kardinäle beim KonklaveAPA/AFP

Franziskus ist tot

Gab es jemals einen Papst aus Österreich?

Heute, 08:50 · Lesedauer 4 min

Der heute emeritierte Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, galt vor 20 Jahren als "papabile", als Anwärter auf die Nachfolge des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II. und noch mehr 2013 nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Er wäre seinerzeit womöglich nicht der erste "österreichische" Papst geworden.

Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag spielt Kardinal Schönborn beim anstehenden Konklave nur mehr am Rande eine Rolle.

Einen österreichischen Pontifex gibt es also nun nicht. In der Vergangenheit gab es ihn allerdings schon. 

Pontifex Gregor V. 

Der genaue Geburtsort Brun(o) von Kärntens, dessen Pontifikat als Gregor V. von 996 bis 999 dauerte, ist nicht bekannt. Einer Volkslegende nach wurde er jedoch um 972 in Stainach im Ennstal (Steiermark) geboren. Schriftliche Hinweise oder gar Beweise dafür gibt es aber nicht.

Brunos Vater, Otto von Wormsgau, wurde erst 978 mit 30 Jahren Herzog von Kärnten, so dass auch ein Geburtsort Brunos in Deutschland nicht unwahrscheinlich erscheint. Otto könnte sich mit seiner Frau Judith von Bayern allerdings schon vor der Geburt Brunos im Kärntner Herzogtum niedergelassen haben.

Sicher ist, dass der 972 geborene spätere Papst Gregor V. in der Kathedralschule von Worms zum Geistlichen erzogen wurde. Er studierte Latein, Kirchengeschichte und die Schriften der Kirchenväter wie Papst Gregor I., dessen Namen er als Pontifex annehmen sollte.

Gregor V. war nicht nur der erste Papst aus dem Deutschen Reich, sondern auch einer der jüngsten Päpste. Seinen Aufstieg hatte er seiner Verwandtschaft mit dem sächsischen Königshaus der Liudolfinger zu verdanken.

24-Jähriger krönte 16-Jährigen zum Kaiser

Als der römisch-deutsche König Otto III. 996 mit einem Heer nach Italien zog, um dem vom römischen Adel unter Führung von Crescentius II. Nomentanus bedrängten Papst Johannes XV. beizustehen und sich von ihm zum Kaiser krönen zu lassen, kam die Nachricht vom plötzlichen Tod Johannes'.

Otto III. machte kurzerhand den nur etwa 24 Jahre alten Hofkaplan Bruno von Kärnten, seinen Cousin, zu dessen Nachfolger. Wenige Tage nach der Weihe krönte der 24-Jährige den nur 16-Jährigen Otto zum Kaiser.

Nach Akt der Milde übte Gregor V. brutal Vergeltung

Danach wurde Gericht über Crescentius gehalten: Gregor begnadigte ihn allerdings und erließ ihm die Verbannung, die Otto ausgesprochen hatte. Er erhoffte sich als in Italien völlig unbeschriebenes Blatt, dadurch die römischen Adelsparteien, die ihre Macht durch Kaiser und Papst beschnitten sahen, für sich zu gewinnen.

Doch kaum hatte der Kaiser die Ewige Stadt mit seinen schützenden Truppen wieder verlassen, vertrieb Crescentius den neuen Papst wieder aus Rom; Johannes Philagathos, ein gebürtiger Grieche und bisher enger Vertrauter des deutschen Königshauses, wurde als Gegenpapst Johannes XVI. eingesetzt.

Die Strafe war fürchterlich, als der "Papst aus Österreich" mit militärischer Hilfe seines kaiserlichen Cousins nach Rom zurückkehrte. Crescentius wurde enthauptet, Philagathos wurde mit Billigung Gregors an Händen, Zunge, Nase und Ohren verstümmelt und verkehrt auf einem Esel sitzend, unter Verhöhnungen durch Rom getrieben.

Die knapp vier Jahre von Gregors Pontifikat brachten ein engstes Verhältnis zwischen Kaiser- und Papsttum. Der junge Pontifex zeigte jedoch auch Eigenständigkeit: So forderte er von Otto den Kirchenstaat zurück, im Streit um die Besetzung des Erzbischof-Stuhles im französischen Reims ergriff er gegen den von Otto begünstigten Gerbert von Aurillac Partei und bestätigte Arnulf im Amt.

Mit weniger als 30 Jahre starb Gregor V. - an einer Vergiftung, wie es zunächst hieß. Nach neuesten Forschungen dürfte er jedoch der Malaria erlegen sein. Ein weiterer Papst aus dem österreichisch-bayerischen Raum war Poppo, Bischof von Brixen, der spätere Papst Damasus II.

Auch er wurde nach nur 23 Tagen als Papst 1048 Opfer der Malaria. Geboren wurde er der Legende nach in Pildenau bei Ering, das heute in Deutschland nahe der Grenze zu Oberösterreich (Inntal) liegt. Übrigens: Geboren wurde auch Schönborn nicht in Österreich, sondern in Böhmen.

Zusammenfassung
  • Der heute emeritierte Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, galt vor 20 Jahren als "papabile", als Anwärter auf die Nachfolge des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II. und noch mehr 2013 nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI.
  • Er wäre seinerzeit womöglich nicht der erste "österreichische" Papst geworden.
  • Der genaue Geburtsort Brun(o) von Kärntens, dessen Pontifikat als Gregor V. von 996 bis 999 dauerte, ist nicht bekannt.
  • Einer Volkslegende nach wurde er jedoch um 972 in Stainach im Ennstal (Steiermark) geboren. Schriftliche Hinweise oder gar Beweise dafür gibt es aber nicht.