Geglückter Raketenstart bei der Mission CanSat
Der Luftraum ist gesperrt, die Spannung steigt kurz vor dem Countdown unter den über 200 Zuseherinnen und Zusehern, den Organisatoren und Schulklassen, aber am aufgeregtesten sind die Schüler-Teams, deren CanSats - Satelliten in Größe und Form einer Getränkedose - in der 2,10 Meter großen Rakete nach oben fliegen, vor allem beim Fehlstart. Doch wenige Minuten später beim zweiten Versuch zischt die "Bettina" getaufte Rakete in den Himmel, rund 500 Meter hoch. Die Mini-Satelliten werden am höchsten Punkt aus der Rakete gelassen und gleiten an kleinen Fallschirmen zu Boden. Und dann heißt es suchen, denn es weht leichter Wind am Flugplatz. Zum Glück landeten alle Wettbewerbsteilnehmer sanft auf Acker oder Wiese. "Einmal wurde schon ein CanSat nicht gefunden und bei einem Start auf den Azoren landete einer im Meer", weiß Bettina Anderl, die Österreich-Managerin für ESERO (European Space Education Resource Office) und Projektleiterin. Die Rakete kam vollständig am Boden an, für den zweiten Start am Nachmittag musste allerdings auf Ersatzteile zurückgegriffen werden. Denn dann sollten die CanSats der restlichen Teams auf Mission gehen.
Während ihres Falles führen die Mini-Satelliten Messungen für die für alle gleiche Primärmission - Temperatur und Luftdruck, Auswurfhöhe, Fallgeschwindigkeit - und für die von jedem Team individuelle gewählte Sekundärmission durch. Die Final-Teams bestehen aus je drei bis sechs Schülerinnen und Schülern und einer Betreuungsperson. Ihr Ziel: die Teilnahme am Event "Space Engineer for a Day" der europäischen Weltraumagentur ESA im Juni in den Niederlanden.
Heuer am Start sind Teams aus Wien - Voyager 12 vom GRG12, Spaceteam Zirkusgasse vom BG/BRG II Zirkusgasse, Sputnik vom Schottengymnasium und Intergalactic Genius vom Lise-Meitner-Realgymnasium -, Mission CanSat von der HTL Rankweil als erste Teilnehmende aus Vorarlberg und die vier Oberösterreich-Teams EFMK Space Engineering vom Bundesrealgymnasium Steyr, Gmunden Space Agency vom BG/BRG Gmunden sowie Daidalos und Aiolos vom BG/BRG/BORG Schärding (OÖ). Sie haben sich seit November auf die "Weltraummission" vorbereitet - "meist abseits vom Hauptunterricht in Freigegenständen, auch in jahrgangsübergreifenden Teams", erklärt Anderl.
Viele der Teams kommen aus AHS wie die beiden Gruppen aus dem nahen BG/BRG Schärding, das zum ersten Mal dabei ist. Für die Burschen aus der HTL Rankweil ist die Teilnahme am Wettbewerb zugleich ihre Diplomarbeit und erfordert mehr Arbeit und Aufbereitung.
Bereits am Mittwoch fand im Ars Electronica Center in Linz die technische Abnahme der CatSans durch das TU Wien Space Team und ein Droptest aus 19 Metern Höhe statt. Noch am Donnerstagabend werden die Ergebnisse aus dem Raketenstart ausgewertet und am Freitag vor einer sechsköpfigen Jury in Linz präsentiert. Diese kürt das Siegerteam, das im Juni zu "Space Engineer for a day" im technischen Zentrum der ESA, ESTEC, in die Niederlande reisen darf. Neben dem Hauptpreis werden etwa auch die beste Teamleistung und die beste Öffentlichkeitsarbeit bewertet.
Die Vorjahressieger aus Österreich, Team Werndl Explorer, sind auch am Donnerstag in Suben dabei, allerdings in einer anderen Mission: Sie machen einen Versuch mit einem selbst gebauten Beschleunigungssensor für das TU Space Team, das den Wettbewerb durchführt, - und ihr CanSat landete prompt in einem Baum. Das TU Space Team besteht aus Studierenden, die sich mit Raumfahrt beschäftigen und neben der "Bettina" auch an einer wasserstoffbetriebenen Drohne arbeiten.
Der CanSat-Wettbewerb wird in allen Mitgliedsländern der ESA durchgeführt. In Österreich wird er gefördert von der FFG, dem Bundesministerium für Klimaschutz, der ESA selbst, Sponsor ist die Firma beyond gravity, durchgeführt wird der Wettbewerb von der TU Wien und Ars Electronica. ESERO ist ein Projekt der Europäischen Weltraumagentur ESA und Bildungspartnern in verschiedenen europäischen Ländern zur Förderung des Interesses der Jugend an naturwissenschaftlichen Fragestellungen (MINT-Fächer in der Grund- und Sekundarschulbildung). ESERO Austria ist im Auftrag von ESA und FFG/bmk seit 2016 im Ars Electronica Center Linz aktiv.
(S E R V I C E - Mehr Infos unter http://ars.electronica.art und http://austria-in-space.at)
Zusammenfassung
- Bei Österreichs einzigem Raketenstart am Flugplatz Suben erreichte die Rakete 'Bettina' mit fünf Schüler-Satelliten an Bord eine Höhe von 500 Metern.
- Über 200 Zuschauer beobachteten, wie die Satelliten in Getränkedosengröße Messungen zu Temperatur und Luftdruck sowie zur Fallgeschwindigkeit durchführten.
- Schüler-Teams aus ganz Österreich, die seit November für die Mission trainierten, nahmen am CanSat-Wettbewerb teil.
- Die Ergebnisse des Raketenstarts werden von einer sechsköpfigen Jury bewertet, um das Team auszuwählen, das zur ESA nach Niederlande fahren darf.
- Der Wettbewerb wird unterstützt von der ESA, der FFG, dem Bundesministerium für Klimaschutz und der Firma beyond gravity.