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Caritas hilft in Myanmar unter "erschwerenden Bedingungen"

31. März 2025 · Lesedauer 4 min

Schon vor dem verheerenden Erdbeben am vergangenen Freitag war die Lage in dem südostasiatischen Staat Myanmar mehr als kritisch. Seit dem Militärputsch im Februar 2021 wird das Land von Bürgerkrieg, Armut und Flüchtlingsbewegungen geprägt. Die Caritas ist in diesem Umfeld seit rund zehn Jahren tätig, und die Ausgangslage wurde durch das "Erdbeben natürlich massiv verstärkt", berichtete Andreas Knapp, Österreichs Caritas-Generalsekretär für Internationale Programme.

Knapp betonte im Gespräch am Montag mit der APA, dass es zwar nicht leicht sei, in diesem Land, dem ärmsten in Südostasien, Unterstützung zu leisten: "Aber wir sind davon überzeugt, dass sie geleistet werden kann und gerade aufgrund unserer langjährigen Partnerschaften können wir auch garantieren, dass die Hilfe ankommt", so der Generalsekretär. Man habe sich mit den Jahren entsprechende Strukturen aufgebaut, sagte Knapp unter Hinweis auf in manchen Medien geäußerte Zweifel, ob die Unterstützungsleistungen auch bei den Betroffenen landen und nicht bei der Militärjunta. Dass dem nicht so sei, dafür könne er "schon die Hand ins Feuer legen".

Die beiden am stärksten betroffenen Regionen, Mandalay und Sagaing, sind Gebiete, die bereits zuvor massiv von bewaffneten Konflikten, Vertreibung und Naturkatastrophen betroffen waren. "In Sagaing wurde nun auch der Flughafen durch das Beben teilweise zerstört und wichtige Brücken sind teilweise eingestürzt, das sind erschwerende Bedingungen", schilderte Knapp. In der aktuellen Phase konzentriere man sich vor allem auf Notunterkünfte, "weil die Menschen aktuell oft in Parks und Spielplätzen unter freiem Himmel ausharren müssen".

Rund 3.000 Menschen hätten inzwischen etwa eine Notunterkunft in den Klöstern und Kirchen in der Zentralregion gefunden und werden mit Essen und sauberem Wasser und vor allem auch mit Hygieneprodukten versorgt, "das sind absolut ersten Schritte". Laut Schätzungen könnten insgesamt an die 800.000 Personen obdachlos geworden sein. Schon in den vergangenen Jahren habe es in dem rund 54 Millionen Menschen zählenden Land über 3,5 Millionen Binnenvertriebene gegeben, erinnerte Knapp. Laut den Zahlen des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR ist die Gesamtzahl der Flüchtlinge seit 2021 von 2,6 Millionen auf 6,8 Millionen gestiegen.

Parallel dazu erhebe man den weiteren Hilfsbedarf, "vor allem in jenen Gegenden, wo bisher noch keine Hilfe hingekommen ist". Auch die Bargeldunterstützung der Betroffenen sei wichtig, denn viele seien vorher als Taglöhner auf Märkten oder in Shops tätig gewesen, die nun ebenfalls wie die Unterkünfte zerstört wurden, wodurch diese Menschen praktisch vor dem Nichts stehen würden. Grundsätzlich unterstütze die Caritas Österreich Organisationen vor Ort bzw. lokale Caritas-Ableger, das nehme den Helfenden ein wenig vom Druck. Und man leiste "Hilfe in der Koordination, aber auch in der Kommunikation" - und das unter erschwerten Bedingungen, nachdem aktuell teilweise weder Mobilfunk noch Internet funktioniere. Ein österreichischer Caritas-Vertreter wird jedenfalls vor Ort tätig sein, befinde sich aber aktuell noch im Nachbarstaat Thailand.

Sicherheitslage für Hilfsorganisationen grundsätzlich gut

Auch wenn die betroffenen Regionen zuvor auch Schauplatz des Bürgerkriegs waren, gebe es aktuell keine Kampfhandlungen, erläuterte Knapp. Die Sicherheitslage sei grundsätzlich gut, nicht zuletzt "weil die Hilfsorganisationen auch respektiert werden, vor allem auch die Caritas". Thema sei jedoch die Gefährdung durch Nachbeben und den daraus resultierenden Einstürzen von Gebäuden. Wie lange man insgesamt in Myanmar zu tun haben werde, sei aktuell noch schwierig einzuschätzen, "aber wir befinden uns jetzt in einer absoluten Akutsituation", so Knapp, es gehe nach wie vor darum, Menschen aus ihren zerstörten Häusern zu bergen. Normalerweise dauere diese absolute Notphase, "Search and Rescue" genannt, bis zu drei Wochen. Dann eine bis zu drei Monate andauernde Phase namens "Early Recovery" (frühe Genesung) - und erst dann könne eine längerfristige Wiederaufbau-Phase eingeleitet werden.

(S E R V I C E - Spendenkonto: Caritas Österreich, BAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: "Katastrophenhilfe Südostasien" www.caritas.at/erdbeben-suedostasien)

Zusammenfassung
  • Die Caritas leistet unter schwierigen Bedingungen in Myanmar Hilfe, wo das Erdbeben die ohnehin kritische Lage drastisch verschärft hat.
  • Rund 3.000 Menschen fanden in Notunterkünften Schutz, während insgesamt bis zu 800.000 Personen obdachlos sein könnten.
  • Die Sicherheitslage ist stabil, aber die Gefahr durch Nachbeben bleibt bestehen, während die Caritas ihre Hilfe weiter ausbaut.