Günstig, aber krank: Achtung beim Kauf von "Kofferraumwelpen"
Einen Welpen zu kaufen, war selten einfacher. Online bieten zahlreiche Websiten angeblich reinrassige Husky-, Pudel- oder Golden-Retriever-Welpen an, teils alle beim selben Anbieter. Die Websiten haben eines gemeinsam: Sie sehen hochprofessionell aus und versprechen eine reibungslose Abwicklung. Gegen eine Aufzahlung kann man sich die Tiere teilweise sogar liefern lassen.
Dabei ist der Online-Handel von Tieren in Österreich verboten - außer für im Land gemeldete oder bewilligte Züchter:innen sowie den Zoofachhandel.
Welpen direkt vor die Haustür
Ein Vorgehen gegen illegale Angebote sei aber schwierig, denn die Anbieter seien "wie Unkraut, das sprießt sofort an anderen Ecken wieder hervor", so Tierschutz-Austria-Sprecher Jonas von Einem im PULS 24 Interview.
Dass ein Hund direkt in sein neues Zuhause geliefert wird, sollte die Alarmglocken schrillen lassen. Genauso wie wenn der "Übergabeort außerhalb von einem Züchter ausgemacht wird", etwa auf einem Parkplatz oder einer Raststation. Das seien erste Anzeichen, dass die Tiere aus dem illegalen Welpenhandel stammen, so von Einem.
Welpenhandel mit "mafiösen Strukturen"
Seit der Pandemie hat der Handel mit illegal gezüchteten Hunden zugenommen. Er würde mittlerweile im großen Stil geschehen und ein Netzwerk von Züchter:innen umfassen sowie "mafiöse Strukturen" haben, sagt von Einem.
Die viel zu jungen Tiere werden meist aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Polen oder Rumänien eingeführt und oft direkt aus dem Kofferraum verkauft. Dabei wirken die "Kofferraumwelpen" zu Anfang noch fit.
Das böse Erwachen folgt erst einige Tage später: Die Tiere werden krank und sind verhaltensauffällig. Oftmals landen sie dann im Tierheim. Argument für solch einen Kauf sei meist, dass die Welpen "günstig sind", dafür seien sie aber nicht "gechippt, kastriert, geimpft", warnt von Einem.
Tipps für Welpen-Kauf
Um illegalen Züchter:innen nicht in die Falle zu gehen, gilt deshalb Vorsicht walten lassen. Allen voran ist es wichtig, dass man die Welpen vorab besuchen darf, dabei sollte "das Muttertier immer vor Ort sein".
Zudem dürfen Welpen erst ab acht Wochen nach Österreich eingeführt werden. Ob der Hund alt genug sei, ließe sich daran erkennen, ob er bereits Zähne habe und was seine Augenfarbe sei. "Die endgültige Augenfarbe bildet sich erst zwischen der sechsten und siebten Woche", davor hätten Welpen blaue Augen, erklärt von Einem.
Besser sei es sowieso einen Hund aus einer hiesigen Zucht zu kaufen oder aus dem Tierheim zu adoptieren. Beim Kauf dürfe man aber in jedem Fall nicht außer Acht lassen, dass das Tier ein "Familienmitglied" werde und als solches Zeit und finanzielle Ressourcen in Anspruch nehmen, so von Einem.
Tierschutz Austria fordert "Schwarze Liste"
Der Tierschutz Austria fordert wegen des boomenden Welpenhandels Maßnahmen. Konkret soll man eine Zucht in Österreich nicht nur anmelden können, sondern auch eine Bewilligung benötigen.
Zudem brauche es eine "Schwarze Liste für Personen, die bereits gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben", denn viele von ihnen würden nur wenige Jahre später wieder züchten.
Das Sozialministerium lehnt die Forderung nach einer Bewilligung sowie einer "Schwarzen Liste" auf PULS 24 Anfrage ab: "Da es sich um ausländische Welpenhändler handelt, ist eine Bewilligungspflicht inländischer Züchter keine zielführende Maßnahme."
Stattdessen seien Verschärfungen beim Online-Handel mit Tieren und "strengere Regelung bei der Einfuhr von Hundewelpen aus dem Ausland" erfolgt. Sie dürfen nur mehr mit gültiger Tollwutimpfung, d.h. in der Regel erst in einem Alter von 16 Wochen, nach Österreich gebracht werden.
Zusammenfassung
- Einen Welpen zu kaufen, war selten einfacher. Online bieten zahlreiche Websiten angeblich reinrassige Husky-, Pudel- oder Golden Retriever-Welpen an, teils alle beim selben Anbieter.
- Der Tierschutz Austria warnt vor den günstigen Tieren aus dem Ausland: Sie seien oft krank und verhaltensauffällig.
- Ihr Verkauf ist illegal, doch der Handel boomt. Die viel zu jungen Tiere werden meist aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Polen oder Rumänien eingeführt und oft direkt aus dem Kofferraum verkauft.
- Um nicht auf die illegalen Züchter:innen hereinzufallen, gilt es deswegen einige Dinge zu beachten.
- Dass ein Hund direkt in sein neues Zuhause geliefert wird, sollte die Alarmglocken schrillen lassen.