum Teil würden wir auch das dafür notwendige Personal nicht finden, denn der Fachkräftemangel spielt auch in diesem Bereich eine große Rolle."

Abschüsse "eindeutig" EU-rechtswidrig

Dem schlossen sich die ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesenden Obmänner der drei Pilotalmen an. "Es ist nicht ganz einfach, aber die Hirten und Hunde arbeiten gut", gab sich der Obmann der Alminteressensgemeinschaft Spisser Schafberg, Robert Hueber, dennoch optimistisch.

Josef Gitterle, im Land Tirol zuständig für Herdenschutz, zog ebenfalls trotz aller Herausforderungen eine positive Bilanz: "Der Sommer verlief gut." Auch auf der Verwall Alm zeigten sich die Verantwortlichen zufrieden.

Die von Geisler als wichtiger Beitrag des Landes zum tirolweiten "Wolfsmanagement" bezeichnete Verordnungs-Regelung ist nicht unumstritten. Von Experten war etwa die Rechtmäßigkeit der von der schwarz-roten Landesregierung - und anderen Bundesländern - gewählten Vorgangsweise in Zweifel gezogen worden. Die beiden an der Uni Innsbruck lehrenden Europarechtler Walter Obwexer und Peter Hilpold hatten diese gegenüber der APA als eindeutig EU-rechtswidrig bezeichnet. Auch die Tiroler Koalitionäre selbst sprachen von einem "juristischen Grenzgang".

ribbon Zusammenfassung
  • Der zu Ende gehende diesjährige Almsommer ist für Tirols Bauern in Sachen "große Beutegreifer" deutlich glimpflicher ausgegangen als im Jahr zuvor.
  • Während im Jahr 2022 413 Nutztiere von Wolf, Bär oder Goldschakal getötet worden waren, waren es heuer bisher "nur" 183. 134 Schafe wurden von Wölfen gerissen, wurde am Mittwoch vorläufige Bilanz gezogen.
  • "Das hat auch mit der Abschussverordnung-Regelung der Tiroler Landesregierung zu tun", sagte LHStv.