Anschlag in Wien: Das radikale Netzwerk des Terror-Attentäters
15 Personen aus dem Umfeld des Terror-Attentäters wurden in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich seit dem Anschlag am Montag festgenommen. Gegen einige wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Der 20-Jährige Täter hatte offenbar auch Verbindungen in die Schweiz und die Slowakei. Das Netzwerk des Terroristen ist radikal, männlich und jung. Die Verhafteten sind zwischen 18 und 28 Jahre alt.
Acht der 15 Personen waren vorbestraft, vier waren in Bezug auf terroristische Vereinigungen nach Paragraf 278 StGb verurteilt worden, zwei wegen sonstiger Straftaten und zwei weitere wegen versuchten Ehrenmordes. Davon wurde einer 2012 zu zehn Jahren Haft verurteilt und 2017 entlassen. Der andere zu fünf Jahren und sechs Monaten. Er wurde 2015 entlassen.
Anklage gegen 18-Jährigen IS-Sympathisanten
Die Polizei hat im Zuge von Hausdurchsuchungen einen 18-Jährigen aus Bangladesch verhaftet. Er soll aus dem Umfeld des Attentäters stammen.
Der IS-Sympathisant wurde am 30.September wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (§ 278b) und Beteiligung an einer kriminellen Organisation (§278a StGB) angeklagt. Er hat offenbar bereits als Jugendlicher IS-verherrlichendes Material in sozialen Netzwerken verbreitet. Sein Prozess hat noch nicht begonnen.
21-jähriger Syrien-Begleiter
2018 versuchte der Attentäter gemeinsam mit einem inzwischen 21-jährigen Mann nach Syrien zu reisen, um dort der radikal-islamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) beizutreten. Beide wurden in der Türkei aufgegriffen und verhaftet. Nach mehrmonatiger Haft wurden sie nach Österreich überstellt und im April 2019 in Wien wegen terroristischer Vereinigung verurteilt.
Der Attentäter erhielt 22 Monate Haft und wurde im Dezember 2019 bedingt entlassen - vorzeitig. Sein Begleiter erhielt 21 Monate.
Beide sollen auch gemeinsam eine Moschee in der Hasnerstraße in Wien besucht haben, die bereits mehrmals im Zusammenhang mit der radikal-islamischen Szene stand.
Slowakei-Begleiter
Mitte Juli 2020 reiste der Attentäter in die Slowakei, um sich Munition für sein Sturmgewehr zu besorgen. Dabei wurde er von einem weiteren Mann begleitet. Die beiden sind in dabei in einem Auto unterwegs gewesen, das auf die Mutter eines bekannten 21-jährigen Islamisten angemeldet ist.
Laut den slowakischen Behörden ist der Kauf gescheitert. Der Attentäter fuhr demnach ohne Munition nach Wien zurück. Die slowakischen Behörden warnten daraufhin das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Eine entsprechend Reaktion und eine Weitergabe der Information an die Justiz blieb aus.
Kontakte in die Schweiz
In dem Schweizer Ort Winterthur wurden zwei Personen verhaftet, die in engem Kontakt mit dem Attentäter von Wien gestanden haben sollen. Es handelt sich um einen 18- und einen 24-Jährigen. Die Schweizer Justizministerin Karin Keller-Sutter bezeichnete sie als "Kollegen" des Täters. Es habe auch Treffen gegeben.
Die jungen Männer sind laut dem "St. Galler Tagesblatt" einschlägig bekannt. Beide sind in Strafverfahren wegen Terrorismus involviert, die seit 2018 und 2019 laufen. Der 24-Jährige ist Beschuldigter in einem Verfahren.
Zusammenfassung
- Das Netzwerk des Attentäters ist jung, männlich und radikal.
- In Österreich wurden bereits 15 Personen aus dem Umfeld des Terror-Attentäters verhaftet. Gegen einige wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt, andere wurden bereits verurteilt.
- Der Terror-Attentäter hatte Kontakte in die Schweiz und in die Slowakei. Im Schweizer Ort Winterthur wurden zwei Personen verhaftet, die in engem Kontakt mit ihm standen.