Bioethik-Kommissionschefin für schnelle Einführung der Impfpflicht
Wenn es darum geht, Getesteten und Genesenen Eintritt zu verwehren (1-G-Regel), müsse man differenzieren, so Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethik-Kommission im Newsroom LIVE bei Thomas Mohr. Geimpfte strahlen die geringste epidemiologische Gefahr aus. Sie sollten Rechte, die durch die Pandemie beschnitten worden seien, zurückbekommen. Aber auch auf Genesene würde das zutreffen. Sie spricht sich deshalb für eine 2-G-Regel aus. Geimpfte und Genesene sollen "gleichberechtigt am sozialen Leben teilnehmen" können.
Einen Lockdown sieht sie zwar anders als Justizministerin Alma Zadić (Grüne), die im PULS 24 Interview sagte, dass sich schwer argumentieren ließe, Personen, die geimpft sind, zuhause einzusperren. Denn "Impfungen wirken in den seltensten Fällen zu 100 Prozent". Erkrankungen wären nur seltener, die Verläufe schwächer. Trotzdem spricht sich Druml gegen einen neuerlichen Lockdown aus.
OP-Verschiebungen: "Staat muss eingreifen"
Dass wegen höherer Spitalsauslastung durch Corona-Kranke OPs verschoben werden müssen, sei "sehr schwer zu rechtfertigen". "Natürlich muss der Staat hier eingreifen." Es sei seine Aufgabe, den Menschen bewusst zu machen, dass sie sich impfen lassen sollen. "Jeder, der nicht geimpft ist, wird an einer Variante wie Delta erkranken", ist sich die Expertin sicher.
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli meinte, Impfgegner müssten "eigentlich eine Patientenverfügung ausfüllen, worin er bestätigt, dass er im Fall einer Covid-Erkrankung keine Spital- und Intensivbehandlung will. Das wäre echte Eigenverantwortung." Dem widerspricht Druml. Würde man das weiterdenken, beträfe das auch Alkoholiker oder Bergsteiger, die Risiken eingehen. "Wir haben ein Gesundheitssystem, das auf Solidarität beruht und die muss auch weiter gelten."
Spitals-Selbstbehalt und Kostenpflichtige Tests
"Selbst wenn sich morgen alle Leute, die noch nicht geimpft sind, impfen lassen, brauchen wir noch drei Wochen, bis das Wirkung hat". Die Gesellschaft sei in einer gefährlichen Situation, attestiert die Expertin. Man könne diskutieren, ob Nicht-Geimpfte bei Spitalsaufenthalten einen Selbstbehalt bezahlen sollen. Auch Tests kostenpflichtig zu machen, schließt die Bioethik-Vorsitzende nicht aus, um den Impfanreiz zu vergrößern. Ausnahmen müsse es jedoch für Kinder unter 12 Jahren und Menschen, die nicht geimpft werden können, geben. Da solle weiter die Krankenkasse finanzieren.
Impfpflicht für Lehrer, Ärzte, Frisöre
Druml ist für eine Impfpflicht als Voraussetzung für Gesundheitsberufe, aber auch für körpernahe Berufe wie Friseure oder Masseure. Auch für Lehrer müsse das gelten, vor allem für jene, die schulpflichtige Kinder unterrichten, die sich noch nicht impfen lassen können. Das Lehrpersonal hätte hier eine größere Verantwortung als zum Beispiel Sporttrainer, denn da hätten Eltern und Kinder eine Wahlmöglichkeit.
"Der Staat will sichtlich keine Verpflichtung in dieser Hinsicht anordnen", man höre immer "dieses Freiwilligkeitsmantra". Der Staat müsse sich aber überlegen, "dass Freiwilligkeit nicht mehr der erste Aspekt eines Lebens miteinander ist". Wenn der Nutzen für die Allgemeinheit sehr groß, der Stich geringfügig und wenn die Impfung wirksam ist, würde das eine Impfpflicht ethisch und rechtlich rechtfertigen. Diese politische Entscheidung müsse getroffen werden und das schnell. Man sei sowieso schon spät dran, wie die Intensivbelegung zeige.
Zusammenfassung
- Wenn es darum geht, Getesteten und Genesenen Eintritt zu verwehren (1-G-Regel), müsse man differenzieren, so Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethik-Kommission im Newsroom LIVE bei Thomas Mohr.
- Geimpfte strahlen die geringste epidemiologische Gefahr aus. Sie sollten Rechte, die durch die Pandemie beschnitten worden seien, zurückbekommen. Aber auch auf Genesene würde das zutreffen.
- Sie spricht sich deshalb für eine 2-G-Regel aus. Geimpfte und Genesene sollen "gleichberechtigt am sozialen Leben teilnehmen" können.
- Dass wegen höherer Spitalsauslastung durch Corona-Kranke OPs verschoben werden müssen, sei "sehr schwer zu rechtfertigen". "Natürlich muss der Staat hier eingreifen." Es sei seine Aufgabe, den Menschen bewusst zu machen, dass sie sich impfen lassen sollen
- Man könne diskutieren, ob Nicht-Geimpfte bei Spitalsaufenthalten einen Selbstbehalt bezahlen sollen. Auch Tests kostenpflichtig zu machen, schließt die Bioethik-Vorsitzende nicht aus, um den Impfanreiz zu vergrößern.
- Druml ist für eine Impfpflicht als Voraussetzung für Gesundheitsberufe, aber auch für körpernahe Berufe wie Friseure oder Masseure. Auch für Lehrer müsse das gelten, vor allem für jene, die schulpflichtige Kinder unterrichten.