Klaus Ranger

Tarifverhandlungen bei kriselndem Raiffeisen-Investment ausgesetzt

Die ursprünglich für Freitag geplanten Tarifverhandlungen für die rund 23.000 Beschäftigen beim kriselnden Agrarhändler Baywa sind ausgesetzt. Die Gewerkschaft hatte zuvor Informationen zur Lage des Unternehmens eingefordert.

Die Gewerkschaft Verdi teilte mit, weil sich die wirtschaftliche Entwicklung der Baywa "dramatisch verschlechtert" habe, habe die Tarifkommission zunächst Informationen zur konkreten Lage des Unternehmens eingefordert. Die Baywa habe erklärt, sie könne sich erst äußern, wenn ein Sanierungsgutachten vorliege.

Der Aktienkurs des Münchner Agrarkonzerns, an der die österreichische Raiffeisen-Agrar Invest 28,1 Prozent hält, war am Montag um rund 30 Prozent abgestürzt. Baywa hält 47,53 Prozent an der RWA (Raiffeisen Ware Austria), die Dachorganisation der Lagerhaus-Genossenschaft. 

Darüber hinaus sitzt der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich Wien (RLB NÖ-Wien), Michael Höllerer, im Aufsichtsrat der Baywa.

Vorstand sucht Lösung

Die Baywa hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, sie habe das Gutachten in Auftrag gegeben und erklärt, das Unternehmen "reagiert damit auf eine angespannte Finanzierungslage". Der Vorstand gehe aber "aufgrund konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern und der eingeleiteten Maßnahmen davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden kann".

Das börsennotierte Unternehmen ist mit einem Umsatz von fast 24 Milliarden Euro Umsatz (2023) einer der größten Agrarhändler in Deutschland. Die Anlegerschutzvereinigung DWS (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) hat die Anlegerinnen und Anleger bereits dazu aufgerufen, ihre Interessen über sie zu bündeln. Die Baywa sei ein besonderes Unternehmen.

Aktie als Teil der Altersvorsorge

"Viele Landwirte sind dort gleichzeitig Kunden und Aktionäre", erklärte DWS-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt. Nicht selten sei die Baywa-Aktie wichtiger Teil der Altersvorsorge. "Wir wissen das aus den vielen Redebeiträgen auf der Hauptversammlung dieses Jahr."

Verdi kritisierte am Freitag, die Vorstände der Baywa hätten "jahrelang Missmanagement" betrieben und "einen Fehler nach dem anderen" gemacht. Die Gewerkschaft forderte, die Sanierung dürfe nicht auf Kosten der Beschäftigten gehen. Die Gewerkschaft und die Beschäftigten müssten im Sanierungsprozess beteiligt werden und mitbestimmen können.

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  • Die ursprünglich für Freitag geplanten Tarifverhandlungen für die rund 23.000 Beschäftigen beim kriselnden Agrarhändler Baywa sind ausgesetzt. Die Gewerkschaft hatte zuvor Informationen zur Lage des Unternehmens eingefordert.