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Antidepressiva können Herzgefahr bedeuten

01. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Die Einnahme von Antidepressiva ist mit einer zum Teil starken Zunahme des Risikos für einen plötzlichen Herztod verbunden. Ein bis fünf Jahre Gebrauch solcher Medikamente erhöht die Gefährdung um 56 Prozent, nach mehr als sechs Jahren verdoppelt sich das Risiko. Das hat eine jetzt in Wien vorgestellte landesweite wissenschaftliche Studie aus Dänemark ergeben.

Derzeit findet in Wien der Jahreskongress des Europäischen Verbandes der Herz-Rhythmologen (EHRA/30. März bis 1. April) statt. Für Aufsehen könnte eine Sonntagabend bei dem Kongress präsentierte dänische Studie sorgen, in der landesweit alle Todesfälle des Jahres 2010 epidemiologisch analysiert wurden. Es handelte sich - bei 4,3 Millionen Einwohnern im Alter zwischen 18 und 90 Jahren - um Informationen über 45.701 Todesfälle, 6.002 davon durch plötzlichen Herztod.

"Patienten mit psychischen Erkrankungen haben bekanntermaßen eine erhöhte Sterblichkeit aus allen Ursachen, auch durch Fälle von plötzlichem Herztod, über alle Altersgruppen hinweg. Wir haben (in einer früheren Studie; Anm.) bereits gezeigt, dass Menschen mit diagnostizierten Depressionen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine doppelt so hohe Todesrate durch plötzlichen Herztod aufweisen. Die Auswirkung der Dauer der Einnahme von Antidepressiva auf das Risiko des plötzlichen Herztods war aber bisher unbekannt", stellten die Wissenschafter um Jasmin Mujkanovic vom Reichshospital in Kopenhagen in der Zusammenfassung ihrer Studie fest.

Deshalb analysierten die Epidemiologen alle Todesfälle in der Altersgruppe der 18- bis 90-Jährigen in Dänemark im Jahr 2010 nach der Häufigkeit von Fällen plötzlichen Herztods. Gleichzeitig wurde das mit einer zumindest zweimalig erfolgten Erstattung der Kosten für vom Arzt verschriebene Antidepressiva im Rahmen der Behandlung einer solchen Erkrankung in Verbindung gebracht.

Besonders auf die Dauer kommt es an

Das Ergebnis weist eindeutig auf ein höheres Herzrisiko in Verbindung mit der Einnahme von Antidepressiva - besonders abhängig von der Dauer des Gebrauchs - hin. Von den 6.002 Fällen von plötzlichem Herztod entfielen 1.981 auf Menschen, welche zuvor Antidepressiva eingenommen hatten. Das Risiko war in allen Altersgruppen exklusive der 18- bis 29-Jährigen höher.

"Glich man statistisch Alter, Geschlecht und das Vorliegen sonstiger Erkrankungen aus, zeigte sich bei einer Einnahme von Antidepressiva über einen Zeitraum von einem bis fünf Jahren ein um den Faktor 1,56 (plus 56 Prozent; Anm.) erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod. Mehr als sechs Jahre Gebrauch bedeuteten ein um den Faktor 2,17 erhöhtes Risiko", schrieben die Autoren der Studie.

Die Gefährdung stieg auch mit dem Alter und der Länge des Antidepressiva-Gebrauchs. Bei 40- bis 49-Jährigen erhöhte sich das Risiko eines plötzlichen Herztodes bei mehr als sechs Jahren Einnahme der Medikamente um 70 Prozent im Vergleich zu einer Behandlungsdauer von einem bis fünf Jahren. Bei den 50- bis 59-Jährigen stieg die Gefährdung bei mehr als sechs Jahren Antidepressiva-Gebrauchs um hundert Prozent gegenüber ein bis fünf Jahren. Unter den 60- bis 69-Jährigen waren es plus 40 Prozent, unter den 70- bis 79-Jährigen immer noch plus 20 Prozent.

"Die Dauer einer Exposition zu Antidepressiva war mit einer höheren Rate an Fällen plötzlichen Herztods verbunden. Jene, die sie sechs oder mehr Jahre einnahmen, hatten sogar noch ein größeres Risiko als jene Personen, welche die Medikamente ein bis fünf Jahre benutzten - im Vergleich zu Menschen aus der Allgemeinbevölkerung ohne Antidepressiva-Gebrauch", wurde Jasmin Mujkanovic in einer Aussendung zitiert.

Weitere Untersuchungen nötig

Laut den Wissenschaftern sollte man das Thema weiter untersuchen. Im Hintergrund könnten sowohl Effekte der Antidepressiva selbst als auch Lebensstilfaktoren von Menschen mit Depressionen oder sonstige Umstände stehen. An der psychischen Erkrankung leiden viele Betroffene schwer. Die Antidepressiva können einem Großteil von ihnen helfen.

Zusammenfassung
  • Die Einnahme von Antidepressiva ist mit einer zum Teil starken Zunahme des Risikos für einen plötzlichen Herztod verbunden. Ein bis fünf Jahre Gebrauch solcher Medikamente erhöht die Gefährdung um 56 Prozent, nach mehr als sechs Jahren verdoppelt sich das Risiko. Das hat eine jetzt in Wien vorgestellte landesweite wissenschaftliche Studie aus Dänemark ergeben.