Signa: Warum Treuhänder die Kontrolle übernommen haben
Am Montag legten sich die Gläubiger der wichtigsten Signa-Töchter - Prime und Development - auf einen Sanierungsplan fest. Bemerkenswert dabei: Es wurden Treuhänder bestellt. Das bedeutet: Das gesamte Vermögen wird übergeben, die Gläubiger haben dann die Kontrolle, was mit den Immobilien passiert. Für das Management kommt der Schritt einer Entmachtung gleich.
Treuhänder statt Management - warum?
Eine solche Sanierung mit einem Treuhänder ist gesetzlich zwar möglich, wird aber nur selten umgesetzt, sagte Moritz Zoppel, Dozent an der Wirtschaftsuniversität Wien und Experte für Insolvenzrecht. "Das macht man eh kaum", würde er dazu in Vorlesungen sagen.
Warum entscheiden sich die Gläubiger dann dafür? Vor allem habe man "viel mehr Zeit als in einem Konkursverfahren und auch mehr Zeit als in einem Sanierungsverfahren, auch wenn die Quote ebenso in zwei Jahren fließen muss", so Zoppel.
Dadurch erhofft man sich höhere Verkaufs-Preise für die Prunk-Immobilien aus René Benkos Portfolio. Denn nun ist die Verhandlungsposition etwas besser - man muss nicht um jeden Preis sofort verkaufen.
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Ein weiterer Grund könnte das - bereits mehrfach medial berichtete - Misstrauen in das Signa-Management sein. "Im Wesentlichen ist es eine Überwachungslösung. Man lässt die Signa nicht mehr alleine weitermachen", erklärte der Jurist. Es könne als sein, "dass man dem Treuhänder mehr vertraut als dem Management".
Was erhoffen sich die Gläubiger?
Eine große Sorge ist zunächst vom Tisch: Der Konkurs und ein damit einhergehender Fire-Sale. Bei solchen Notverkäufen hätte man Immobilien wohl unter Wert abgeben müssen - die Gläubiger wären um noch mehr Geld umgefallen. Laut Zoppel wäre das "positive Zukunftsszenario", dass sich der Markt für Gewerbeimmobilien in den kommenden Monaten und Jahren erhole und man dann "in Ruhe alle Immobilien verkaufen kann".
Angekündigt wurde eine Quote für die Gläubiger von 30 Prozent. "Möglich wäre, dass für die Gläubiger noch mehr herausschaut, das wäre dann eine sogenannte Superquote", meinte Zoppel. Etwa, wenn durch die Immobilienverkäufe mehr Geld erwirtschaftet wird, als bisher geplant. "Dazu muss man die Prognosen aber auch glauben", warf er ein.
Keinen Glauben schenkt diesen Prognosen wohl auch Wolfgang Peschorn, Leiter der Finanzprokuratur und damit Vertreter der Republik Österreich in dem Verfahren. Die Republik stimmte gegen den Sanierungsplan, auch weil die 30-Prozent-Quote nur ein Versprechen und nicht fix sei.
Zoppel sieht für die Gläubiger bisher einen "ganz guten Ausgang" des Sanierungsverfahrens. "Man hat das Unternehmen der Signa nicht gerettet, sie wird als Immobilienunternehmen nicht weitergeführt, aber für die Gläubiger ist eine Quote von 30 Prozent ziemlich gut".
Wie geht es jetzt weiter?
Klar ist: Das ist nur ein Etappensieg auf dem Weg, die Milliarden-Pleiten abzuwickeln. Dass man dringend Geld brauche und der Zeitdruck dabei weiterhin groß ist, gestand auch Noch-Sanierungs-Vorstand Erhard Grossnigg im Interview mit Ö1 zu. Insgesamt seien 60 Gesellschaften in Insolvenzverfahren, die müsse man innerhalb von drei Monaten aus den Verfahren "rausholen" - dafür braucht es Geld.
"Bettelbriefe" an die Aktionäre hätten nichts gebracht, meinte Grossnigg: "Wir müssen also Immobilien verkaufen und das sind sehr große Immobilien". Der neue Sanierungsplan würde jetzt aber "etwas mehr Zeit" geben.
Große Umbau-Maßnahmen gibt es auch in der Führungsriege. Grossnigg (77) hat seinen Rücktritt nach der nächsten Hauptversammlung bereits angekündigt. Und auch Alfred Gusenbauer wird seinen Sitz als Aufsichtsratschef mehrerer Signa-Gesellschaften freimachen. Ihm könnten Berichten zufolge weitere Benko-Weggefährten folgen, unter anderem Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag.
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Zusammenfassung
- Bei der Signa Prime und der Signa Development übernehmen Treuhänder das Ruder.
- Das gesamte Vermögen wird übergeben, die Gläubiger haben dann die Kontrolle, was mit den Immobilien passiert.
- Ein Vorteil: Man gewinnt Zeit. Ein Sanierungsplan müsse in zwei Jahren umgesetzt werden, nun hat man bis zu fünf Jahre Zeit, um die Prunk-Immobilien an den Mann zu bringen.
- Ein weiterer Grund könnte das Misstrauen in das Signa-Management sein. "Im Wesentlichen ist es eine Überwachungslösung", sagte Insolvenzexperte Moritz Zoppel.