Staatanwaltschaft KärntenPULS 24

Kind (11) vergewaltigt: "Engmaschige Kontrolle" nach U-Haft

Der am Mittwoch bekanntgewordene Missbrauch eines 11-jährigen Kindes durch einen 14-Jährigen in Mittelkärnten, sorgte für Empörung, ist es doch der zweite schwere Fall binnen weniger Wochen in Österreich. Expert:innen orten im PULS 24 Gespräch aber keine Häufung der Delikte. Wichtig sei die Betreuung des Opfers und die Kontrolle des Verdächtigen.

Erst vor wenigen Wochen wurde in Wien-Favoriten bekannt, dass eine 12-Jährige über mehrere Monate hinweg von 17 Jugendlichen missbraucht wurde. Am Mittwoch schockierte ein weiterer Missbrauchsfall in Kärnten. Mitte Jänner soll eine erst 11-Jährige von einem 14-Jährigen vergewaltigt worden sein.

Der 14-jährige Verdächtige soll bei einem Treffen plötzlich über das 11-jährige Mädchen hergefallen sein, sie gefesselt und sich an ihr vergangen haben, wie die "Kleine Zeitung" unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Sie kannten sich. Beide sind ukrainische Staatsbürger.

Ein 13-Jähriger soll die Tat gefilmt haben. Entsprechendes Beweismaterial sei laut Staatsanwaltschaft sichergestellt worden. Obwohl der 14-Jährige dem Mädchen drohte, erzählte sie ihrer Mutter noch am selben Tag von dem Vorfall. Diese alarmierte umgehend die Polizei. 

Video: 11-Jährige vergewaltigt: Tatverdächtiger ist 14

Fünf Wochen U-Haft für 14-Jährigen 

Der 14-Jährige sowie sein Komplize wurden einvernommen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage eingebracht, mittlerweile ist diese rechtskräftig, wie Gerichtssprecher Richter Christian Liebhauser-Karl auf PULS 24 Anfrage erklärt.

Der Haftrichter verhängte eine fünfwöchige U-Haft über den Jugendlichen. Die fünf Wochen seien laut Tina Frimmel-Hesse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, "angemessen und üblich", sofern Gründe wie Tatbegehungs-, Flucht- oder Verdunkelungsgefahr vorliegen, sagt sie zu PULS 24.

Die U-Haft ist der Bursche mittlerweile abgesessen. Nun ist er wieder auf freiem Fuß und wird von Bewährungshelfern bewacht. Die Betreuung bzw. Kontrolle eines mutmaßlichen jugendlichen Straftäters verlaufe engmaschig mit zwei persönlichen Terminen in der Woche, erklärt Steffen Felscher, Leiter der Bewährungshilfe-Einrichtung "Neustart" in Kärnten. 

Missbrauchsfälle gelangen "immer mehr in die Öffentlichkeit"

Die Ansicht vieler, dass sich Straftaten bei Jugendlichen häufen würden, teilt Felscher nicht. "Wenn man sich die Zahlen seriös anschaut, stellt man fest, dass es auch einen Rückgang in einigen Deliktgruppen gibt", sagt er. Auch Psychotherapeutin Waltraut Kompein-Chimani, erkennt keinen Anstieg. Sie glaube aber, dass die Fälle "mehr in die Öffentlichkeit kommen". 

Vor allem die sozialen Medien und der Zugang zu Pornografie würden die Hemmschwelle vieler Jugendlichen, was etwa Gewalt anbelangt, herabsetzen. Elternhaus, Schulen und auch die Politik seien gefordert, zu überwachen, was in den sozialen Netzwerken passiert, meint Kompein-Chimani. 

Opfer braucht "frühzeitige Therapie" 

Im Fall der 11-Jährigen brauche es nun eine frühzeitige Therapie, um das Erlebte aufzuarbeiten.

Aber nicht nur das Missbrauchsopfer, sondern auch der Tatverdächtige brauche entsprechende Betreuung. "Den Tätern muss man hier ganz dringend helfen, damit sie mit ihrem Aggressionspotenzial und auch mit ihrer Sexualität besser umgehen lernen", erklärt die Psychotherapeutin. 

Debatte um Strafmündigkeitsgrenze

Der besonders grausame Missbrauch einer 12-Jährigen durch insgesamt 17 Jugendliche hatte eine Debatte über die Senkung der Strafmündigkeitsgrenze angestoßen. Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nahm dies zum Anlass, um von Innenminister Gerhard Karner und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP) ein entsprechendes Paket erarbeiten zu lassen. Auch die FPÖ pocht auf die Herabsetzung der Strafmündigkeit. 

Video: Senkung der Strafmündigkeit in Österreich?

ribbon Zusammenfassung
  • Der am Mittwoch bekanntgewordene Missbrauch eines 11-jährigen Kindes durch einen 14-Jährigen in Mittelkärnten, sorgte für Empörung, ist es doch der zweite schwere Fall binnen weniger Wochen in Österreich.
  • Expert:innen orten im PULS 24 Gespräch aber keine Häufung der Delikte.
  • Wichtig sie die Betreuung des Opfers und die Kontrolle des Verdächtigen.