Deutsche Umweltschützer fordern Ausbau-Stopp von Tesla-Werk
Die 80 bis 100 Umweltaktivisten aus vielen Ecken Deutschlands bauten ihr am Donnerstag aufgeschlagenes Protestcamp mit zehn Baumhäusern aus. Sie sahen sich vor allem durch Zuspruch auch von Anwohnern gestärkt. Bürgerinnen und Bürger der Region, auch Familien mit Kindern, spazierten bei Ausflugswetter durch das Camp. Sie brachten auch Lebensmittel, Toilettenpapier und andere Spenden vorbei.
Die Umweltgruppen wollen den Widerstand der Anrainer unterstützen. Die Bevölkerung der 9.000-Einwohner-Gemeinde Grünheide sprach sich vor kurzem bei einer Befragung mehrheitlich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus. Die Politik müsse diesem Votum folgen, forderten die Umweltgruppen. "Was muss noch passieren, damit die Politik reagiert und endlich Menschenwohl vor Profitinteressen gestellt wird", sagte Winters. Die Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete, die das Protestcamp am Samstag besuchte, sagte: "Ich denke, der Ausbau muss gestoppt werden, weil die Anwohner es nicht wollen." Rackete ist Spitzenkandidatin der Linken für die Europawahl.
Damit wächst für das Unternehmen und sein einziges europäisches Autowerk der Ärger. Zudem tobt ein Streit über Tesla-Abwasser und Grenzwert-Überschreitungen. Eine rasche Lösung für einen noch ausstehenden Bebauungsplan ist nicht in Sicht.
Tesla will sein Gelände, das teils im Wasserschutzgebiet liegt, erweitern und einen Güterbahnhof sowie Logistik- und Lagerhallen errichten. Es geht um ein etwa 120 Hektar großes Areal, das dafür gerodet werden soll. Die Erweiterungspläne sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Autobauer die Produktion steigern und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln will. Zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr. Tesla argumentiert, dass mit dem Güterbahnhof Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert würde.
Baumhäuser und besetze Wälder gehörten zum Programm der Umweltbewegung, die in der Vergangenheit gegen Autobahnen und vor allem den Kohleabbau protestierte, etwa in Nordrhein-Westfalen. In Erinnerung sind auch Bilder von Räumungen mit einem großen Polizeiaufgebot. Es kam auch zu Rangeleien zwischen Aktivisten und den Sicherheitskräften.
In Grünheide - das in einer wald- und seenreichen Ausflugsregion liegt - bleibt die Lage für die Aktivistinnen und Aktivisten entspannt. Die Polizei duldet das Camp vorerst bis Mitte März. Die Umweltgruppen dürfen maximal 15 Bauten im Wald errichten, wie es in einem Bescheid der Behörde heißt, der im Camp einsehbar ist. Sie dürfen kein Feuer machen und keine Müllberge hinterlassen.
Zusammenfassung
- Umweltschützer in Brandenburg fordern Stopp des Tesla-Ausbaus; Protestcamp mit Baumhäusern als Zeichen des Widerstands errichtet.
- Mehrheit der 9.000 Einwohner von Grünheide lehnt Erweiterungspläne ab; Carola Rackete unterstützt Proteste vor Ort.
- Tesla strebt Produktionsverdopplung auf eine Million Autos an; Konflikt um Umweltauflagen und geplante Rodung von 120 Hektar.