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Alte Hütten und Klimawandel lösen bei Alpenverein Sorgen aus

Über 100 Jahre alte Hütten, Trockenheit und auftauender Permafrost bereiten dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) Kopfzerbrechen. ÖAV-Präsident Gerald Dunkel-Schwarzenberger richtete am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck einen Appell an "politische Entscheidungsträger", den Verein zur Erhaltung der alpinen Infrastruktur stärker zu unterstützen. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen, doch es werde "ein größerer zweistelliger Millionenbetrag" nötig werden.

Bei vielen Hütten stehe eine Generalsanierung an, zudem werden aufgrund des Klimawandels Investitionen nötig. "Wir diskutieren vor allem bei höher gelegenen Hütten über Ersatzbauten, weil unter den Hütten der Permafrost wegbricht", beschrieb Dunkel-Schwarzenberger die Veränderungen im alpinen Gelände. Der Neubau einer Hütte koste drei Millionen Euro und es seien auch solche in mittleren Lagen betroffen, etwa in puncto Trockenheit und Wasseraufbereitung: "Wir müssen sehr tief in die Tasche greifen, um uns gut aufzustellen."

Der erst seit Jahresbeginn amtierende Alpenvereinspräsident will das Jahr nützen, um die Politik dafür zu sensibilisieren. Sein Vorgänger, Andreas Ermacora, hatte sich kurz vor Ende seiner Präsidentschaft gegenüber der APA von der Politik enttäuscht gezeigt und vehement gefordert, dass die Förderung alpiner Vereine gesetzlich festgeschrieben und angepasst werden sollte. Auch Dunkel-Schwarzenberger argumentierte nun, dass der ÖAV immerhin "vermutlich der größte Beherbergungsbetrieb Österreichs mit 10.000 Schlafplätzen" sei und durch ehrenamtliche Arbeit rund 25.000 Kilometer Wege betreut würden. Für den Tourismus Österreichs sei dies wesentlich, schließlich würden 50 Prozent der Urlauber vor allem zum Wandern ins Land kommen.

Doch nicht nur Touristinnen und Touristen sind in Österreichs Bergen viel unterwegs, wie die aktuelle Mitgliederstatistik des ÖAV zeigt. Mit Jahresende 2023 hielt der Verein bei über 710.000 Mitgliedern, im Jahr 1990 waren es beispielsweise nur 22.254. Auffallend sei, dass der Alpenverein "ein wenig urbaner" geworden sei. Die meisten Mitglieder habe weiterhin Wien, gefolgt von Tirol und Oberösterreich. Den prozentuell größten Anstieg verzeichnete aber das Burgenland. Die Entwicklung habe auch mit "Trendsportarten" wie Sportklettern und Mountainbiken zu tun. Im Osten Österreichs würden "diese Themen vermehrt ankommen", sagte Dunkel-Schwarzenberger.

Ein Grund für viele Menschen, zum Verein zu gehen, sei die Versicherung, erklärte Generalsekretär Clemens Matt. Eine Statistik zeige, dass die Unfälle - angesichts steigender Mitgliederzahlen - ebenfalls zunehmen. Im Durchschnitt ereignen sich pro Tag fünf bis sechs Fälle, insgesamt 2.045 Schadensfälle wurden im Vorjahr registriert. Die meisten Vorfälle passieren beim Wandern. "Beim Alter fällt auf, dass zwischen 30 und 39 Jahren ein gefährliches Alter ist", las Matt aus den Zahlen. 21,7 Prozent der Unfälle betreffe diese Altersgruppe.

Immer wieder werde zudem diskutiert, ob ein Unfall etwa durch mangelnde Vorbereitung verursacht werde. Dies spiele für den ÖAV aber keine Rolle: "Wir beurteilen nicht, ob ein Handeln unverantwortlich war oder nicht", sagte Matt. Für den Verein zähle nur, dass es sich um ein "in Not geratenes Mitglied" handle und die Versicherung übernehme die Kosten.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Österreichische Alpenverein (ÖAV), der mit 10.000 Schlafplätzen vermutlich der größte Beherbergungsbetrieb Österreichs ist, sieht sich mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Erhaltung von über 100 Jahre alten Hütten konfrontiert.
  • Präsident Gerald Dunkel-Schwarzenberger fordert mehr politische Unterstützung, da erhebliche Investitionen, darunter auch der Neubau von Hütten für drei Millionen Euro, notwendig sind.
  • Die Mitgliederzahl des ÖAV ist von 22.254 im Jahr 1990 auf über 710.000 im Jahr 2023 gestiegen; parallel dazu steigen auch die Unfallzahlen, insbesondere in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren.